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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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habe ins Dorf angerufen. Tatsächlich hat man dort in aller Herrgottsfrühe ein Mädchen mit einem demolierten Fahrrad ges e hen.“
    Erleichtert seufzte Jérémie auf. Wenigstens war sie nicht entführt worden und es schien ihr nichts Schlimmes g e schehen zu sein. Dies würde sich wah r scheinlich ändern, wenn er sie in die Finger bekäme. Dies e n Gedanken behielt er aber für sich. „Gibt es sonst noch Informati o nen?“
    „Nein, das ist leider alles.“
    „Sagt ihr mir B escheid, wenn ihr noch etwas hört?“
    In diesem Augenblick flog Jérémie s Bürotüre auf und knallte u n gebremst gegen die Wand. Er konnte s e hen, wie im Raum dahinter seine Leute neugierig die Köpfe verdrehten, um nichts zu verpa s sen. Den Blick unverwandt auf den Eindringling gerichtet, nahm Jérémie den Hörer, der ihm beinahe heruntergefa l len wäre, wieder fest in die Hand. „ Schwester Johanna? I ch glaube, das hat sich soeben erledigt.“ Dann le g te er auf.
     
     

Kapitel 46
     
    Schwer atmend, m it dunklen Ringen unter den Augen, zerzausten Haaren und mehr blauen Flecken als je zuvor, stand Beth mit i r rem Blick in der Tür. Anstatt sie hereinzubitten starrte Jérémie sie nur aus böse funkelnden A u gen an.
    „ Jérémie …“ N ac h Luft japsend setzte Beth zum S prechen an, musste den Versuch aber bald wieder au f geben.
    „Beth?“ Mühsam gelang es ihm seine Wut zu zügeln. Am liebsten hätte er sie gepackt und g e schüttelt.
    Langsam kam sie wieder zu Atem. Die Türe hinter sich schlie s send, trat sie vollständig in das Büro ein und ging auf den grossen Schreibtisch zu, hinter dem Jérémie a b wartete. Sie schaute ihm direkt in die Augen und ignorierte den offensichtlich kurz bevo r stehenden Wutanfall. Dieses Risiko musste sie eing e hen, denn sie brauc h te Hilfe und sie wusste nicht, an wen sie sich sonst wenden sollte. „ Jérémie , ich weiss, du bist stink w ü tend und wahrscheinlich wünscht du dir nichts lieber als mir an die Gurgel zu springen. Ich war ungehorsam, unvo r sichtig und es hätte mir alles Mögliche passieren können, als ich so unbedacht mit dem Fahrrad mitten in der Nacht aus dem Kloster geflohen bin. D a zu kommt, dass ich unten an der Hauptstrasse Autos mit wildfremden Menschen darin angehalten habe und gefragt habe, ob sie mich mi t nehmen würden. Fakt ist aber, ich bin heil hier angekommen und ich habe ein äu s serst wichtiges Anliegen, bei dem ich deine Hilfe brauche. “ Nac h dem sie diese Worte förmlich ausgespuckt hatte, liess sie sich schwer auf einen Stuhl fa l len.
    Immer noch wütend, aber auch neugierig über diesen angekündi g ten wichtigen Grund deutete Jérémie mit einem Kopfnicken an, dass er z u hörte.
    „Ich habe bereits gestern Nacht gegen die Regeln versto s sen und habe mich heimlich am Telefon der Nonnen bedient. Und während ich mit meinen Eltern telefonierte, gab es einen sonderbaren Vo r fall.“
    Beunruhigt durch Beths Tonfall krallte sich Jérémie an der Tisc h pla t te fest. „Was ist passiert?“
    „Ich weiss nicht gena u. A ber es hörte sich an, als wären meine Eltern verhaftet worden! Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorste l len, weshalb man sie erneut hätte einsperren sollen! Ich weiss was du jetzt denkst. Du fragst dich b e stimmt, warum ich ausgerissen bin und nicht einfach angerufen habe. Das kann ich dir erklären. Einer seits hätte man mich fast beim T elef o nieren erwischt und andererseits konnte ich nicht tatenlos heru m sitzen. Hilfst du mir?“ Die Verzweiflung begann langsam Übe r hand zu gewinnen, doch Beth kämpfte tapfer dagegen an und schluckte den Kloss, der sich in ihrem Hals gebi l det hatte, wieder hinunter. Doch als sie von Jérémie keine An t wort erhielt, wurde sie unsicher. „ Jérémie ? Was ist los?“ Er hatte die Augen gesenkt, weshalb sie sich leicht ducken musste, um den Blick kontakt wi e der herstellen zu können. Dieses Unterfa n gen bereute sie aber sogleich. Was sie in seinen Augen las , sprach mehr als tausend Worte. Das Entsetzen war ihr deutlich anzusehen, de n noch sagte er nichts. Er wusste, dass sie versta n den hatte.
    „Warum? Warum hast du das getan?“ Die zuvor hinunterg e schluckten Tränen kr o chen erneut in ihr hoch.
    Endlich fand er seine Sprache wi e der. „Ich hatte meine Gründe.“ Sie so zu sehen, setzte Jérémie mehr zu, als er zugeben wollte. Es zerriss ihm beinahe das Herz und er wäre am liebsten zu ihr g e gangen, um ihr diesen verletzten Ausdruck

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