Wenn nichts mehr ist, wie es war
kunft zu planen. Da eröffnete mir meine Tante ihren Entschluss und mir kam der Einfall, einige Zeit mit ihr zu g e hen.“
„Es war also alleine dein Einfall?“
„Ja.“
„In der Zeit in London und nachfolgend während deinem Aufen t halt hier in Nizza, ist dir nichts Besond e res am Verhalten deiner Tante aufgefallen? Klagte sie über Schmerzen oder hatte sie Pro b leme? “
„Nein, eigentlich nicht.“
„Eigentlich?“
„Naja, sie hatte in der ersten Woche nach ihrer Ankunft in Nizza einen Mann kennengelernt. Sie hat G e fallen an ihm gefunden, was auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien . Auf jeden Fall haben sie sich meh r fach getroffen. Wenn sie über ihn sprach, wurde sie manchmal rot und vor einem Treffen war die Nervos i tät deutlich zu spüren. Sie benahm sich wie ein frisch verliebter Te e nager .“
Jérémie entging die Zärtlichkeit in ihrer Stimme nicht. Be i nahe hatte er ein schlechtes Gewissen, nicht mehr Rücksicht auf ihre Gefühle ne h men zu können. Das war ihm schon lange nicht mehr passiert. „Hat sie dir den Namen dieses Ma n nes anvertraut?“
„Er heisst Henry. Mehr weiss ich le i der nicht.“
„Es ist dir nicht bekannt wie er zum Nachnamen heisst oder wo er wohnt?“
„Nein, leider nicht.“
„ Wann und w o haben sie sich denn ke n nengelernt?“
„Am Montag ihrer Ankunftswoche. Sie erzählte mir, dass sie ihn am M orgen, beim Holen eines Kaffees für unterwegs getroffen hatte. We l ches Kaffee das war, weiss ich nicht. “
„Und er sprach sie einfach so an?“
„Nein, offenbar griffen die beiden gleichzeitig nach dem Z u cker.“
„Sonst war nichts Auffälliges am Verhalten deiner Tante zu e r kennen?“
„Nein.“
„Hat deine Tante noch von anderen Erlebnissen erzählt, die vor deiner Ankunft stat t fanden?“
Beth musste überlegen. „Nein. Nicht so richtig. Obwohl… ich weiss nicht. E r zählt ist das falsche Wort. Eines Tages kam ich nach Hause und da stand ein Koffer vor der Tür. Es zierten ihn allerlei Stempel und Bänder, ich glaube , sogar eine Etikette von Shanghai klebte daran. Da ich zwar den Koffer als Dinas identif i z ieren , mir aber die vielen fre m den Dinge daran nicht erklären konnte, fragte ich Dina, was es damit auf sich hatte. Sie sagte dann nur kurz angebunden, dass der Koffer nicht mit ihr in Nizza a n kam. Sie scherzte dann noch über die augenscheinliche Reisefre u digkeit ihres Gepäcks und darüber, dass der Koffer sie wen igstens auf seinen Ausflug als Begleitung hätte mitnehmen kö n nen. Ich fragte sie nicht weiter, schliesslich kann es vorkommen, dass G e päck nicht auf direktem Weg am Zielort ei n trifft. “
„ Das stimmt. “ Jérémie kritzelte etwas auf das Papier. „ Wie ist in der Regel euer Tag verlaufen?“
„Naja, ich habe meistens bis ca. 10.00 Uhr morgens g e schlafen. Dina hatte das Haus dann natürlich bereits verlassen, sie musste ja arbeiten. Dann ging ich manchmal einkaufen und kochte a n schliessend für uns beide. Es sei denn, Dina war verabredet. In diesem Fall kochte ich ent weder für mich alleine oder übe r haupt nicht. Am Abend trafen wir uns dann meistens wieder in der Wo h nung.“
„Wie hast du deine Tage herumg e bracht?“
„Du hältst mich jetzt bestimmt für ve r rückt, aber ich habe viel Zeit auf den Friedhöfen hier verbracht. Ansonsten ging ich einkaufen , streifte durch die Gassen, klapperte die Sehenswürdi g keiten ab, legte mich an den Strand. Wie man es im U r laub eben so macht.“
Jérémie machte sich Notizen. Auf diese Weise ging es noch la n ge zwei Stunden weiter. Er befragte Beth weiter über allerlei Dinge. I hre Personalien, ihre Reise hierher, ihre Beweggründe, ihren bi s herigen Aufenthalt, die Orte, die sie besucht hatte und die Me n schen, der sie in dieser Zeit bege g net war.
Bereits nach kurzer Zeit hatte Beth schon das Gefühl, ihr Kopf ra u che derart, dass sie mit dem nächsten Indianerstamm hätte Kontakt au f nehmen können .
Dann endlich legte Jérémie den Kugelschreiber weg. „Gut, ich denke das reicht für den A u genblick .“
„Darf ich jetzt nach Hause gehen?“ V ollkommen erschöpft leh n te sich Beth an die Wand.
„Ja, das darfst du. Ich werde dich anrufen, wenn ich Neuigkeiten habe. Soll ich dich nach Hause fa h ren?“
„Nein, ich denke, ein bisschen Bewegung und frische Luft um ein w e nig den Kopf durchzulüften, wird mir gut tun. Aber ich danke dir für dein Angebot. Das ist wirklich sehr nett.“ Bei diesen Wo r ten
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