Wenn nichts mehr ist, wie es war
mehr unterstützt als so mancher Mann, der in vollem Besitz seiner körperlichen Fähigkeiten ist. Vie l leicht ist das so, gerade weil du ohne deine Beine zurecht kommen musst. Möglicherweise hast du dich deshalb umso mehr b e müht.“ Zwischenzei t lich hatte sie sich auf den Toilettendeckel gesetzt , um mit ihm auf einer Höhe zu sein und ihn direkt ansehen zu kön nen. Sie streckte eine Hand nach ihm aus und stre i chelte zärtlich über seine Wange . Allmählich beruhi g te er sich wieder. „Trotzdem. Mein Mädchen ist ganz alleine , hat das erste Mal eine Leiche g e sehen, die sie zu allem Übel noch kannte und liebte und musste dann auch noch deren Identität best ä tigen. “
„Ich weiss, was du meinst. Aber denkst du im Ernst, dass du schneller bei ihr sein könntest, wenn du d iese Behind e rung nicht hättest?“
„Natürlich nicht. Ach, ich weiss doch auch nicht.“ Ra t los verwarf Jake seine Hände. „E s ist einfach nur ein schrecklich elendes G e fühl, nichts Vernünftiges unternehmen zu kö n nen.“
„Das weiss ich und ich verstehe dich. Es geht mir doch auch nicht anders. Und g enau aus diesem Grund br e chen wir jetzt auf.“
Susanna nahm Jake in den Arm. „Kommst du z u recht?“
„Ich denke schon.“
„Gut, dann gehe ich jetzt wieder hinunter und packe die S a chen in das Auto .“
Jake hielt sie an den Handgelenken fest und schaute sie einen Moment schweigend an. Zögerlich brachte Susanna ein Lächeln zusta n de und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Dann kehrte sie ihm den Rücken zu, ve r liess das Badezimmer und wandte sich zur Treppe. Noch einmal drehte sie sich zum Badezimmer um. Sosehr wünschte sie sich, er könnte endlich seinen Frieden mit der Ve r gangenheit schlies sen. V ielleicht war dies jetzt die Chance dazu. Sie beschloss, dass es an der Zeit war, nachzus e hen, was aus Frankreich geworden war. Wieder unten angekommen , nahm sie in jede Hand einen Re i sekoffer und zog diese zur Tür. Kurz hielt sie inne, um zu lauschen. Sie dachte, sie hätte wieder etwas ru m peln gehört. In der Hof f nung, dass ihre Sinne sie täuschten, ging sie weiter in Richtung der Haustür. Der Schritt ins freie wu r de dann doch noch von einem lauten Scheppern begleitet, das sie def i nitiv gehört hatte. Aber sie biss die Zähne zusammen und ging weiter zum Auto. Wenn Jake unbedingt beim Versuch auf seinen Be i nen zu stehen, hunderte Male hinfallen wollte, dann soll te er doch. Sie hatte alles getan was sie konnte. Den res t lichen Kampf musste er alleine mit sich austr a gen.
Das Auto war schnell gepackt. Die zwei Koffer f anden ihren Platz im Kofferraum. E ine Kühltasche, g e füllt mit Nahrungsmittel n und Getränken für die Reise , stellte Susanna hinter den Beifahre r sitz. Dann ging sie zu der Nachbarin. Da Linda nicht zu Hause zu sein schien, schnap p te sich Susanna kurzerhand einen Zettel, notierte ihre Bitte, die Katze füttern sowie nach dem Rechten zu sehen und schrieb e benfalls, dass ihr Rückreisedatum noch in den Sternen stand . Dann stell t e sie noch ein l eckeres Abendessen als Lohn für die Mühe in Aussicht, schob den Zettel durch den Briefschlitz und kehrte zu ihrem Haus zurück. Tatsächlich schien Jake seine Ve r suche aufgegeben zu haben, denn als Susanna wieder in der eig e nen Einfahrt a n kam, sass er bereits im Auto auf dem Beifahrersitz . Der Rollstuhl stand einsam und verlassen daneben . Susanna liess sich nicht zwei Mal bitten. Sie ging darauf zu, schnappte sich den Riegel, um die Arreti e rung des Rollstuhls zu lösen und klappte ihn flink zusammen. Diese Handgri f fe beherrschte sie im Schlaf und entsprechend schnell war das unliebsame Gefährt ebenfalls im Auto verstaut. A n schliessend ging sie zurück zum Haus und nahm ihre Handt a sche, die alle wichtigen Dokumente beher bergte . Nachdem sie sich versichert hatte, dass alle elektronischen Geräte ausgeschaltet waren, trat sie erneut ins Freie , schloss die Tür hi n ter sich und setzte sich ans Steuer. Jake sprach kein Wort. Er star r te nur L ö cher in die Luft. Seufzend beschloss Susanne, ihm eine Schonfrist zu g e währen, damit er in Ruhe Trübsal blasen konnte. Gleichzeitig startete sie den Motor und lenkte den Wagen rüc k wärts aus der Ei n fahrt .
Kapitel 10
Im ersten Moment wusste Beth nicht wo sie war. Blinzelnd ve r suchte sie den Schlaf aus ihren Augen zu treiben und einen klaren Kopf zu bekommen. Benommen setzte sie sich auf und langsam kam die Erinn e rung
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