Wenn nichts mehr ist, wie es war
unter die Tischplatte gerollt, nahm er den Telefonhörer in die Hand und wies den Herrn am a n deren Ende der Leitung knapp an, sich mit Block und Stift ebenfalls im Büro einzufinden. Er legte den Hörer nicht auf die Gabel, sondern tren n te die Leitung mit seinem Finger, nur um gleich noch eine Nummer zu wählen. Diesmal beauftragte er jema n den bei Louis Kaffee zu holen. Der weil klopfte der Zeichner kurz an und trat gleich da r auf ein.
„Silvan, jetzt bis t du an der Reihe. Ausnahmsweise kannst du dich nützlich m a chen.“
„ Inspecteur Russeau, I hre Manieren lassen wi rklich zu wünschen übrig. Sind S ie zu allen Zeugen so u n freundlich?“ Gab Silvan mit gespielter Empörung zurück. „Wenn das so we i tergeht, weiss ich nicht, ob ich mich noch an das Gesicht von Henry erinnern kann. Jetzt einmal abgesehen davon, dass ich übe r haupt nicht weiss, was das alles soll. Darf ich also noch um ein wenig genauere Inform a tionen bitten?“
„Beth? Jetzt sag mir bitte nicht, dieses überaus wertvolle Geschöpf von Mutter Erde hat keinen Schi m mer, was Sache ist?“
Beth richtete sich auf ihrem Stuhl auf. „Und wenn es so w ä re?“
Eigentlich wollte sie schnippisch klingen , das misslang aber grün d lich, denn sie kam von selbst zum Schluss, dass es an ihr war, Silvan aufzuklären , schliesslich hatte sie ihn auch zur Polizei g e schleppt.
Jérémie kommentierte die Frage lediglich mit dem Heraufziehen der rechten A u genbraue .
„Schon gut. “ Setzte Beth zu einer Erklärung an. „Wir benehmen uns schlimmer als die Kinder dort drau s sen auf der Strasse. Also Silvan, meine Tante Dina sagt dir b e stimmt noch etwas oder?“
Silvan nickte. „Natürlich. Freundlich, zuvorkommend, fröhlich, hübsch. So jema n den vergesse ich nicht.“
„Geht mir genauso. Silvan, es ist aber etwas Schreckliches pa s siert. Vorgestern wurde ich in aller Frühe geweckt. Jérémie , der dir ja bestens bekannt zu sein scheint, erstattete mir Bericht über einen traur i gen Fund. Man lie s s mich hierher bringen und ich musste mir den Fund ans e hen. Silvan, du musst jetzt tapfer sein. “ Beth machte eine kurze Pause. „ D i na ist tot.“
Verständnislos schaute Silvan in die Runde, er sagte aber nichts, weshalb Beth ihren Bericht fortsetzte , als hätte sie nie etwas and e res gemacht . „ Heute Morgen hat man mir mitgeteilt, dass sie an einer Übe r dosis Medikamente gestorben ist. Ich habe heute mit meiner Familie telefoniert. Das Ergebnis war eindeutig. Keiner wusste, dass Dina überhaupt Medikamente nahm. Seit ihrer A n kunft hat Dina meines Wissens am meisten Zeit mit Henry, an ihrem Arbeitsplatz und bei dir im Kaffee verbracht. Aus diesem Grund ist es jetzt wic h tig, dass du mir sagst , was du weißt. Hat sie dir etwas erzählt? Kam sie dir seltsam vor in letzter Zeit? War sie rastlos, aufgedreht oder wirkte sie vielleicht irgendwie ängs t lich ? Ist dir einmal aufgefallen, dass sie an einem Behältnis herumha n tiert hat, die typische Bew e gung gemacht hat, die man nun einmal macht , wenn man eine Tablette einnimmt? Hast du i rgendetwas beobachtet, sei es auch noch so unwic h tig ? “
Jérémie war beeindruckt. Gespannt liess er Beth freie Hand und wartete die augenscheinlich angestrengt gesuchte An t wort ab .
„Beth?“
„Ja?“
„Das tut mir unendlich L eid. Deine Ta n te war eine tolle Frau und ich habe sie sehr gern gehabt.“
Die ehrliche Anteilnahme , die in Silvans Stimme mi t schwang, warf Beth ein wenig aus der Bahn. „Danke Si l van. Das ist sehr lieb von dir.“ Sie gewann die zu zerbröckeln drohende Fassung jedoch schnell zurück und hakte vo r sichtig nach. „Was fällt dir zu meinen Fragen ein?“
„Nichts. Es ist nichts Besonderes vorgefallen, sie war einfach wie i m mer!“
„Ich lasse das vorerst so stehen. Wenn dir noch irgendetwas ei n fällt, sag es bitte mir oder Jérémie .“
„Natürlich.“ Nach und nach konnte Silvan das angestrengt präse n tierte Al Bundy- Image nicht mehr au f rechterhalten. Im Gegenteil, unter dieser Schicht liess sich ein e angenehme, besonnene, li e benswerte Persönlichkeit erahnen . Den Gefallen, den Beth an di e ser Wandlung fand, liess sie Silvan aber nicht spüren. „Gut. Jetzt zu Henry. Silvan, du hast damals, als ich und meine Tante zum ersten Mal bei dir im Restaurant waren, nach Henry gefragt. Me i ne Tante hat mir dann erklärt, dass sie Henry ebe n falls einmal in das Restaurant , in dem du arbeitest , ausg e führt
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