Wenn nichts mehr ist, wie es war
tun. Wer war es dann? Und welche Gründe hätte derjenige gehabt, dich aus dem Weg zu räumen? Die Dinger haben sich schliesslich kaum von selbst ang e stellt!“
„Du nimmst an , dass ich es nicht war?“ Beth war empört. „Sag mal , spinnst du? Ich habe keinerlei Intere s se daran, meinem Leben ein E n de zu setzen. Meinst du nicht, ich würde mich noch weit vor einer solchen Verzweiflungstat gegen dein Verbot auflehnen, nach England zurüc k kehren und mich dort in gewohnter Umge bung der Trost spendenden Umarmung meiner Eltern anvertra u en?“
„Doch . N atürlich glaube ich nicht ernsthaft, dass du dir das selbst angetan haben könntest. Aber ich muss versuchen, alles zu bede n ken und dann nach dem Ausschlussverfahren arbeiten. Da gehört nun mal ein mögl i cher Selbstmord mit dazu.“
„Verstehe. Den haben wir jetzt aber hoffentlich endgültig ausg e schlo s sen.“
„Kann ich gerne tun. Aber ich weiss nicht, ob mir die Möglichkeit, die jetzt noch offen steht, besser g e fällt.“
Die Erkenntnis traf Beth wie ein Schlag. „Mein Gott.“ Es war nur noch ein leises F lüstern. B eth bekam eine Gänsehaut, denn jetzt erst verstand sie , was Jérémie schon lange andeut e te.
„Beth, wenn das , was wir glauben stimmt , dann schwebst du in grösster Gefahr. Wir wissen nicht, ob die beiden Geschichten z u sammenhängen, ich gehe aber davon aus. Es sitzt kein Verdächt i ger in Haft und du bist noch am Leben, also ist der Plan, von wem auch immer, nicht aufgegangen, was bedeutet, er oder sie könnte n noch einmal versuchen wollen, das Werk zu bee n den.“
„Warum will mich jemand töten? Was habe ich denn g e tan?“
„Das weiss ich noch nicht. Es könnte schlicht daran li e gen, dass du eine Verwandte von Dina bist und daher eine potentielle G e fahr für Henrys Treue da r stellst.“
„Das ist doch vollkommen absurd.“ Die Situation erschien Beth dermassen unrealistisch, dass sie das G e fühl hatte, neben sich zu sitzen und dem ganzen Schauspiel als Gast be i zuwohnen.
„Beth, nichts ist unmöglich.“
Kapitel 27
Ganz selbstverständlich s chloss Jérémie vor Beth die Haust ü re auf und führte die gewohnten Abläufe aus. Schlüssel auf das Kästchen l e gen, Schuhe ausziehen, Hemd lockern, in die Küche gehen, sich etwas zu trinken aus dem Kühlschrank nehmen. Beinahe hätte er das kleine Detail vergessen, das eine entscheide n de Veränderung mit sich brac h te. Beth. Sie bewegte sich in seinen Räume n beinahe so selbstverständlich wie er selbst . Möglicherweise lag es daran, dass sie im ersten Augenblick nicht wie der Fremdkörper wir k te, der sie sein sollte . Seltsam, wie schnell man sich an etwas gewö h nen konnte. Jérémie grübelte noch ein Weilchen darüber nach, bis Beth sich zu ihm in die Küche gesellte. Sie wirkte angeschl a gen und müde.
„Noch ein Feierabendbier?“
„Klingt verlockend. Ich hätte aber auch ein bisschen Hu n ger.“
„Tiefkühlpizza?“
„Perfekt.“
Jérémie öffnete den Gefrierschrank und ohne genau hingesehen zu haben, hatte er mit einem Griff zwei Pizzas in den Händen. G e konnt packte er sie aus und schob sie in den Ofen. Die flie s senden Bewegungen e r weckten den Anschein , als würde er das nicht zum ersten Mal machen. Dann besorgte er zwei Bier, die er mit der Eleganz eines Barkeepers öf f nete.
„Prost.“
„Ja, santé, wie der Franzose sagt.“
„Ganz richtig.“ Dann folgte Schweigen. Verlegen fixierten Jérémie s Augen seine Füsse. Als er das näch s te Mal b linzeln musste, schien es, als würde er sich und seine Gedanken wieder ins hier und jetzt zurückholen. Schliesslich begannen beide gleic h zeitig zu sprechen.
„Oh, entschuldige, Ladies first.“ Sein Lächeln wirkte ve r krampft, so als müsse er sich unbedingt etwas von der Seele reden, zwang sich aber, nach Regeln der Sitte zu handeln.
„Ich … “ setzte Beth an und brach wieder ab. „Nun, eigentlich wollte ich fragen, wie weit ihr mit der Wo h nung seid. Kann ich morgen z u rück?“
Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Jérémie fiel aus allen Wo l ken.
„Bist d u verrückt? Nein! Du gehst auf keinen Fall z u rück. Du bleibst hier.“
Jetzt war es an Beth den Boden unter den Füssen zu verlieren. „Wie bi t te? Warum das denn?“
„Na vielleicht, weil dich jemand u m bringen will?“
„Das gibt es doch nicht. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Wenn ich nach Hause gehe, schliesse ich alle Türen und Fenster und
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