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Wenn nichts mehr ist, wie es war

Wenn nichts mehr ist, wie es war

Titel: Wenn nichts mehr ist, wie es war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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über die Leber g e laufen war , sehr gut unterscheiden. Und er kam zum Schluss, dass im Augenblick L etzteres auf Jérémie z u traf.
    „Ja. Nun zeigen S ie schon.“
    Da Jérémie nicht geneigt war, Paul eine Antwort auf seine Frage zu geben, schnappte sich jener seine Computermaus. „Das wird S ie interessieren. Weil das Originalfo to, wie S ie sagten, keinen Datumsaufdruck hatte, habe ich auf dem Bild sel bst nach Anhalt s punkten für das Aufnahmedatum gesucht . Dabei habe ich F olge n des entdeckt.“ Paul zoomte einen Bildausschnitt heran, der lan g sam an Schärfe gewann. Jérémie verstand aber nicht, was Paul mit dem Ausschnitt bezweckte. Ratlos starrte er das M o tiv an.
    „Was ist damit?“
    „Dieses Haus hier.“ Paul tippte auf den Bildschirm. „Es ist in ein Baugerüst eingepackt. Also habe ich nachgeforscht, wann dieses Haus zum letzten Mal renoviert wurde, einen neuen Anst r ich ve r passt e r hielt oder sonstige bauliche Tätigkeiten stattfanden, die das Gerüst rechtfe r tigen würden .“
    „Ah, verstehe. Und, ha ben Sie e t was?“
    „Sicher. Nachdem ich die Adresse des Gebäudes eruiert hatte, hat mir die zugehörige Hausverwaltung mitgeteilt, dass das Haus in den letzten 30 Jahren drei Mal eingepackt wurde. Es wurden j e weils Arbeiten an der Fassade ausg e führt.“
    „Also ungefähr alle zehn Jahre stand ein Gerüst um das Haus. Doch beim wievielten Mal wurde dieses Foto geschossen?“ Jérémie warf einen neugierigen Blick auf Paul, der sein Gesicht zu einer Fratze ve r zog, die an Einstein ohne Falten und graue Haare erinnerte . „S a g en Sie bloss, das wissen Sie auch schon?“
    „Und ob. Es entstand vor nicht ganz dreissig Jahren. Hier.“ Er holte das Bild noch etwas näher heran . „Auch damals haben die jeweils arbeitenden Firmen Werbung an ihren Baugerüsten aufg e hängt. Di e ses L ogo von der Malerfirma – sehen S ie es?“
    Tatsächlich erkannte Jérémie e t was. „Ja.“
    „Ich habe es im Internet gesucht und auch tatsächlich gefunden. Es stammt von einer Firma, die vor ach t undzwanzig Jahren pleite gega n gen ist. Was sagt uns das?“
    „Die Arbeiten an dem Gebäude müssen vor der Pleite der Firma ausgeführt worden sein, also vor rund achtun d zwanzig Jahren.“
    „Genau so ist es.“
    „ Das gibt’s doch nicht.“ Diese Erkenntnis wirbelten Jérémie s G e danken wie einen Strudel durcheinander. Er musste nachdenken, doch bevor er ging, klopfte er Paul auf die Schulter. „ Ge lobt seien das Inte r net und Ihre guten Augen ! Gute Arbeit Paul . “ Dann stand er auf, drehte sich um und traute seinen Augen kaum. A uf wack e ligen Beinen stand Beth in der Tür.
     
    „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst im Haus bleiben?“ Er wollte vor seinen Leuten keine Szene machen, kon n te sich aber nur sehr schwer beherrschen .
    „Ich weiss, aber ich kann nicht einfach tatenlos alleine herumsi t zen, sonst werde ich noch wahnsinnig.“ Dafür konnte er allerdings ein gewisses Verständnis aufbringen. Aber bei ihrem A n blick hätte er heulen können. Die Schrammen und Kratzer, die ihr vom Kinn bis zum Hals reichten, waren zwar sauber ve r sorgt, aber zusammen mit denjenigen, die ihre Arme und Beine zierten, wir k te Beth , als sei sie missha n delt worden .
    „Komm.“ Er führte sie in sein Büro und schob ihr den Stuhl ric h tigg e hend unter ihr Hinterteil . „Wie soll ich dafür sorgen, dass dir nichts pa s siert, wenn du nicht auf mich hörst?“
    „Lass dir was einfallen.“
    „Wie nett. Du machst es dir ganz schön einfach. Einerseits nichts dazu beitragen, aber andererseits erwa r ten, dass ich mich um deine Siche r heit kümmere? Du sollst doch nur auf mich hören. Ist das denn zuviel ve r langt?“
    „Wäre es das nicht, wäre ich nicht hier, stimmt’s?“
    „Ich sehe schon, das bringt nichts. Kannst du dich inzwischen wenigstens daran e r innern, was passiert ist?“
    „Nicht so richtig. Ich hatte irgendwie auf einmal den Halt verl o ren. Einfach so. Dabei war ich doch auf einem ebenen, befesti g ten Weg, das will mir nicht so richtig in den Kopf.“
    „Beth, denk nach. War jemand in der Nähe? Ich sage es gerad e heraus: W äre es möglich, dass dich jemand gesto s sen hat?“
    Beth wollte schon protestieren und ihm sagen, wie a l bern das klang, doch sie besann sich eines Besseren. Mühsam versuchte sie einen Eindruck zu fassen , der ihr soeben wie ein Blitz durch die Gedanken zuc k te.
    Die Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck ging nicht

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