Wenn nichts mehr ist, wie es war
Also habe ich sie beschattet . Eines Tages beobachtete ich, wie jemand ein Päckchen an der Hintertür unseres Hauses im Gebüsch verste c k te. Als diese Person sich wieder aus dem Staub machen wollte, bin ich ihr ku r zerhand gefolgt . Ich landete auf diese Weise in einer einschlägigen G e gend. Dort verlor ich ihn dann aber aus den Augen und weil mir die Umgebung nicht geheuer war, kehrte ich schle u nigst nach Hause zurück . "
Jérémie hatte nicht ernsthaft erwartet, dass Henry in der Droge n szene zugegen gewesen war, weshalb ihn die gehörte Geschichte doch einigermassen übe r raschte. Aber wenn er nun schon soweit war, wollte er versuchen noch mehr solch ungeahnte Geständni s se aus Henry herauszukitzeln. „Wenn das alles stimmt und dies wir k lich der Grund dafür ist, weshalb sie in dieser Gegend ges e hen wurden, können sie mir dann den Päckchenkurier beschre i ben?“
„Nein. Ich habe ihn nur von hinten ges e hen.“
„Wie ist das möglich? Normalerweise sind diese Leute sehr da r auf bedacht, nicht verfolgt zu werden, weshalb sie sich andauernd umdrehen, um sich dessen zu vers i chern.“
„Manchmal hat er schon einen Blick nach hinten riskiert, dabei konnte ich aber knapp sein Seitenprofil sehen. E r kennen konnte man aber nichts, weil das Gesicht gut durch eine Mütze und den Kragen seiner Sportjacke verdeckt wu r de.“
Dagegen hatte Jérémie nichts ein zu wenden, denn das war eine typ i sche Masche dieser Kerle. Manche, die clever genug waren, schafften es auf diese Weise lange Zeit u n erkannt zu bleiben. „Na gut. Aber was ist mit den A n schlägen auf Dina Clements Nichte?“
„Welche Nichte?“
„Wollen S ie mir weiss machen, dass Dina nie etwas von der Nic h te e r zählt hat, die bei ihr zu Besuch war?“
„Ah, Moment, doch ich erinnere mich. Sie hat mal etwas e r wähnt. Aber das war in einem Gespräch, quasi eine Randnotiz. Das Th e ma wurde nicht weiter vertieft. Eigentli ch haben wir sowieso kaum über F amiliäres gesprochen. Diese Gespräche wären vie l leicht erst noch geko m men, wenn sie nicht…“ Henry brach ab und drückte sich die Finger an seine Schläfen. Jérémie sah , wie Henry wäss rig glänzende Augen bekam. Dennoch bohrte er we i ter.
„Sie sagen also, S ie haben vergessen, dass da noch eine Nic h t e ist? Wie kommt es dann, dass S ie sie zweimal fast getötet hä t ten?“
„Stehe ich hier eigentlich bereits vor Gericht ? Erst soll ich Dina getötet haben und jetzt auch noch ihre Nic h te?“
„Oh, ich muss S ie enttäuschen, auch ihren Versuch die Kleine den Berg hinunterzustossen hat sie überlebt. Sie müssen sich schon etwas Besseres einfallen lassen. Auch wenn man es ihr nicht a n sieht, sie scheint ein zähes W e sen zu sein.“
„Ich habe keine Ahnung , wovon Sie sprechen. Aber ich kann I h nen versichern, ich habe nichts dergleichen g e tan.“
„ Wenn das so ist, können S ie mir bestimmt noc h kurz beweisbar au f zeigen, wo S ie heute gewesen sind.“
„Dort, wo mich die Polizei heute angetroffen hat und das war z u hause. Ich habe mich seit der ganzen S a che bei der Arbeit krank gemeldet und bin seither kaum mehr aus dem Haus gega n gen.“
„Kann Ihre Frau bezeugen, dass S ie immer brav zu Hause wart e ten?“
„Nein. Sie ist sehr beschäftigt mit ihren Wohltätigkeitsveransta l tungen, Teepartys und so weiter. Deshalb bin ich auch meistens alleine zu Ha u se.“
„Also kann niemand bezeugen, da ss S ie heute wirklich nur das Sofa gehütet h a ben?“
„Nein.“
„Aha. Sie scheinen auch nicht b e sonders erfreut zu sein, dass I hre Frau sich gemeinnützigen Tätigkeit en verschri e ben hat?“
„Den Leuten zu helfen, finde ich eine gute Sache. Ihre Motive gefallen mir aber nicht. Sie will in die oberen Gesellschaftsschic h ten, mit diesen Figuren und dem Getue kann ich persönlich aber nichts a n fangen.“
„Sorgt das bei I hnen öfter für Streit?“
„Durchaus, ja. Wahrscheinlich war ich deshalb so em p fänglich für die Affäre mit Dina und zu schwach, um sie zu bee n den.“
„Weshalb sie ei nfach Dinas Leben beendet haben. D amit war alles vorbei und die Probleme gelöst, ric h tig?“
„Nein! Ich hätte ihr nie etwas antun können!“ Die Worte brachen in einem heftigen Gefühlssturm aus Henry he r vor.
Jérémie beschloss, es dabei bewenden zu lassen. Als er das Verhör bee n dete und Henry wieder gehen konnte, wollte er zurück in seine Büro. Er hatte bereits die Türfalle in den Händen,
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