Wenn nichts mehr ist, wie es war
„Ist Papa bei dir?“
„Ja! Soll ich ihn auf den Lautsprecher nehmen?“
„Gerne.“ Es knackte in der Leitung und dann konnte Beth die Sti m me ihres Vaters hören. Wenn er sprach , klang es, als wäre er von der Di s tanz her ungefähr auf dem Mond.
„Kleines? Kannst du mich hören? Geht es dir gut?“
„Zweimal ja! Hallo Papa! Also, ich leg gleich los. Ha l tet euch fest, denn wenn ihr das hört, werdet ihr euch erschrecken. Aber es g e hört zur Ro u tine und sie müssen das auch überprüfen.“
„Wer muss was überprüfen? Wovon sprichst du?“
„Die Polizei trifft Abklärungen, ob Dinas Tod nicht möglicherwe i se Mord war.“
Stille.
„Hallo? Seid ich noch da?“
„Ja, ja.“ Ihre Mutter hatte das Wort wieder ergriffen. „Das ist wir k lich ein Schock. Wer könnte denn so etwas tun? Was denkt denn die Polizei? War es ein Raubübe r fall?“
„ Nein Mama, Dina hatte noch alle wer t vollen Dinge bei sich. “
„Aber warum sollte sonst jemand meine Schwägerin töten? Mein Gott, wie das klingt! Das ist ja schrec k lich!“
„Ich weiss , Mama. Man weiss noch nicht viel. Sagen kann ich schon mal, dass Dina sich hier auf einen Mann eingelassen hatte, der dummerweise verheiratet war. Jetzt steht die betrogene Eh e frau un ter Ve r dacht. Passenderweise wurde bei ihr zuhause das gefunden, was auch in Dinas Körper gefunden wurde. Daiz e pam .“
„Das gibt es doch nicht! Das sind Dinge, die anderen Menschen passi e ren oder in Filmen beschrieben werden, aber doch nicht in unserer Familie im realen Leben!“ S u sann a schien ausser sich.
„Mama, Papa? Ich habe da noch eine andere Frage. Kann es sein, dass Dina schon einmal verheiratet war?“
Das verschlug Beths Gesprächspartnern erneut die Sprache. Das En t setzen lag aber diesmal woanders begründet. Beths Eltern tauschten einen vielsagenden Blick aus, der Beth durch die äuss e ren Umstände verbo r gen blieb.
„Sag es ihr!“, z ischte Susanna leise, aber eindringlich Jake zu, in der Hoffnung, Beth würde es nicht hören. Beth hö r te es aber durchaus.
„Was soll er mir sagen?“
„Kindchen “ , m eldete sich Jakes Stimme. „Dina war ta t sächlich schon einmal verheiratet. Während ihrem Sprachaufenthalt in Nizza hatte sie jemanden kennengelernt. Da sie in einer äusserst rebellischen Phase war und sie wusste, dass unsere Eltern das nie unterstützt hätten, hatte sie sich auf dem Einwohnermeld e amt eingetragen und den Typen geheiratet. Eigentlich wollte sie dann mit ihm durchbrennen. S o weit kam es aber nie.“
„Sag jetzt nicht, sie wurde vernünftig, liess sich wieder scheiden und ging z u rück nach London?“
„Ehm, doch , genau so hat es sich zugetragen.“ Hastig bestätigte Jake Beths Interpretation der Geschehnisse , wofür er einen Seite n hieb von Susanna kassie r te.
Erheitert musste Beth feststellen, dass ihre Tante einiges auf dem Ker b holz hatte. „Solche Ausbrüche hätte ich Dina nie zugetraut, sie scheint eine richtige Draufgäng e rin gewesen zu sein!“
„Oh , und ob sie das war! Die hat so E i niges angestellt, das du besser nicht weißt, sonst kommst du nur auf dumme Gedanken!“ Es war Susanna, die Beths Aussage bestätigte und mit ihren Wo r ten sogar noch u n terstrich.
„Wahrscheinlich hast du R echt! Aber eine Frage hätte ich trot z dem noch.“
„Was möchtest du denn noch wissen?“, f ragte Jake so locker wie mö g lich.
„Hat Dina euch gegenüber irgendwann einmal einen Henry e r wähnt?“
„Lass mich nachd enken. Doch ich gla u be, ein Henry kam in ein paar Erzählungen vor . Wenn ich mich richtig erinnere, hat sie diesen Henry auf einer Party kennengelernt. Ich glaube, die be i den kamen ziemlich gut mitei n ander klar. Aber eben, die Zeit in Frankreich ging dem Ende zu , weshalb die beiden sich dann auch aus den Augen verloren. Jede n falls habe ich nie wieder etwas über Henry gehört. Aber warum fragst du? Woher hast du diesen N a men übe r haupt ?“
„Ach, dieser Henry tauchte auf ei nem Foto auf, das Dina in ihrer Brieftasche ha t te.“
„Hat te sie das? Dann hat sie doch noch mehr an ihm gehangen, als ich dachte. Ich hatte wirklich das Gefühl, er hätte eher eine Nebe n rolle in Dinas Liebesl e ben . Ein Kumpel eben , mehr nicht.“
Das stimmte Beth traurig, aber sie wollte nicht schon wieder der Schwermut verfallen. „Themenwec h sel, wie läuft es bei euch? Seid ihr immer noch Schwerverbr e cher?“
„Ja, leider. W ir wissen auch noch nichts Neues.
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