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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Spiderman-Filme.“
    „Klar.“ Daniel legte beide Hände wie einen Stimmverstärker um seinen Mund. „Schön langsam“, rief er Smith zu. „Nur keine Eile, ich nehme Sie in Empfang. Und halten Sie sich etwas mehr rechts. Da kommt gleich ein Busch.“
    „Ist dir schon mal aufgefallen, dass der Faden an einer völlig falschen Stelle rauskommt?“
    Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Natürlich. Korrekterweise müsste Spiderman ihn aus seinem Hintern abschießen.“
    „Genau. Aber jetzt stell dir mal vor, wie Spidermans Geschwinge im Fall von anatomischer Korrektheit aussähe.“
    „Oder das Abschießen seiner Klebebälle.“ Daniel schnaufte. Yard für Yard rutschte Smith die Felswand hinab. „Du machst mir Spaß. Verlierst nie deinen Humor, was?“
    „Ich versuche nur, was zu kompensieren.“
    „Und das wäre?“
    „Soeben ausgestandene Todesangst. Die Tatsache, dass ich heute Morgen einen Blick ins Innere deiner alten Freundin werfen durfte. Dein Outing von letzter Nacht und … ach ja, der klitzekleine Umstand, dass ein sadistischer Irrer hinter dir her ist. Reicht das?“
    Daniel nickte ernst. „Da müssen wir wohl durch. Jetzt stelle ich mir erstmal die Frage, ob die Filme weniger erfolgreich gewesen wären, hätte Spiderman seine Fäden anatomisch korrekt aus dem Hintern abgeschossen.“
    „Sie wären erfolgreicher gewesen.“
    „Warum?“
    „Sein Kostüm wäre hinten offen gewesen.“
    Sie lachten, bis sie abrupt verstummten und vieldeutige Blicke austauschten. Einerseits war das Leben derart abgefahren, dass es nur mit Galgenhumor zu ertragen war. Andererseits mutete Belustigung wie ein Frevel an. Unter der Oberfläche trugen sie beide eine schwere Last, und Elena war klar, dass sie sich lediglich darin versuchten, den anderen aufzuheitern.
    Während Daniel Smith abfing, schnappte sie sich ihren Koffer und marschierte auf die Einbuchtung in der Klippe zu. Ihre Nackenhärchen sträubten sich, als sie mit den Füßen in den Kieselsteinen wühlte und verkohlte Holzreste zum Vorschein brachte. Volltreffer! Die Decke der Einbuchtung zeigte die typische Verrußung, und wenn sie tief einatmete, lag in der Luft noch immer der Geruch von …
    „Schweinebraten.“ Daniel baute sich neben ihr auf. „Ich würde sagen, das Grillfest liegt höchstens ein paar Stunden zurück. Es muss heute Nacht stattgefunden haben.“
    „Schweinebraten?“ Elena verpasste ihm einen unsanften Knuff in die Rippen. Durch die dicke Schutzkleidung spürte er ihn vermutlich nicht einmal. „Bist du von allen guten Geistern verlassen? Das ist nicht witzig.“
    „Nein“, bestätigte Daniel. „Aber ich tue gern so.“
    Aus dem Hintergrund meldete sich Smith zu Wort. „Regen Sie sich nicht auf, Elena. Der ist immer so. Unsere Psychologin schmeißt sich nach jeder Sitzung mit ihm ihr eigenes Haldol ein, um wieder runterzukommen.“
    „Er übertreibt“, befand Daniel. „Jedenfalls ein bisschen.“
    „Was sind Menschen eigentlich für dich?“ Elena klappte ihren Koffer auf und holte ein Tütchen hervor. Ehe ihr Partner zu einer Antwort ansetzte, hatte sie bereits eine Holzprobe verpackt, beschriftet und verstaut.
    „Nun ja. Es sind gute Behälter für Blut und Innereien.“
    Mit einem Grinsen auf den Lippen stocherte er nach etwas, während Elena überlegte, ob sie lachen oder die Belustigung mit einem Schlag aus dem Gesicht ihres Partners tilgen sollte. Ehe sie sich für eine Version entscheiden konnte, fischte Daniel etwas golden Glänzendes aus den Kieseln hervor. Es war ein Ring, aus einer Schlange bestehend, die sich um einen blauen Stein wand.
    „Was sagst du dazu?“
    „Ich würde sagen, er stammt aus einem Automaten.“ Elena hielt ein Tütchen auf, woraufhin er den Ring hineinfallen ließ. Besser, sie sah sich das Schmuckstück nicht näher an. Es war etwas Persönliches. Etwas, das eine Geschichte erzählte, die hier am Meer ihr brutales Ende gefunden hatte. Würde sie ihn berühren und betrachten, müsste sie sich fragen, wer seine Trägerin gewesen war, welche Träume und Hoffnungen sie gehegt hatte und welche Pläne durch das, was hier geschehen war, vernichtet worden waren. Sie hätte sich den Schmerz ausmalen müssen, den Christine erlitten hatte. Und das nur aus einem Grund: weil sie versagt hatten.
    Nach vorschriftsmäßiger Kennzeichnung verschwand der Ring im Koffer, harrte seinem Schicksal in der Asservatenkammer. Ohne ein Wort zu verlieren, sah Elena sich weiter um. Daniel schien zu

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