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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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davor, mich erneut zu verlieben. Aber dafür ist es jetzt wohl zu spät.“
    Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Obwohl sein Schmerz wie ein eisiger Klumpen in ihrer Seele saß, zerschmolz sie unter Daniels durchdringendem Blick. „Wegen deiner Frau?“
    „Ja. Ich habe Angst vor der Vergänglichkeit. Liebe bringt das eben mit sich. Ich war überzeugt, ohne Mary nicht leben zu können, und der Gedanke, es irgendwann zu müssen, war für mich unerträglich. Ich habe versucht, ihn nicht an mich heranzulassen. Tatsächlich dachte ich in jeder Minute unserer Gemeinsamkeit: Lass uns für immer zusammen sein. Lass uns niemals sterben. Ich versuche, einen Lebensgrundsatz zu befolgen: Über Vergangenes mache dir keine Sorgen, wende dich lieber dem Kommenden zu.“
    Elena nickte. Sie hatte niemals jemanden genug geliebt, um dessen Leben vor ihres zu stellen. Und nie genug, um Tag für Tag in Angst vor dem Verlust zu leben. Doch jetzt spürte sie, dass dieses Naturgesetz ihres Lebens keine Gültigkeit mehr besaß. „Also kannst du inzwischen damit leben?“, fragte sie leise.
    „Ja. Was aber nicht bedeutet, dass die Sorgen nicht wieder von vorn anfangen können.“
    Er nahm einen Kiesel auf und warf ihn in die Wellen. Dann einen zweiten und dritten, mit zunehmender Kraft. Der vierte Stein verschwand schließlich in nicht mehr sichtbarer Ferne.
    „Genug davon“, knurrte er. „Ich will nicht darüber reden. Wir alle haben eine Aufgabe, und die müssen wir erfüllen. Ob es uns passt oder nicht.“
    „Wurdest du hierhergeschickt, um unter einer gelben Sonne aufzuwachsen?“
    „Schön wär’s.“ Er nahm ihren Scherz dankbar an. „Ein paar Superkräfte würde ich dankend annehmen.“
    „Moment mal. Du hast Fähigkeiten, die Normalsterbliche ohne mit der Wimper zu zucken als Superkräfte bezeichnen würden. Ich meine, du bringst allein mit Willenskraft Löffel zum Schweben.“
    „Irrsinnig nützlich. Ich meinte so Sachen wie Fliegen oder Röntgenblick.“
    „Du wärst also gern ein Nacktscanner auf zwei Beinen?“
    „Ja.“ Daniel betrachtete sie mit zweideutigem Grinsen, das jedoch nicht verbergen konnte, wie er sich wirklich fühlte. Einsam. Verloren. „Wir müssen los. Sonst findet Smith gar kein Ende mehr. Er stochert zum fünfzehnten Mal in demselben Tanghaufen herum.“
    „Ich bin nicht gerade geübt darin, an Seilen Steilwände hochzuklettern.“ Elena beäugte skeptisch die im Nachmittagslicht golden schimmernden Klippen. Der Gedanke, erneut in schwindelerregenden Höhen herumzubaumeln, würgte jeden Zauber ab. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätten sie die Nacht hier verbracht. Nur sie beide. Elena und Daniel.
    Daniel und Elena.
    An einem einsamen Strand dem heraufdämmernden Abend zusehend und einander ihre Seelen offenbarend. Was für ein schöner Gedanke.
    „Ich klettere zuerst hoch und zieh euch rauf.“ Daniel schnalzte aufmunternd mit der Zunge. „Na los, komm. Ich brauche einen Kaffee. Oder zwei oder drei.“
    „Du willst das Walross da raufziehen?“
    „Sicher.“ Daniel zuckte mit den Schultern. „Die Einheit von Körper und Geist erschafft höchste Kraft. Gelingt es dir, an der Kraft des Universums teilzuhaben, wird alles möglich. Einen Lieutenant von dem Gewicht eines Kleinwagens werde ich wohl bewältigen können.“
    19. Mai 2011, 18:58 Uhr, Portland Police Department
    I
hnen war keine Minute Ruhe gegönnt. Kaum suchten sie mit zwei Kaffeetassen Zuflucht in Daniels Büro, wurde der Schreibtisch mit Papierkram zugeworfen. Zielsicher griff sich ihr Partner das heraus, was ihn am meisten interessierte. Das Ergebnis der Gift-Analyse.
    „Interessant. Curare, Pfeilgiftfrosch, Krustenanemone und eine nicht zu identifizierende Komponente.”
    Elena hob eine Augenbraue, nahm den Eidechsen-Kugelschreiber vom Schreibtisch und ließ ihn zwischen ihren Fingern tanzen. „Krustenanemone? Seit wann sind Anemonen giftig?“
    „Die Krustenanemone ist eines der giftigsten Tiere auf unserem Erdball.“ Daniels Blick musterte sie neugierig von oben bis unten.
    Elena war klar, warum. Zum ersten Mal sah er sie in einem Rock. „Gewöhn dich nicht dran“, merkte sie an. „Ich trage dieses dumme Kostüm nur, weil mein Anzug mit Kaffee versaut ist.“
    „Schade. Es gefällt mir. Was ist das für eine Farbe?“
    „Taupe.“
    „Aha.“ Er räusperte sich mehrmals, schien Gedanken zu wälzen, nach denen sie besser nicht fragte, und studierte weiter den Laborbericht. „Nicht zu glauben, dass diese

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