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Wenn nur noch Asche bleibt

Wenn nur noch Asche bleibt

Titel: Wenn nur noch Asche bleibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Kombination dafür sorgt, aus panikerfüllten Opfern selig grinsende Schäfchen zu machen.”
    „Verschiedene Gifte heben einander auf.” Elena zuckte mit den Schultern. Sie war müde und verwirrt. Der Anblick der aufklaffenden Kehle ging ihr nicht aus dem Kopf und vereinte sich mit kruden Szenerien von Rebeccas Todeskampf. „Alles in allem sind wir genauso weit wie vorher.”
    „Pessimistin.” Daniel ließ sich in seinen Sessel fallen und gähnte. „Wir wissen immerhin, dass sie ihre Opfer mit Dornen betäuben, dass sie einen wilden Mix aus unterschiedlichen Giften benutzen und dass sie … ”, er wedelte mit der Hand. „Na ja, so was eben.“
    „Du hast die Tatsache vergessen, dass das Sektenoberhaupt ein halbes Was-weiß-Ich ist und Menschen verbrennt, um ihre Seelen zu trinken. Und dass es sein höchstes Ziel ist, deine zu erwischen. Weil er – was für eine Überraschung – nach der Weltherrschaft strebt. Vielleicht sollten wir ihn intern mit Brain betiteln. Oder doch lieber Pinky? Was haben diese Typen nur immer mit der Weltherrschaft? Mir wäre das zu stressig.“
    Daniel lachte. „Ich müsste einfach nur warten, bis der Bastard zu mir kommt. Wäre da nicht der Umstand, dass er bis dahin munter weiter töten wird.“
    „Und Moa’ri? Er hat wirklich nichts gesehen?“
    „Was er gesehen hat, hilft uns nicht weiter.“
    Elena seufzte. „Vielleicht ergeben die Befragungen im Dorf etwas. Es ist nur eine Meile Luftlinie entfernt. Irgendwem muss doch was aufgefallen sein.”
    „Wollen wir es hoffen. Smith hat seine beiden Kandidaten schon losgeschickt.“
    Daniel legte die Hände zu einem Spitzdach zusammen und starrte ins Leere, suchte vermutlich wie sie nach Verknüpfungspunkten und hilfreichen Ansätzen. Elena ließ ihre Beine baumeln und kaute auf dem Eidechsen-Stift herum. Etwas mussten sie tun, um weiterzukommen. Vielleicht war es ratsam, in das Dorf zu fahren. Der Einzige, auf den man sich verlassen konnte, war man selbst. Unter Daniels neugierigem Blick rief sie Smith an und legte ihm ihre Bitte dar, doch der Lieutenant blockte sie mit einem gebellten „Nichts da“ ab, knurrte irgendwelche sinnlosen Instruktionen und legte wieder auf.
    „Und?“ fragte Daniel.
    Elena rollte mit den Augen. „Das Walross sagt, wir sollen uns lieber mit dem Papierkram beschäftigen und nachdenken.“
    „Aha.“ Er wippte mit seinem Sessel vor und zurück. „Na dann.“
    Paralysiert starrte sie auf die Uhr an der Wand. Was für ein Elend. Da hockten sie hier und gafften vor sich hin. Tatenlos, perspektivlos, während da draußen ein Irrer mit Alienkräften seine kranken Fantasien auslebte. Es war zum Verrücktwerden. Als die Zeiger auf acht zugingen, öffnete sich schlagartig die Bürotür. In Gedanken versunken wäre Elena vor Schreck fast von der Tischkante gefallen.
    Tom Finn huschte herein, der Technikfreak des Ladens. Ein drahtiger, kleiner Kauz mit blondem Pferdeschwanz und dem Wesen eines Wiesels.
    „Draußen ist ein Mädchen, das ihre Schwester vermisst. Ihr Name ist Julie Johnson. Letzte Woche kam sie mit verbundenem Handgelenk nach Hause, war wie ausgewechselt und verschwand vor zwei Tagen spurlos. Ähm, ich meine nicht Julie, sondern ihre Schwester.“
    Daniels Gestalt straffte sich. Augenblicklich war er gebannte Aufmerksamkeit. „Bringen Sie sie rein.“
    „Na endlich!“ Elena blickte dem davoneilenden Tom hinterher. „Hoffentlich kommen wir diesmal weiter. Aber wie ich unser Glück kenne …“
    „Halt!“ Daniel unterbrach sie mit einer herrischen Geste. „Mal nicht wieder Chuck Norris an die Wand.“
    Sie schnaufte. „Wer braucht schon Chuck, wenn er dich hat?“
    Kaum zehn Sekunden später kehrte Tom mit Julie Johnson zurück, einem jungen, blonden Mädchen, dessen spitzes Gesicht an eine Haselmaus erinnerte. Eingeschüchtert trat sie in das Zimmer, während ihr Blick – Elena verdrehte innerlich die Augen – an Daniel kleben blieb. Irgendwann würde sie ihn zu einer Burka verdonnern. Oder zu einer Hässlichkeitsoperation.
    „Setz dich doch bitte“, sagte er. „Und erzähl uns alles, was du weißt.“
    Julie schien nur auf diese Aufforderung gewartet zu haben. Wie ein Wasserfall begann sie zu plappern, wiederholte Toms grobe Zusammenfassung, versetzte sie mit Ausschweifungen, überflüssigen Einwürfen und mehreren Tränenausbrüchen, bis sie nach knapp zwanzig Minuten in Schweigen verfiel. Elena sank innerlich zusammen. Aus allem, was dieses Mädchen gerade dargelegt hatte,

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