Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
derselbeGedanke im Kopf herum. »Ich hau einfach ab«, denke ich dann. Nur weg von hier, verstehen Sie? Ich will dann nur noch wegrennen.
(Penny G.)
Bestimmte Gefühle
Bei vielen Betroffenen werden Panikattacken durch bestimmte körperliche Gefühle ausgelöst. Wenn sie schwitzen, wenn ihr Herz schneller schlägt als sonst oder wenn ihnen schwindlig ist, kann es zu einer Panikattacke kommen. Diese Empfindungen haben oft völlig normale Ursachen; das ist den Betroffenen jedoch zu dem Zeitpunkt nicht bewusst. Sie schwitzen vielleicht, weil es zu warm im Zimmer ist, oder ihr Herz schlägt schneller, weil sie gerade eine Wanderung machen, oder ihnen ist schwindlig, weil sie Hunger haben. Auch vom Dunklen ins Helle zu kommen, einem höheren Luftdruck ausgesetzt zu sein, Neonlicht, die Oberflächenstruktur eines Fußbodenbelages oder ein Völlegefühl nach dem Essen können bei ihnen ähnlich unangenehme Empfindungen auslösen und unter Umständen zu einer Panikattacke führen.
Auch durch eine Grippe werden oft Panikreaktionen hervorgerufen, da die damit einhergehenden Symptome – Benommenheit, Schweißausbrüche und Fieber – sehr an die Symptome einer Panikattacke erinnern. Die Patienten merken oft nicht, dass sie einfach nur eine Grippe haben. Bei einigen Betroffenen wird durch jede Änderung des körperlichen Befindens Panik ausgelöst. Einer meiner Patienten hatte das Rauchen aufgegeben, trank keinen Tropfen Alkohol und weigerte sich strikt, irgendwelche Medikamente zur Behandlung seiner schweren Panikattacken einzunehmen. Er sagte:
Ich habe Angst vor Medikamenten. Ich hasse es, wenn von außen irgendwelche Gefühle bei mir ausgelöst werden. Ich gerate in Panik, sobald ich das Gefühl habe, es passiert nicht auf natürlicheWeise. Sogar, wenn ich durch Alkohol positive Gefühle bekäme, würde mir das Angst machen. Mit dem Rauchen habe ich in Wirklichkeit gar nicht aus gesundheitlichen Gründen aufgehört, sondern schlicht und einfach, weil ich zu viel Angst hatte.
(John S.)
Für diese Menschen bedeutet Sicherheit, dass sie die unangenehmen Gefühle, die sie fürchten, so weit wie möglich zu vermeiden suchen. Vielleicht reißen sie ständig die Fenster auf (sehr zum Ärger ihrer Mitbewohner), damit sie nicht ins Schwitzen kommen. Oder sie achten darauf, stets langsam die Treppe hinaufzugehen, damit ihr Herzschlag sich nicht beschleunigt. Vielleicht vermeiden sie Völlegefühle dadurch, dass sie niemals üppige Mahlzeiten zu sich nehmen. Sie müssen in jedem Fall immer sehr vorsichtig sein und sorgfältig darauf achten, nichts zu tun, was die gefürchteten unangenehmen Gefühle auslösen könnte. Möglicherweise nehmen sie zu diesem Zweck auch Medikamente ein – etwa Beta-Blocker, die die Pulsfrequenz senken. Wenn es ihnen nicht gelingt, die unerwünschten Gefühle fern zu halten, dann tun sie alles, was in ihrer Macht steht, um sie wieder loszuwerden. Sie legen sich beispielsweise ganz still hin, gehen an die frische Luft, machen Entspannungsübungen oder nehmen verdauungsfördernde Medikamente ein.
Gedankliche Vorwegnahme bestimmter Geschehnisse
Bei manchen Menschen beginnen die Angstgefühle sich schon aufzubauen, bevor sie etwas tun müssen, das sie als schwierig empfinden. Viele geraten dadurch in große Not, dass ein Urlaub bevorsteht und der Abfahrtstermin näher rückt. Oft ist die Angst vor dem Problem größer als das Problem selbst; wenn das gefürchtete Ereignis endlich eintritt, sind die Patienten jedochbereits so erschöpft, dass sie kaum noch die Kraft haben, mit dem Problem selbst fertig zu werden und ihre Angst unter Kontrolle zu bringen. Diese Menschen versuchen sich dadurch zu schützen, dass sie möglichst keine langfristigen Verpflichtungen eingehen. Sie entscheiden sich am liebsten spontan. Wenn sie das Gefühl haben, dass eine Panikattacke im Anzug ist, sind sie durchaus imstande, eine Urlaubsreise abzusagen, auch wenn sie das finanziell teuer zu stehen kommt. Hinzu kommt dann noch das peinliche Gefühl, andere anlügen oder irgendwelche Gründe vorschieben zu müssen, um sich aus einmal eingegangenen Verpflichtungen wieder herauszuwinden.
Diese unangenehmen Symptome der Angst, die ich für Symptome einer Krankheit hielt, traten jedesmal auf, wenn ich das Haus verließ. Ich war darauf konditioniert wie die berühmten pavlovschen Hunde. Manchmal traten die Symptome schon auf, wenn ich nur daran dachte, dass ich demnächst aus dem Haus gehen musste.
(Pauline McKinnon in ihrem Buch
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