Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
erklärt und viele Stunden damit verbracht, Bücher über sie zu lesen und über sie nachzudenken, während ich an diesem Buch arbeitete. Zu wissen, was geschieht und was man dabei empfindet, und zu wissen, dass diese Symptome keine wirklich ernsthaften gesundheitlichen Folgen wie einen Herzinfarkt oder eine Geisteskrankheit zur Folge haben können, war für mich von ungeheurem Nutzen. Das hat wahrscheinlich von Anfang an zu einer Abschwächung meiner Symptomatik beigetragen. Es bestärkte mich in der Überzeugung, dass das richtige Verständnis dessen, was Panikattacken wirklich sind, sehr wichtig ist.
Das Problem brachte mich dazu, mich mit Bereichen zu beschäftigen, in denen meine Kenntnisse noch zu wünschen übrig ließen; aber nachdem ich meine »Hausaufgaben« gemacht hatte, ging es mir besser.
Technisch gesprochen handelte es sich bei dem, was ich erlebte, nicht um voll ausgesprägte Panikattacken, sondern um »leichte Panikattacken« – es traten nur bestimmte Symptome auf, und sie führten nicht zu einem Höhepunkt, wie das bei »klassischen« Panikattacken der Fall ist. Mein Problem ließ sich eher als ständiges, übermäßig intensives Wahrnehmen bestimmter körperlicher Empfindungen beschreiben.
Ich verbrachte sehr viel Zeit damit, mir selbst diese Empfindungen auszureden oder zu versuchen, mich selbst davon zu überzeugen, dass sie ungefährlich seien. Es war für mich ein wichtiger Schritt zur Heilung, als ich mich dazu entschloss, das Bewusstsein der körperlichen Empfindungen und das Nachdenken darüber als »heiße Kartoffeln« zu betrachten, die ich sofort fallen lassen musste, wenn ich sie berührte, statt mich stundenlang mit ihnen zu beschäftigen. Mit der Zeit wurde ich dadurch bedeutend weniger selbstbezogen.
Na und?
Einen Durchbruch erlebte ich eines Sonntags, nachdem meine Frau und ich mit einem gut befreundeten Ehepaar einen Spaziergang gemacht hatten. Während des Spaziergangs hatte ich dem Mann zu erklären versucht, wie sehr ich mich durch dieses Problem beeinträchtigt fühlte und wie oft ich das Gefühl hatte, dass eine Wolke von Bedrückung und Angst mich überschattete.
Am späten Nachmittag, als wir wieder zu Hause waren, kam mir ein Gedanke, der wie eine Erleuchtung für mich war. Der Gedanke ist gar nicht so überraschend, und ich bin sicher, dass er mir schon einige Male zuvor gekommen war, ohne dass er irgendeine besondere Wirkung auf mich gehabt hätte. Aber diesmal machte es wirklich »klick«: »Gut, ich bin mir meines Herzschlags und meiner Atmung bewusst – na und?« Von dem Moment an setzte ich all die Übungen, die ich in diesem Buch beschrieben habe und bei denen es darum geht, der Angst ins Auge zu sehen, selbst in die Tat um. Bis dahin hatte ich möglichst zu vermeiden versucht, dass ich mir bestimmter körperlicher Empfindungen bewusst wurde. Nun versuchte ich, ihre Intensität zu steigern. Beispielsweise sprach ich das Wort »Herzfrequenz« mehrere Male hintereinander laut und deutlich aus. Ich beschäftigtemich bewusst mit den Themen, die ich zuvor gefürchtet und vermieden hatte. Ich dachte darüber nach, wie ich meine Symptome intensivieren könnte, und kam auf den Gedanken, joggen zu gehen. Von da an joggte ich regelmäßig. Ich habe immer noch das dunkle Gefühl, dass mein Freund nach unserem Spaziergang für mich gebetet hat.
Schritt für Schritt weiter voran
Von da an ging es allmählich bergauf. Nach etwa neun Monaten war ich so weit, dass ich während des größten Teils des Tages vergessen hatte, dass es da ein Problem gab. Während meiner Genesungszeit beschäftigte mich immer wieder ein Abschnitt aus einem Artikel von Claire Weekes, über den ich einmal eine Rezension verfasst hatte. Der Artikel hieß The Key to Resisting Relapse in Panic [Wie Panikpatienten mit Rückschlägen umgehen sollten; Anm. d. Übers.] 26 Ihre Worte halfen mir dabei, mit Rückschlägen fertig zu werden, und ermutigten mich dazu, immer wieder die richtige innere Haltung einzunehmen. Der Abschnitt lautete:
Unsere Erinnerung kann immer wieder nervöse Symptome zum Leben erwecken, und das ist ein gefundenes Fressen für eine ängstliche Stimme in uns. Sie sagt: »Es ist alles wieder da, alles ohne Ausnahme, die ganze Bescherung. Da hast du den Salat. Du wirst das nie überwinden, hast du gehört, niemals!« Was für eine Kraft hat doch diese falsche Stimme. Aber wenn Sie gelernt haben, was Panikattacken sind und wie Sie mit ihnen umgehen können, dann wird Ihnen eine
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