Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
Medikamente nimmt; andererseits sollte er auch nicht den Eindruck haben, dass eine Heilung nur mit Hilfe von Medikamenten möglich ist. Der Patient kann und sollte hier selbst entscheiden, welchen Weg er beschreiten möchte.
Hat sich unser Therapieansatz in der Praxis bewährt?
Es sind schon zahlreiche Bücher und Zeitschriftenartikel zu den Themenbereichen Stress und Angst erschienen, wenn auch nicht viele speziell zum Thema Panik. Viele der Ratschläge, die man dort findet, sind nicht hinreichend durch die Forschung belegt.Wie ist es mit dem Programm, das ich in diesem Buch vorstelle? Funktioniert es auch?
Die Studie, die von 1991 bis 1993 am Department of Psychology in Aberdeen durchgeführt wurde und jeden behandelten Patienten erfasste, wurde zur Beantwortung dieser Frage herangezogen. 9 Jeder Panikpatient, der von einem praktischen Arzt oder einem Psychotherapeuten an unser Institut überwiesen worden war, nahm an dieser Studie teil. Die Patienten mussten vor der Therapie, drei Monate nach Therapiebeginn und sechs Monate nach Therapiebeginn (das bedeutete, gegen Ende der Therapie) jeweils denselben Fragebogen ausfüllen. Andere Patienten, die noch auf der Warteliste standen, wurden als Vergleichsgruppe herangezogen und gebeten, im Abstand von sechs Monaten zweimal diesen Fragebogen auszufüllen.
Abbildung 1 (s. S. 20) macht deutlich, wie stark sich das Befinden der Panikpatienten während des Therapieverlaufs veränderte. Die Abbildung zeigt, in welchem Ausmaß die Patienten vor, während und nach der Therapie unter den in vier Hauptsymptombereiche eingeteilten Problemen bzw. Symptomen litten. (Die Null-Linie entspricht hier den Werten, die von einer großen Gruppe von Personen erreicht wurden, die in der Nähe unseres Instituts lebten und zum Vergleich herangezogen worden waren. So können wir gut erkennen, wie nahe Panikpatienten den »Normalen« nach der Therapie wieder kommen können.) In jedem Symptombereich war im Verlauf der Therapie eine deutliche Besserung festzustellen. Die Patienten, die noch auf der Warteliste standen, konnten während dieses Zeitraums jedoch keine Besserung verzeichnen. Der Unterschied zwischen den beiden Patientengruppen war statistisch überaus signifikant. Das deutet darauf hin, dass der Ansatz der kognitiven Invalidation bei diesen Patienten zu einem deutlichen Rückgang von Angst, Furcht, Depression und Zwangsvorstellungen führte. Gegen Therapieende waren ihre Werte fast so niedrig wie die der nicht von Panikattacken betroffenen Vergleichsgruppe.
Das lässt darauf schließen, dass dieser Ansatz im Rahmen der klinischen Therapie erfolgreich ist. Das Ziel dieses Buches ist nun, den betroffenen Lesern selbst diesen Ansatz zugänglich zu machen sowie die Therapeuten, die Panikpatienten behandeln, bei ihrer Arbeit zu unterstützen.
Abb. 1: Symptomverringerung während der Therapie (Studie anhand von 20 behandelten Patienten)
TEIL I
Panik von A bis Z
2. Wann und wo Panikattacken auftreten
Wenn ein Mensch zum ersten Mal eine Panik- oder Angstattacke erlebt, hat er das Gefühl, dass sie ihn »wie ein Blitz aus heiterem Himmel« überfällt – von einem Augenblick zum ändern und ohne ersichtlichen Grund. Ein Mensch, der wie alle anderen auch irgendwie mit den üblichen Belastungen des Lebens zurechtkam, erlebt plötzlich eine Panikattacke, und von diesem Moment an ist nichts mehr, wie es war. Mit der ersten Panikattacke beginnt fast immer eine Zeit des Leidens und der schmerzlichen Veränderung. Ein Mensch erlebt seine erste Panikattacke meist in einem Alter zwischen fünfzehn und dreißig Jahren; es kann jedoch in jedem Lebensalter zu Panikattacken kommen.
Ich habe oft Betroffene gefragt, wie sie selbst diese Attacken nennen. Oft gebrauchen sie den Begriff »Panik«, ohne ihn zuvor von jemandem gehört zu haben. Manche betrachten sie auch als eine Art Nervenzusammenbruch. Sie sagen: »Ich hatte einen Zusammenbruch« und haben das Gefühl, dass sie ihren Beruf nicht mehr ausüben oder ihre Freizeit aktiv gestalten können. Manche sehen sich gezwungen, eine vielversprechende Karriere aufzugeben.
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel
Das Beunruhigendste an der ersten Attacke ist, dass sie ohne Warnung kommt und dass die Betroffenen meist keinen Grund dafür erkennen können, warum ausgerechnet ihnen so etwas Dramatisches widerfährt – auch wenn es, wie ich später zeigen werde, immer eine Ursache dafür gibt. Besonders verwirrend ist es für die Betroffenen, dass sie
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