Wenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden (German Edition)
als phobische Reaktionen und werden nicht durch einen ganz spezifischen »Trigger« (= auslösenden Reiz) ausgelöst. Manche Psychologen haben Panik als eine Art »übertragbare Phobie« bezeichnet. Die gefürchteten Objekte liegen nicht außerhalb, sondern innerhalb der eigenen Persönlichkeit – der Betroffene fürchtet sich nicht vor Spinnen, Hunden oder Brücken, sondern vor seinen eigenen Gefühlen und körperlichen Reaktionen.
Eine Untersuchung, die 1969 von Agras, Sylvester und Oliveau durchgeführt wurde 14 , zeigte, dass durchschnittlich vierzig von hundert Menschen an einer leichten Phobie und acht von hundert Menschen an einer schweren Phobie leiden, durch die sie sich in ihrem täglichen Leben beeinträchtigt fühlen. Menschen, die an einer schweren Phobie leiden, fürchten sich meist nicht nur vor dem »Trigger« selbst (z.B. vor Spinnen), sondern auch vor der dadurch ausgelösten Panik und ihren möglichen Folgen. Dieses Buch kann sicher in der einen oder anderen Hinsicht auch Menschen helfen, die an einer spezifischen Phobie leiden; es wurde jedoch hauptsächlich für diejenigen geschrieben, die an weniger gut fassbaren Ängsten und Panikgefühlen leiden. Daneben gibt es auch noch Personen, die sowohl mit überraschend auftretenden Panikattacken als auch mit schweren spezifischen Phobien zu kämpfen haben. Das Leben ist einfach ungerecht, finden Sie nicht auch?
3. Wie Panik Menschen verändert
Haben Sie schon einmal im Fernsehen Bilder einer Küstenstadt gesehen, die von einem Hurrikan heimgesucht worden ist? Die Kraft des Sturmes und der Wellen ist über sie hinweggefegt, hat Bäume entwurzelt, Häuser und Straßen zerstört und einen einzigen Trümmerhaufen zurückgelassen. Nachdem der Sturm und die See sich beruhigt haben, hat die Stadt noch monatelang mit Zerstörung und Verwüstung zu kämpfen. Der Hurrikan dauert vielleicht nur einen Tag, aber die Folgen sind noch Wochen und Monate später zu spüren.
So ähnlich ist es auch mit Panik. Nachdem die Panikattacke selbst vorüber ist, ist der Betroffene noch lange mit ihr beschäftigt. Lassen Sie uns einen Blick auf die typischen Reaktionsmuster werfen, die einer Panikattacke folgen .
Erster Schritt: Die Angst wird zum ständigen Begleiter
Das erste, was geschieht, ist, dass der Betroffene große Angst davor hat, eine weitere Panikattacke zu erleiden, und sich vor dem fürchtet, was während einer möglichen nächsten Attacke geschehen könnte. Ein Gefühl von drohendem Unheil beschleicht ihn und nimmt mehr und mehr von ihm Besitz. Einige Patienten bekommen erst nach zwei oder drei Attacken wirklich Angst, andere schon nach einer einzigen Attacke. Während ihr Leben zuvor recht normal verlief, mit den üblichen Höhen und Tiefen, ist nun die Angst allgegenwärtig und vergällt den Betroffenen auch die kleinen Freuden des Lebens, die sie bis dahin genießen konnten.
Zweiter Schritt: Die Aufmerksamkeit richtet sich nach innen
Zweitens neigen die Betroffenen dazu, ihre Aufmerksamkeit von dem abzuwenden, was um sie herum geschieht, und vermehrt nach innen zu blicken. Sie können sich nicht mehr richtig auf das konzentrieren, was andere sagen oder tun, da sie sich ständig mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigen. Es ist, als ob ihr Blick von der äußeren Welt abgewendet und nur noch auf das fixiert würde, was in ihrem Innern vorgeht.
Die Betroffenen beginnen alles, was in ihrem Körper geschieht, ganz bewusst zu registrieren – sie entwickeln sozusagen ein ganz neues »Körper-Bewusstsein«. Sie merken, wenn ihr Herzschlag sich beschleunigt, und messen vielleicht ihren Puls. Sie merken sofort, wenn sie zu schwitzen beginnen, wenn sie schneller atmen als sonst, wenn sie eine leichte Übelkeit verspüren. Alle paar Stunden überprüfen sie (so, als ob sie ihr Auto beim TÜV Vorfahren würden), ob in ihrem Körper noch alles ordnungsgemäß funktioniert. Jede körperliche Empfindung, die sie im Entferntesten an das erinnert, was sie während einer Paniksituation erlebt haben, registrieren sie sofort, da ihre Angst, wieder eine Attacke zu erleiden, so übermächtig ist.
Das Problem dabei ist, dass in unserem Körper ständig Veränderungen vor sich gehen. Wenn wir uns anstrengen, zum Beispiel, wenn wir schnell gehen oder laufen, dann schlägt unser Herz schneller als sonst, und das ist auch völlig normal. Aber für jemanden, der sich selbst ständig beobachtet, kann das bereits ein Grund zur Beunruhigung sein. Menschen können
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