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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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ernste, halb amüsierte Lächeln, das er nur denen schenkte, die er liebte?
    Es mußte an der Gewitterluft liegen. Das war doch alles nur Einbildung. Sie, die kühle, überlegene May Pentecost sollte kleine Nadelstiche der Eifersucht wegen eines Teenagers empfinden? Sie, die unvoreingenommene, zärtlich liebende May Pentecost sollte sich durch die selbstverständliche Höflichkeit, die ihr Mann einem jungen Gast gegenüber an den Tag legte, irritiert fühlen? Sie, May Pentecost, die so manches Mal ein Königreich dafür gegeben hätte, wäre Gaylord nur fünf Minuten still gewesen, sollte sich nun aus der Fassung bringen lassen durch ein kurzes ?
    Ein Schatten legte sich vor die Sonne und verdunkelte das Zimmer. Gewitter am frühen Abend, dachte sie, und hoffte, daß es bis zur Nacht vorbei sein würde. Denn beim stählernen Zucken der Blitze und beim Rasseln des Donners glaubte sie immer, der ganze Himmel sei voll von Messern und Gabeln, eine Vorstellung, die sie aus der Kindheit behalten hatte und die sie noch heute ängstigte. Ach, wenn sie doch nur einen Gesprächsstoff finden würden, um die Beklemmung zu überwinden. Zum erstenmal begriff sie die Stimmung der Frauen bei Tschechow: nach außenhin nichts als Langeweile, aber darunter zitterten alle vor Spannung; und in den Wäldern riefen immerfort diese elenden Käuzchen, und die Bauern klimperten auf ihrer Balalaika...
    Abrupt kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Draußen war ein fernes Rumpeln zu hören. Ein Düsenflugzeug vielleicht oder das erste Grollen des Gewitters?
    Emma sagte: «Jemand wollte Gaylords Freund erwürgen.» Sie lächelte zufrieden.
    «Emma, red nicht so dummes Zeug», fuhr David sie an. Er wandte sich an May: «Immer geht die Phantasie mit ihr durch.»
    Opa sagte: «Diesem Kind prophezeie ich eine große Zukunft. Sie wird der erste weibliche Herausgaber der
    Jenny sagte: «Emma, du mußt wirklich nicht solche Dinge reden. Das schickt sich einfach nicht. »
    «Nein, das ist wirklich nicht komisch, Schätzchen», sagte May mit jenem verhaltenen Tadel, auf den man sich bei fremden Kindern beschränkt.
    Emma ließ sich von der allgemeinen Kritik nicht beirren. Sie grinste schadenfroh. «Dann fragt doch Gaylord.»
    Das brauchte man Mummi gerade noch zu sagen, dachte Gaylord verbittert. Das tut sie doch automatisch. Er starrte auf seinen Teller, schob die Unterlippe vor und wartete auf die Fragen, die jetzt auf ihn herunterprasseln würden. Mummi warf nur einen Blick auf das blutübergossene, gequälte Gesicht und dachte: O Gott, da ist wirklich was passiert.
    «Was ist denn passiert, Gaylord?» fragte sie.
    Ausflüchte und Hinhaltemanöver waren Gaylords große Stärke. Doch bei Mummi hatte er diese Taktik längst aufgegeben. Es lohnte sich einfach nicht. Nun schön, dann wollte er wenigstens aus der Situation das Beste machen, und so servierte er seiner Familie eine schaurige, farbenprächtige Darstellung des Vorfalls.
    In der Ferne grollte unablässig der Donner. Doch May hörte nichts. Gepreßt fragte sie: «Ist das auch wahr, Gaylord? »
    «‘türlich ist das wahr, Mummi.» Er war sehr verstimmt. Erst quetschten sie einen wie eine Zitrone aus, und dann drehten sie den Spieß um und warfen einem Aufschneiderei vor.
    Zu seiner Überraschung ging Mummi jedoch nicht weiter darauf ein. «Nun, wenn ihr alle satt seid...» sagte sie müde.
    Man erhob sich. «Ich wasche ab», sagte Jenny.
    «Nein, laß nur!» May wehrte ab: «Das mache ich. Und Onkel Jocelyn wird abtrocknen. Warum gehst du nicht noch ein bißchen spazieren, ehe das Gewitter losbricht.»
     
    «Na?» sagte sie, als sie allein in der Küche waren.
    «Man liest von solchen Sachen in der Zeitung», antwortete Jocelyn. «Aber daß sie vor der eigenen Haustür passieren, damit rechnet man nicht.» Er hatte das ungute Gefühl, daß man Taten von ihm erwartete. Aber Taten waren nicht gerade seine Stärke.
    «Sie werden doch wohl die Polizei benachrichtigt haben?» meinte May.
    «Wir müssen nicht gleich zu schwarz sehen. Du kennst Gaylords Neigung zum Dramatisieren. Man wird vermutlich Dreiviertel davon abstreichen können.»
    «Dann bleibt immer noch ein sehr häßliches Viertel übrig», erwiderte May. «Und wir tragen im Augenblick die Verantwortung für fünf Kinder. Wir müssen Genaueres darüber erfahren, Jocelyn.»
    «Wir könnten in der Schule anrufen», meinte

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