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Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft

Titel: Wenn süss das Mondlicht auf den Hügeln schläft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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irgendwie.»
    «Ja», murmelte Miss Plattner leise vor sich hin. «Natürlich plötzlich irgendwie. » Sie schlug mit beiden Händen auf den Tisch und sagte energisch: «So, und was erwartet deine Mutter, was wir tun sollen?»
    «Ich weiß nicht, Miss.» Henry sah ganz verschüchtert aus. «Sie hat nur gesagt, ich müßte es meiner Lehrerin melden.»
    Und was soll ich deiner Meinung nach in dieser Sache tun?»
    «Ich weiß - nicht, Miss.» Und damit fing er wieder an, vor sich hinzuweinen. Miss Plattner, die ihn nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte sagte: «Das hast du doch alles nur erfunden,
    nicht wahr, Henry?»
    «Ich glaube nicht...» begann Miss Marston. Henry blinzelte überrascht und sagte: «Nein, Miss. Bestimmt nicht.»
    Miss Plattner sagte: «Du hast das doch alles nur erfunden, weil nie jemand Notiz von dir nimmt und du endlich einmal die Aufmerksamkeit auf dich ziehen wolltest. »
    «Nein, bestimmt nicht, Miss. Er hat es wirklich getan. Ich hab das nicht erfunden.» Henry war nur noch ein verheultes Häufchen Unglück. Doch zugleich - und das war ganz neu für ihn - ehrlich entrüstet. Unvermittelt rannte er zur Tür, machte sie ungeschickt auf und blieb dann störrisch, aber verängstigt stehen, als die Rektorin ihm nachrief: «Geh und wasch dein Gesicht, Henry! Und dann kommst du wieder herein! »
    Henry nickte gehorsam und verschwand. Miss Marston sagte mit ungewohnter Heftigkeit: «Ich finde, Sie sind sehr hart zu ihm, Miss Plattner. Ich bin überzeugt, Henry ist kein Junge, der solche Dinge erfindet.»
    «Natürlich nicht. Aber ich mußte mir unbedingt Gewißheit verschaffen, bevor ich die Polizei anrufe, das sehen Sie doch ein?»
    «Aber es war eine grausame Methode», sagte Miss Marston.
    «Es war die einzige. Glauben Sie mir, ich kenne diese kleinen Wirrköpfe besser als Sie. Man erreicht manchmal mit Liebe nicht halb soviel, wie wenn man ihnen deine Heidenangst einjagt.»
    «Werden Sie die anderen Kinder warnen?»
    «Zu spät. Die Polizei wird sich mit den Eltern in Verbindung setzen müssen. » Sie griff nach dem Telefon. Doch in diesem Augenblick kam Henry zurück. Er hatte sich nur sehr flüchtig um die Augen herum gewaschen, der Rest seines Gesichts war noch von Tränen verschmiert. Er sah aus, als hätte er sich als Mohr geschminkt und wäre in den Regen gekommen.
    «Nun, mein Junge», sagte Miss Plattner eine Spur freundlicher, «willst du zurück in deine Klasse, oder möchtest du lieber nach Hause gehen? »
    «Lieber in die Klasse, Miss. Meine Mutter ist nicht vor fünf zu Hause. »
    «Dann marsch, ab. »
    Er stand noch immer neben ihrem Schreibtisch. «Es ist bestimmt wahr, Miss», beteuerte er.
    «Ich weiß, Henry. » Miss Plattner tat etwas sehr Ungewöhnliches.
    Sie lächelte ihm zu. Doch als er draußen war, murmelte sie vor sich hin: «Aber ich wollte bei Gott, es wäre nicht wahr.»
     
    Gaylord und Henry Bartlett machten sich zusammen auf den Heimweg, beide schweigsam und tief in Gedanken versunken. Gaylord vergaß sogar seinen üblichen Hochseilakt auf dem Mäuerchen vor dem Haus von Mrs. Watson, so sehr nahm ihn sein Problem gefangen.
    Das Problem war, wie man die Antwort auf eine Frage bekommen konnte, ohne die Frage ausdrücklich zu stellen. Er beschloß, diplomatisch vorzugehen.
    «Hast du schon mal eine Hexe gesehen, Henry?» fragte er.
    «Nein», sagte Henry zu Gaylords Enttäuschung.
    Das war ein herber Rückschlag. Aber so rasch gab Gaylord nicht auf. «Ich kenne jemand, der kannte einen, der in eine Kröte verwandelt worden ist», sagte er und beobachtete seinen Freund aufmerksam. Doch Henry war entweder ein guter Schauspieler oder es berührte ihn persönlich nicht, daß jemand in eine Kröte verwandelt worden war, denn er richtete seine milden blauen Augen auf Gaylord und sagte: «Sie haben Edelsteine. Vorne in der Stirn.»
    «Wer?»
    «Kröten.»
    Diese bemerkenswerte naturkundliche Information beeindruckte Gaylord weit weniger, als das unter anderen Umständen wohl der Fall gewesen wäre. Sie waren jetzt fast vor Henrys Haus angelangt, und Gaylords Neugier nahm verzweifelte Formen an. Der bloße Gedanke, die ganzen Sommerferien in Ungewißheit zu bleiben, war unerträglich. Er erwog sogar schon einen offenen Vorstoß; nur sein angeborener Sinn für Schicklichkeit hielt ihn zurück. Und für das subtilere: war er zu jung.
    Sie kamen an

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