Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
Mörder?“
    Delmas lacht.
    „Aus Oran, Algier oder Konstantinopel,
ganz bestimmt. Um das zu erfahren, müßte man ihn erst mal schnappen. Er läuft nämlich
immer noch frei herum. Fazit: Die in Marseille sind auch nicht schlauer als die
Flics hier.“
    „Das sagt man so... Bevor wir in die
Rue Bras-de-Fer zurückkehren, gestatten Sie mir noch eine Frage: Haben Sie eine
Idee, was das Tatmotiv des Verbrechens von Quatre-Cabanes angeht?“
    „Abrechnung unter Ganoven oder
Politischen. So was ist im allgemeinen zu verworren, als daß man Licht ins
Dunkel bringen könnte. Vaillaud hat nicht grade das Pulver erfunden, aber auch
ein pfiffigeres Kerlchen als er hätte nicht viel mehr herausgekriegt... Doch
zurück in die Rue Bras-de-Fer. Allem Anschein nach handelt es sich bei dem
Mörder um einen leicht bescheuerten Sadisten. Übrigens könnte es auch eine Frau
gewesen sein. Diese Christine Crouzait — das ist der Name des Opfers —
verkehrte nämlich... äh... an den Ufern von Lesbos, wenn Sie verstehen, was ich
meine ..
    Sogar hier in der Provinz sind die
Journalisten nicht anders als anderswo. Immer bereit, uns armen Privatflics
eins auszuwischen! Ich gebe ihm Kontra:
    „Mutter römischer Spiele und
griechischer Wonnen.“
    Ihm bleibt der Mund offenstehen.
    „Ach! Sie kennen Baudelaire?“
    „Ich kenne ‘ne ganze Menge Leute. Das
bringt mein Beruf so mit sich.“
    „Sie sind wirklich ein kleiner
Witzbold!“
    „Ja, zu komisch! Deswegen würde ich
auch gerne mehr über die komische Leiche erfahren.“
    „Ja, ja, natürlich... Also, diese
Christine wurde an die Deckenlampe gehängt, nachdem man sie erdrosselt hatte,
in der Absicht, einen Selbstmord vorzutäuschen. Doch das täuscht nicht darüber
hinweg, daß es die Tat eines wütenden Wahnsinnigen ist... oder einfach die
eines Dummkopfes. Weitere merkwürdige Umstände: leere Schubladen, fehlende
Fingerabdrücke, eine aufgebrochene Wohnungstür und schließlich ein mysteriöser
Anruf, den die Ladeninhaberin von nebenan erhalten hat, deren Sohn ..
    „Wenn Sie nichts dagegen haben, mein
lieber Delmas, dann wollen wir uns mit diesem Kleinkram nicht weiter aufhalten.
Gönnen wir Kommissar Vaillaud das Vergnügen. Sagen Sie mir lieber, wer diese
Christine Crouzait war, außer daß sie eine Jüngerin Sapphos war, falls sie es
wirklich war.“
    Bevor er antwortet, vergewissert er
sich mit einem flüchtigen Blick, daß wir nach wie vor die einzigen Gäste im
hinteren Teil des Bistros sind. Dann flüstert er:
    „Hören Sie, Burma! Dieser Mord regt
mich außerordentlich auf. Er regt mich auf und macht mich wütend, denn, wie
gesagt, ich kann ihn nicht so ausschlachten, wie ich es gerne möchte. Die
Geschichte verdanke ich Ihnen. Allerdings weiß ich nicht, wohin mich das Ganze
bringt. Vielleicht in den Knast, wer weiß? Ich fische aber nicht gerne im
trüben. Also lassen Sie mich eine Frage stellen, damit ich wenigstens das
Gefühl habe zu wissen, auf was ich mich da einlasse.“
    „Nur zu, fragen Sie.“
    „Sie machen keinen Urlaub hier. Gut.
Sie sind auch nicht wegen der Baluna-Sache hier... oder irre ich mich?“
    „Nein.“
    „Gut.“
    Er macht ein zufriedenes Gesicht. Ein
kleiner Schlauberger in seinem Element!
    „Antworten Sie auch mit ,Nein’, wenn
ich Sie frage, ob Sie etwas mit dem Fall Guillanoux zu tun haben?“
    „Tut mir leid, aber von Ihnen erfährt
man alle zwei Minuten etwas Neues. Wieder nein.“
    „Scheiße!“ entfährt es Delmas. „Wissen
Sie, daß Sie einen aufrichtigen Eindruck auf mich machen?“
    „Ich bin aufrichtig. Also, was ist das
nun wieder, der Fall Guillanoux?“
    „Oh, Himmelherrgottsakra!“
    Sein Gesicht nimmt einen beinahe
angewiderten Ausdruck an.
    „Sie sind wirklich unersättlich!
Pressen mich aus wie eine Zitrone... Seien Sie einmal nett und sagen Sie mir,
welchen Fall Sie gerade bearbeiten. Dadurch könnten wir vielleicht etwas Zeit
sparen.“
    „Schon gut. Ich weiß, daß ich Ihnen
vertrauen kann. Also, ich bearbeite gerade
    Ich halte ihm die Fotos von Agnès
unter die Nase.
    „Sie beherbergen nicht zufällig das
Original in Ihrem Schlafzimmer, nein? Schade. Sie ist nämlich seit einer Woche
verschwunden, und ich versuche unauffällig, sie zu finden. Die Flics wissen von
nichts. Sie heißt Agnès Dacosta und ist die Tochter eines pied-noir.“
    „Eines pied-noir ?Sagen
Sie... dieser Baluna...“
    „Nein. Ich habe den Namen Baluna zum
ersten Mal von Ihnen gehört. Aber den Namen Christine Crouzait, der ist mir

Weitere Kostenlose Bücher