Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
Vom Netzwerk:
betont
ungezwungen, scherzhaft:
    „Ist dieser Dacosta ein Freund von
Ihnen?“
    „Nein, ein Klient.“
    „Kann man über Ihre Klienten
herziehen?“
    Er nimmt seine Brille ab und putzt sie
mit einem Taschentuch.
    „Aha! Dann haben Sie mir einen Bären
aufgebunden, was?“ frage ich zurück. „Sie kennen ihn also doch!“
    Er setzt sich die Brille wieder auf
die Nase und nimmt die Haltung eines zwanzig Jahre älteren Ratgebers an, ganz
ExPachtherr meines Großvaters, ganz der gute Freund, der den „kleinen
Dreikäsehoch“ vor einem vielleicht heiklen Umgang bewahren will.
    „Nein“, antwortet er auf meine
Gegenfrage. „Aber ich habe von ihm gehört. Einige pieds-noirs halten
sich von ihm fern. Irgend etwas wird ihm vorgeworfen. Was, weiß ich nicht. Hat
was mit der O.A.S. zu tun. Irgend ‘ne schmutzige Geschichte, glaube ich.“
    „Ach! Kennen Sie Einzelheiten?“
    Nein, Einzelheiten kennt er nicht. Hat
nur gerüchteweise davon gehört. Dann gesellt sich Mireille, die durch das
Abendessen einigermaßen nüchtern geworden ist, wieder zu uns, und wir reden
über etwas anderes. Kurz darauf verabschieden wir uns mit dem gegenseitigen
Versprechen, uns bald wiederzusehen.
     
    * * *
     
    Ich begebe mich in die Rue Refreger,
um Delmas in der Bar Mathieu zu treffen. In der Straße fällt mir eine
Kugelleuchte auf, die von uraltem Staub gekrönt ist. Es ist die Außenlampe des Princess, die die Aufmerksamkeit müder Wanderer auf das Hotel lenken soll. Mich erinnert
sie an den Auftrag, den ich Gérard gegeben habe. Nach dem Treffen mit Delmas
muß ich den Pagen unbedingt anrufen.
    Der Journalist sitzt unter einem
Plakat des Club Taurin im hinteren Teil des Bistros, vor sich einen
Notizblock, ein Bier und ein Sandwich. Ich setze mich zu ihm, lege meine Pfeife
mit dem Stierkopf — sozusagen zu Ehren des Plakats über uns — betriebsbereit
vor mich hin und bestelle bei dem einzigen Kellner einen Gin-Tonic mit Eis.
Nachdem der Kellner mir das Gewünschte gebracht hat und zum Gläserspülen hinter
der Theke verschwunden ist, fordere ich Delmas auf, mit seinem Bericht zu
beginnen.
    „Erst mal vielen Dank für den Tip“,
sagt er. „Leider kann ich die Sache nicht so richtig ausschlachten, denn in
dieser ruhigen Stadt wirbelt man ungern auf der Titelseite Staub auf. Und Blut
schon gar nicht. Hier bei uns geht man eher behutsam vor. Aber trotzdem vielen
Dank. Meiner Karriere kommt das allemal zugute. Wenn ich nach Paris gehe, werde
ich kein Unbekannter sein... Zur Sache: Als ich in die Rue Bras-de-Fer kam, war
alles in hellem Aufruhr. Der kleine Sohn einer Geschäftsfrau... Aber das...“
    Er grinst.
    „Das werden Sie sicher schon wissen,
oder?“
    „Erzählen Sie weiter.“
    „Als Reporter, der zufällig in der
Gegend war, hab ich die Flics sozusagen begleitet. Man hatte sie alarmiert.
Erst waren es nur Uniformierte, dann kamen die ,Zivilen’ der Kripo hinzu. Ich
blieb am Ball, und Kommissar Vaillaud hat mich nicht weggeschickt. Ich habe mal
über eine seiner Ermittlungen berichtet, über den Fall von Quatre-Cabanes. Davon, daß er dabei eine schlechte Figur gemacht hat, habe ich nichts
geschrieben. So was verbindet.“
    „Der Fall von Quatre-Cabanes ?“
    „Eine ziemlich undurchsichtige
Geschichte, das kann man wohl sagen! Quatre-Cabanes ist ein Sumpfgebiet
am Meer. Vor zwei Monaten hat man dort einen Wagen mit einem Mann namens
Edouard Baluna gefunden. Der Mann war buchstäblich mit Blei vollgepumpt. Wie
gesagt, Vaillaud und seine Spürhunde sind ins Schwimmen geraten, daß es nur so
eine Freude war.“
    „Wahrscheinlich lag das an der Nähe
zum Meer.“
    „Bestimmt. Kurz und gut, Vaillaud kam
bei seinen Ermittlungen einfach nicht weiter. Aber da das Opfer in Marseille
gewohnt und zur dortigen Unterwelt Kontakt gehabt hatte, haben die Kollegen von
Marseille den Fall übernommen. Zur großen Erleichterung aller in Montpellier,
das können Sie mir glauben! Wie ich schon sagte: Hier hat man so seine
Gewohnheiten, und man sieht es nicht gerne, wenn die Ruhe gestört wird, schon
gar nicht durch ein Verbrechen. Übrigens werden hier nicht viele begangen. Und
wenn die Beteiligten erst kürzlich zugezogen sind, fast noch Ausländer wie
dieser Baluna, einer aus Oran, dann steigert sich noch das Unbehagen. Je
weniger darüber gesprochen wird, desto besser! Deshalb hat einer wie Rouletabille
auch keine Zukunft hier“, schließt der Journalist feixend.
    „Baluna war aus Oran?“
    „Ja.“
    „Und der

Weitere Kostenlose Bücher