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Wenn Tote schwarze Füße tragen

Wenn Tote schwarze Füße tragen

Titel: Wenn Tote schwarze Füße tragen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Hinterzimmerbordell als für einen
Privatclub mit geheimen Rendezvous. Ersteres steht allen offen, auch den Flics.
Ein ,Club älterer Herren’ dagegen, wie der zum Beispiel, der vor kurzem in
Nizza aufgeflogen ist... Wenn die beteiligten Damen verschwiegen sind... In
Nizza hat eine der Damen geplaudert, sonst wäre niemand dahintergekommen. Ich
vermute, Maud Fréval hat nicht ausgepackt, oder?“
    „Vielleicht gab es ja auch nichts
auszupacken.“
    „Ist sie dann wieder ins
Erziehungsheim gewandert?“
    „Anzunehmen.“
    „Und Christine?“
    „Man hatte Mitleid mit dem Opfer der
eigenen Gutherzigkeit. Ihre Arbeitgeber, Gilles und Gina aus dem Frisiersalon
in der Grand Rue, haben ihr einen einwandfreien Lebenswandel und ein hohes Maß
an Pflichtbewußtsein bescheinigt. Sie wurde dann nicht mehr behelligt. Jetzt,
da jemand mit ihr abgerechnet hat, müßte man noch einmal nachhaken.“
    „Und von den Schäferstündchen, wie Sie
es nennen, war hinterher nicht mehr die Rede?“
    „Nimmermehr, wie der Rabe spricht.“
    „Gezeichnet: Edgar Allen Poe.
Literatur sehr gut, setzen. Kommen wir nun zur Gerichtsmedizin: Christine ist
erdrosselt und dann aufgehängt worden. Auf welche Zeit datiert der Arzt ihre
Todesstunde?“
    „Dienstag.“
    „Morgens, mittags, frühabends oder
spätnachts, auf Mittwoch zu?“
    „Ja, das, mein Lieber... Jedenfalls
nicht vor dem Abend. Ich habe Christines Chefs gefragt. Dienstag hat sie
gearbeitet, also... Am Mittwochmorgen hat jemand angerufen und gesagt,
Christine fühle sich nicht wohl — ,nicht wohl’ ist gut! Da war sie bereits tot!
— und bitte um ein, zwei freie Tage. Gilles und Gina erinnern sich nicht mehr
daran, ob der Anrufer ein Mann oder eine Frau war.“
    „Ist auch nicht so wichtig. Sagen Sie,
dieser flotte Notar... Hatte er Familie? Frau, Kinder... Na ja, das übliche
Sortiment.“
    „Er war Witwer und hatte einen Sohn.
Deswegen dachte ich ja, daß der Sohn Sie vielleicht engagiert hätte, um Licht
in die mysteriösen Todesumstände zu bringen.“
    „Haben Sie seine Adresse? Vielleicht
werde ich mich in der Umgebung des Verstorbenen ein wenig umsehen... Wissen Sie
wirklich nicht, ob hier in Montpellier solche geheimen Schäferstündchen
vermittelt werden? Man könnte sich ja mal am Schafehüten beteiligen...“
    Diese Aussicht mißfällt Delmas ganz
und gar nicht. Er gibt mir die Adresse des Vollwaisen, Notar wie sein
verstorbener Vater, der Lüstling. Der Journalist sieht auf die Wanduhr und
erklärt, daß er in die Redaktion zurück müsse. Er verläßt das Bistro, versehen
mit meinen Segenswünschen. Ich verdanke ihm wertvolle Informationen.
    So wertvoll, daß ein logisch denkender
Mensch wie ich sich eigentlich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen braucht. Alles
fügt sich zu einem harmonischen Ganzen.
    Für mich ist der Fall klar: Es gab
eine Art Privatclub, in dem geheime Rendezvous stattfanden. Maud Fréval hat
sich vermitteln lassen, ebenso wie Christine. Ob die beiden nun Kusinen oder
Freundinnen waren, spielt keine Rolle. Während eines dieser Schäferstündchen
wurde Monsieur Guillanoux Opfer seiner eigenen Erregung. Maud wird geschnappt,
hält aber als gute Nuttenkollegin das Maul und wird dafür mit einer Art
Leibrente belohnt.
    Der Notartod à la Félix Faure hat den
galanten Abenteuern älterer Herren mit jüngeren Damen ein Ende gesetzt. Als die
Gefahr vorüber ist, kommen die Rendezvous jedoch wieder in Mode. Und Agnès,
Christines Freundin, sieht darin ihre Chance. Doch schon wartet ein neuer
Schlag: Einer der Stammkunden des „Clubs“ ist der Verräter von Algier und wird
von Agnès enttarnt. Das bekommt dem Mädchen schlecht, und Christine, durch die
sich der Verräter ebenfalls bedroht sieht, ergeht es nicht besser.
    Bleiben noch der Späher vom Petit-Chêne, die Blondine im Minirock, der Kerl, der mich niedergeschlagen und mir die
gezeichnete Banknote geklaut hat, und Sigari, der unehrliche Gast des Princess. Welche Rolle letzterer bei dem Ganzen gespielt hat, ist mir ziemlich klar. Und
wenn ich mich gleich mit Fernand, Gérards Kollegen, unterhalten werde, dann nur
der Vollständigkeit halber, um mein Gewissen zu beruhigen. Das Treiben der
anderen wird sich eventuell im Lichte dessen erklären lassen, was mir Maud
Fréval erzählen wird. Ich plane nämlich eine Pilgerfahrt nach Lourdes und glaube
(vielleicht hilft das an dem heiligen Ort!), daß ich dem Mädchen verschiedene
Namen samt Adressen entlocken werde. Von da an wird alles von

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