Wenn Wir Tiere Waeren
Ich saß im Dachgeschoss an einem langen Tisch und klebte Preisschildchen auf Damenstrümpfe. Wenn ich keine Arbeit mehr hatte, musste ich mit dem Fahrstuhl in den Keller fahren und mir einen neuen Karton mit Damenstrümpfen abholen. Die Küchenhilfe (ich habe ihren Namen vergessen, beziehungsweise ich wusste ihn nie) gab im Fahrstuhl meinem Drängen nach und ließ sich anfassen. Eines Nachmittags überschätzte mich die Küchenhilfe. Aufgrund meiner sicheren Detailkenntnis beim Knutschen im Fahrstuhl hatte sie angenommen, dass ich trotz meiner Jugend schon wusste, was zwischen Mann und Frau geschieht. Sie fuhr mit mir hinunter in den Keller und führte mich in einen stillen Winkel, wo wir zwischen hohen Kartons und endlosenLattenverschlägen allein waren. Sie bot sich mir dar, und ich musste durch Handlungsstockungen einräumen, dass ich an einem bestimmten Punkt nicht weiterwusste. Vermutlich nahm sie an, dass ich mich schämte beziehungsweise durch die merkwürdigen Räumlichkeiten eingeschüchtert war. Sie öffnete mir den Hosenladen und nahm mein erigiertes Glied in die Hand. Sie setzte sich auf einen halbhohen Karton, so dass ich leicht in sie hätte eindringen können, wenn ich gewusst hätte, wie das geht. Am meisten erschrak ich über die tiefen schwarzen Haarbüschel zwischen ihren Beinen. Inmitten des Schamhaars leuchteten die Schamlippen wie zwei kleine rosa Raupen hervor. Verärgert zog die Küchenhilfe ihren Schlüpfer wieder an und ließ mich kommentarlos stehen. Die Abfolge der Sequenzen quälte mich bis heute. Ja, es verlockte mich sogar, wieder mit ihr in einen Keller zu fahren. Erst dann fiel mir ein, dass sie mich vermutlich nicht erkannt und vielleicht an einen Überfall geglaubt hätte. Auch ich hatte nicht ihre Person erkannt, sondern nur ihre Hasenscharte und von dieser aus den Rest mühsam erinnert. Im Auto auf Karin wartend, schämte ich mich. Erst als die Küchenhilfe verschwunden war, verließ ich das Auto, ging ein paar Schritte umher und fragte mich, was los war. Es ist nichts los, sagte ich zu mir, du kannst weiterleben.
Ich fand es nicht bemerkenswert, dass mir kurz danach Maria einfiel. Wenn überhaupt, hätte ich mich frühzeitig von ihr trennen müssen. Aber ich konnte mich damals nur dann von einer Frau trennen, wenn die nächste Frau schon in Sicht war. Und weil eine neue Frau lange nicht auftauchte, war ich viel zu lange bei Maria geblieben, weil ich auf keinen Fall ohne Frau leben wollte. Aber jetzt hatte ich das deutliche Gefühl: Karin war die von mir lang erwarteteFrau. Aber jetzt war es noch viel schwieriger geworden, sich von Maria zu lösen. Genaugenommen gab es für eine Trennung niemals den richtigen Zeitpunkt. Eine Trennung musste gegen alle möglichen und unmöglichen Zeitpunkte durchgesetzt werden. So dachte ich zwischen den geparkten Autos hin- und hergehend hilflos vor mich hin. Außerdem gab es für die Annahme, Karin sei die ultimativ richtige Frau, außer meiner Einbildung keinen Hinweis. Wenig später, als Karin guter Laune und zu mir herüberlachend die Klinik verließ, glaubte ich, dass ihr Lachen ein solcher Hinweis sei. Ihre Offenheit und ihr Vergnügtsein hielt ich ebenfalls für Zeichen. Oder schwindelte sie mir etwas vor? Sie warf ihr Blondhaar mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung. Ich öffnete die Wagentür, Karin stieg ein und rief aus: Ich bin gesund! Ich bin gesund! Deutlicher wurde sie nicht. Ich vermutete bedrohliche Unterleibsgeschichten, traute mich aber nicht zu fragen. Karin sah blinkend und funkelnd und glücklich umher. Ich hätte sie umarmen und küssen sollen, aber ich scheute mich immer noch, die Frau meines toten Freundes anzufassen. Während der Rückfahrt bot mir Karin an, dass ich ihr Auto auch zur Erledigung meiner Angelegenheiten nutzen dürfe. Als ich sie zu Hause absetzte, überließ sie mir den Autoschlüssel. Ich könne den Wagen in der Nähe meiner Wohnung parken. Beim Abschied beugte sie sich zu mir herüber und küsste mich auf die Wange. Eigentlich wollte ich nie zu den Männern gehören, die aus einer bloßen Bekanntschaft mit einer Frau plötzlich eine intime Geschichte machten. In etwa einem Monat würde ich Karin zur nächsten Kontrolluntersuchung fahren.
Zwei Nachmittage später rief Erlenbachs Sekretärin an und fragte, ob ich noch auf einen Sprung ins Büro kommenkönnte. Wegen irgendwelcher Belanglosigkeiten rief mich nach 15.00 Uhr eigentlich niemand mehr an. Ich zog mich um und machte mich auf den
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