Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)
Adrian Lowe die Tür seines Labors öffnete, war es, als betrete man eine andere Welt. Obwohl Fran wenig über Forschungslabors wußte, war ihr sofort klar, daß dieses hier nach dem neuesten Stand der Technik ausgestattet war.
Die Geräte waren sorgfältig angeordnet, so daß der wenige Platz bis auf den letzten Zentimeter ausgenutzt wurde. Der Raum enthielt nicht nur die neuesten Computer, sondern auch Instrumente, die Fran aus der hypermodernen Praxis ihres Arztes kannte. Außerdem stand da ein gewaltiger Sauerstofftank mit Ventilen und Schläuchen. Die meisten Geräte schienen zum Testen von Chemikalien zu dienen, aber einige davon wurden offenbar für Tierversuche benützt. Hoffentlich Ratten, dachte Fran bedrückt. Zwar erschien ihr das alles fremdartig, aber sie war doch von der peinlichen Sauberkeit im Raum beeindruckt. Ehrfurchtgebietend und gleichzeitig beängstigend, schoß es ihr durch den Kopf, als sie hineinging.
Adrian Lowe strahlte vor Stolz übers ganze Gesicht. »Miss Simmons, nachdem man mich von meinem Lehrstuhl gejagt hatte, hat mir mein ehemaliger Student Gary
Lasch dieses Haus zur Verfügung gestellt. Er glaubte an mich und meine Forschung, und er tat alles, um mich bei meinen Tests und Experimenten zu unterstützen. Dann holte er Peter Black dazu, auch einen meiner früheren Studenten, ein Kommilitone von Gary. Allerdings erwies sich das rückblickend betrachtet als Fehler. Black entpuppte sich, wahrscheinlich wegen seiner Alkoholprobleme, als Feigling, der uns gefährlich werden konnte. Er hat wiederholt versagt, obwohl er vor kurzem zum größten Durchbruch in meiner Karriere beigetragen hat. Außerdem ist da noch Calvin Whitehall, der so freundlich war, unser Treffen in die Wege zu leiten. Er ist ein leidenschaftlicher Befürworter meiner Theorie und greift mir auch finanziell unter die Arme.«
»Was hat Calvin Whitehall getan?« fragte Fran. Ein Schauder überlief sie.
Adrian Lowe sah sie verdattert an. »Er hat dieses Treffen möglich gemacht und mir Sie als kompetente Ansprechpartnerin beim Fernsehen genannt. Dann hat er einen Termin mit Ihnen vereinbart und mir Ihren Besuch angekündigt.«
Fran legte sich ihre nächsten Worte sorgfältig zurecht. »Wie hat Mr. Whitehall Ihnen meine Tätigkeit genau beschrieben?«
»Meine Liebe, Sie sind doch hier, um ein dreißigminütiges Interview mit mir zu führen, so daß ich der Welt Mitteilung von meiner Entdeckung machen kann. Natürlich werden meine Fachkollegen mir weiter die kalte Schulter zeigen. Doch nach einer Weile werden sie und auch die breite Öffentlichkeit erkennen, wie bahnbrechend meine Thesen und wie genial meine Forschungsergebnisse sind. Sie, Miss Simmons, werden mir den Weg ebnen. Sie werden eine Reportage über mich machen und diese in ihrem angesehenen Sender ausstrahlen.«
Fran war wie vor den Kopf geschlagen. Ihr fehlten die Worte. »Dr. Lowe«, sagte sie schließlich. »Ist Ihnen nicht
klar, daß Sie sich selbst, Dr. Black und Calvin Whitehall damit zum Ziel staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen machen würden?«
»Aber natürlich«, entgegnete er entrüstet. »Doch Calvin vertritt die Ansicht, daß sich das eben nicht vermeiden läßt, wenn wir unsere wichtige Mission erfüllen wollen.«
Ach, du meine Güte, dachte Fran. Er ist eine Gefahr für sie geworden. Und ich auch. Sie wollen dieses Labor loswerden – und uns beide. Ich bin in eine Falle geraten.
»Herr Doktor«, sagte sie bemüht ruhig. »Wir müssen sofort hier raus. Man will uns reinlegen. Calvin Whitehall würde nie zulassen, daß sie mit Ihren Erkenntnissen an die Öffentlichkeit gehen und im Fernsehen darüber sprechen. Bitte verstehen Sie!«
»Wovon reden Sie überhaupt?« erwiderte der Arzt verwirrt.
»Bitte vertrauen Sie mir«, flehte Fran.
Dr. Lowe stand an einem Arbeitstisch und stützte die Hände auf die Resopalplatte. »Miss Simmons, das ist doch Unsinn. Mr. Whitehall …«
Fran packte ihn an der Hand. »Herr Doktor, uns droht hier Gefahr. Wir müssen fliehen.«
Sie hörte ein leises Geräusch und spürte einen plötzlichen Windhauch. Ein Fenster wurde geöffnet. »Sehen Sie!« rief sie und deutete auf die schattenhafte Gestalt, die in der Dunkelheit kaum zu erkennen war.
Dann bemerkte sie eine kleine Flamme und das Ausholen eines Armes, und ihr wurde klar, was gleich geschehen würde. Der Unbekannte vor dem Fenster wollte eine Brandbombe in den Raum werfen und das Labor – und damit auch sie und Dr. Lowe – in die Luft
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