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Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition)

Titel: Wenn wir uns wiedersehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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nicht wichtig ist, dieser Mann liebt dich, und er wird nicht ruhen, bis er deine Unschuld bewiesen hat.«
    »Es gibt da einen wunderschönen Satz in ›Eine amerikanische Tragödie‹«, flüsterte Molly. »Hoffentlich kriege ich ihn noch richtig zusammen: ›Liebe mich, bis ich sterbe, und dann vergiß mich.‹«
    Fran stand auf. »Molly«, meinte sie ruhig. »Wenn du wirklich beschließt, dir das Leben zu nehmen, wirst du eine Möglichkeit dazu finden, selbst wenn sämtliche himmlische Heerscharen dich bewachen. Und jetzt sag ich dir mal was: Ich bin wütend auf meinen Vater, weil er Selbstmord begangen hat. Nein, nicht nur wütend, sondern stinksauer. Er hat eine Menge Geld unterschlagen und wäre dafür ins Gefängnis gekommen. Aber irgendwann wäre er wieder entlassen worden, und dann hätte ich ihn abgeholt und mich riesig gefreut.«
    Molly betrachtete schweigend ihre Hände.
    Ungeduldig wischte Fran sich die Tränen aus den Augen. »Schlimmstenfalls mußt du deine Strafe absitzen. Das glaube ich zwar nicht, aber ich kann nichts garantieren. Doch wenn du rauskommst, bist du noch jung genug, um das Leben zu genießen. Das meine ich ernst, denn du hättest dann noch weitere vierzig Jahre vor dir. Du hast Annamarie Scalli nicht getötet. Das wissen wir alle, und Philip
wird den Staatsanwalt in der Luft zerreißen. Also nimm dich um Gottes willen zusammen. Ihr aus der besseren Gesellschaft haltet euch doch soviel auf euren Stil zugute. Beweis es!«
    Molly stand am Fenster und blickte Frans Wagen nach. Danke für die aufmunternden Worte, aber es ist zu spät, Fran, dachte sie. Stil habe ich schon längst keinen mehr.

84
    D er Arzt wartete schon seit einer halben Stunde aufgeregt, als er endlich die Scheinwerfer ihres Autos auftauchen sah. Um sieben läutete sie an der Tür. Er freute sich, daß sie pünktlich war, denn er als Wissenschaftler, war ein penibler Mensch und konnte es nicht ausstehen, wenn andere Leute zu spät kamen.
    Er öffnete die Tür und begrüßte sie überschwenglich. »Seit fast zwanzig Jahren hält man mich in dieser Gegend für Dr. Adrian Logue, Augenarzt im Ruhestand«, sagte er. »Doch mein wirklicher Name, den ich nun nicht mehr verbergen möchte, ist Adrian Lowe. Aber sicher ist Ihnen das bekannt.«
    Die Fotos in den Zeitschriften, die Fran gesehen hatte, waren bald zwanzig Jahre alt. Auf ihnen hatte Dr. Lowe um einiges kräftiger gewirkt als der Mann, der jetzt vor ihr stand.
    Lowe war knapp einen Meter achtzig und ging ein wenig gebeugt. Sein schütteres Haar war eher weiß als grau, und den Ausdruck in seinen blaßblauen Augen konnte man nur als freundlich bezeichnen. Er war überaus höflich, ja, fast ein wenig schüchtern, als er sie in das kleine Wohnzimmer bat.
    Ich hätte ihn mir ganz anders vorgestellt, dachte Fran. Aber womit habe ich eigentlich gerechnet? fragte sie sich weiter, als sie sich statt des angebotenen Schaukelstuhls für einen mit gerader Lehne entschied. Als ich seine Artikel gelesen habe, habe ich mir eher einen Fanatiker ausgemalt, der mit rudernden Armen wirre Reden hält. Oder einen zackigen Nazidoktor.
    Sie wollte ihn schon um Erlaubnis bitten, das Gespräch aufzuzeichnen, als er sagte: »Hoffentlich haben Sie einen Recorder mitgebracht, Miss Simmons. Ich möchte nicht falsch zitiert werden.«
    »Hab’ ich, Herr Doktor.« Fran öffnete ihre Umhängetasche, holte das Gerät heraus und schaltete es an. Er darf nicht ahnen, wieviel du schon über ihn weißt, überlegte sie. Stell ihm alle wichtigen Fragen. Dieses Tonband könnte später ein wertvolles Beweisstück sein.
    »Ich gehe mit Ihnen sofort hinauf in mein Labor. Wir können uns dort unterhalten. Aber zuerst möchte ich Ihnen erklären, warum Sie hier sind. Oder noch besser, was ich hier tue.«
    Mit einem Seufzer lehnte Dr. Lowe sich zurück. »Miss Simmons, sicher kennen Sie die alte Redewendung ›Wo Licht ist, ist auch Schatten‹. Sie trifft vor allem auf die medizinische Praxis zu, und deshalb muß man zuweilen auch schwierige Entscheidungen treffen.«
    Wortlos hörte Fran zu, während Adrian Lowe – manchmal ganz leise, manchmal erregt – seine Ansichten über den medizinischen Fortschritt und die Notwendigkeit einer Reform erläuterte.
    »Es sollte möglich sein, eine Behandlung abzubrechen. Damit meine ich nicht nur lebensverlängernde Maßnahmen«, begann er, »sondern wenn ein Patient zum Beispiel den dritten Herzinfarkt hatte, über siebzig ist, seit fünf Jahren an der Dialyse hängt oder

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