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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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mich alles etwas an. Sünden sind mein Beruf.< Ich antwortete: >Der Doktor hat mich wegen meiner Kopfschmerzen zu Ihnen geschickt und nicht wegen meiner Sünden.< Und er sagte: >Ja, aber vielleicht sind Ihre Sünden die Ursache für Ihre Kopfschmerzen? Und wenn Sie mir alles beichten, können wir ihnen auf den Grund kommen.<«
    Mrs. Gladwin hielt inne, die Hände krampfhaft im Schoß gefaltet.
    »Ich meine, Doktor«, fuhr sie zögernd fort, »ich hatte doch sicherlich nicht die Absicht, ihm von meiner Affäre mit dem Fernmeldetechniker zu erzählen, über die Sie mir hinweggeholfen haben. Erinnern Sie sich noch, als ich so tun mußte, als ginge ich zu einer ärztlichen Untersuchung. Oh, ich habe mich damals so furchtbar gefühlt. Ich meine, mein Mann könnte davon erfahren. Ich würde das ja nicht einmal Erzbischof Runcie beichten«, schloß sie entrüstet. »Was soll ich jetzt tun, Doktor?«
    Ich griff automatisch nach meinem Rezeptblock. »Nehmen Sie eine größere Dosis Valium!«
    Mrs. Vince kam kichernd in die Abendsprechstunde.
    »Wie war’s beim Vikar?« fragte ich herausfordernd.
    Sie sagte munter: »Sie kennen auch alle möglichen Leute, was?«
    Ich hob die Augenbrauen.
    »Ich hab mich ein bißchen zurechtgemacht; man wird ja schließlich nicht alle Tage an einen solchen Ort eingeladen. Ich war kaum im Haus, als er auch schon sagte: >Beichten Sie mir Ihre Sünden !< - >Na so was!< sagte ich.«
    Sie lachte.
    Ich fragte ohne große Hoffnung, was sie als nächstes getan habe.
    »Oh, ich habe sofort bemerkt, daß er ein bißchen Spaß haben wollte«, erklärte sie. »Ich bin ja nicht von gestern. Also hat er ihn auch gekriegt.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Er konnte nicht genug davon kriegen.«
    »Wenn man Übung hat im Umgang mit Sünden, war das Ganze wohl wie ein Tennisspiel gegen einen guten Gegner, nehme ich an?«
    »Ich hab mir also welche ausgedacht«, fuhr sie begeistert fort. »Er saß einfach nur da, den Mund weit geöffnet, und machte alle Augenblicke >puh<. Ich muß immer daran denken, daß man mir in der Schule sagte, ich hätte eine lebhafte Phantasie.«
    Ich griff nach meinem Rezeptblock. »Möchten Sie mehr Valium?«
    »Oh, nein, ich glaube, ich brauche kein Valium mehr, wirklich nicht.«
    Ich stellte bewundernd fest: »Das war ein recht gutes Ergebnis nach nur einem Gespräch.«
    »Aber ich gehe doch wieder hin«, belehrte sie mich grinsend. »Er ist so lieb.«
    Ich traf meinen geistlichen Kollegen am nächsten Samstagmorgen. Bert Bullivants Protestkundgebung im Rathaus gegen die herzlose Vertreibung von Müttern und Kindern aus dem Dower House hatte sich zu einer Massendemonstration entwickelt, wodurch es zu einem Verkehrschaos in der High Street gekommen war. Ich saß in meinem Wagen, rauchte und bemerkte unter den Fahnen und Transparenten, die über den zusammengedrängten Köpfen wehten, auch welche mit der Aufschrift »Freiheit für Lesben« und »Softe Schwule«, die, glaube ich, nicht gerade direkt mit Geburtshilfe und Kinderpflege zu tun hatten.
    Als der Polizist mich weiterwinkte, sah ich Syd Farthingale und Bert Bullivant - ein kleiner dicker Mann mit dünnem Schnurrbart, der einen korrekten braunen Anzug und eine Brille mit großen runden Gläsern trug. Er sah aus wie ein gestrenger Lehrer, der nervös einer widerspenstigen Klasse gegenübersteht. Über die mit Geranien bepflanzten öffentlichen Anlagen hinweg hielten die beiden den Demonstranten Reden. Neben ihnen stand Reverend Ron Flood, der, wie ich später erfuhr, in seiner Botschaft die Regierung dazu aufforderte, ihre starre Haltung aufzugeben und alle Krankenhäuser des Staatlichen Gesundheitsdienstes offen zu lassen, selbst wenn es keine Patienten gab. Ich dachte nachsichtig, daß er nicht der einzige unter diesen modernen ungestümen Priestern war, die dann viel weniger heiß aßen, als gekocht wurde.
    Ich war überrascht, als er mich abends zu Hause aufsuchte. Er sah aus, als hätte er so viele Sünden begangen, wie es Rosinen im Weihnachtspudding gibt.
    »Ihr Beruf, Doktor, ist vielleicht doch schwieriger, als es zunächst aussieht«, begann er unbeholfen und nahm dankbar einen Old Fettercairn entgegen.
    »Oh, da stimme ich Ihnen völlig zu.«
    »Ich habe die ganze Woche hindurch mein Gewissen erforscht, wie ich die kleine Mrs. Gladwin nur so aus der Fassung bringen konnte.«
    »Ich glaube, sie ist ein bißchen empfindlich in bezug auf ihre Sünden.«
    »Aber ich habe doch nur versucht, ihre inneren Spannungen zu lösen,

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