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Wer aaahh sagt...

Wer aaahh sagt...

Titel: Wer aaahh sagt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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die sich um das Transparent >Rückenschmerzen, um unsere Krankenhäuser zu retten< scharten - eine leidenschaftliche Rede über seine Solidarität mit kranken Babys hielt.
    Als ich zum Mittagessen nach Hause fuhr, hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis.
    Der Motor meines Wagens starb ab, als ich mich der Kreuzung am Ende der Foxglove Lane näherte. Ich fluchte, ich drehte den Zündschlüssel, trat aufs Gaspedal, hämmerte aufs Lenkrad, während die Autos hinter mir ein hilfreiches Hupkonzert veranstalteten. Der Motor sprang wieder an, ich legte den Gang ein und - oh Schreck! Ein Lastwagen fuhr in das Auto vor mir.
    Aber einen Moment lang - wie merkwürdig - war ich der Mann, der aus dem zerbeulten Auto stieg, sich mit einer Hand an den Kopf faßte, und die andere zur Faust ballte und in die Richtung des Lastwagenfahrers deutete.
    Ich hielt nicht an. Die Besatzungen der Krankenwagen sind großartig, und ich wollte mein Essen. Es kam mir vor, als sei Gott am himmlischen Telefon gewesen und hätte auf seine liebenswert barbarische Art gefragt: »Wer ist für den Verkehr da unten verantwortlich? Wer? Oh, Jesus, natürlich. >Denn er fährt wahrlich ungestüm« - darauf hast du mein Wort. Wirf mal ein schützendes Auge auf den guten Doktor, Jesus. Er spielt uns ja in die Hände.«
    Später, als ich mich mit einem abendlichen Glenfiddich hingesetzt hatte, dachte ich darüber nach, daß das Gebet eine weniger verhemmte, lästige Angelegenheit wäre, wenn es allen Menschen so vorkäme, als riefen sie ihren netten Gott von nebenan über ein System himmlischer Zauberei an, das jenes des britischen Telefonnetzes noch übertrifft.
    Ich sah Ihn vor mir, wie Er in einem Anzug aus groben Tweed mit kanariengelbem Pullover und Klubkrawatte an seinem riesigen Mahagonischreibtisch saß und den Hörer abnahm.
    »Hier Gott.«
    »Guten Abend, Gott, hier spricht...«
    »Ich weiß natürlich, wer spricht«, sagte er mürrisch.
    »Ich wollte mich dafür bedanken, daß du mir heute morgen das Leben gerettet hast.«
    »Gern geschehen. Für einen netten Kerl machen wir gern ein paar Umstände.«
    »Würde es dir passen, wenn ich fragte, ob einer meiner Patienten in nächster Zeit zu dir in den Himmel kommen wird?«
    »Wir wollen mal sehen. Nein, im Augenblick hast du eine weiße Weste, ich habe niemanden auf der Liste. Ich werde nie verstehen, warum ihr Sterblichen so viel Theater um den Tod macht. Es ist das einzige unausweichliche Ereignis in eurem Leben, und ihr könnt nicht das geringste dagegen tun. Es ist genauso dumm, darüber zu weinen, daß man in hundert Jahren nicht mehr am Leben sein wird, wie darüber, daß man vor hundert Jahren noch nicht auf der Welt war. Ich habe das einer Reihe von französischen Philosophen in den Mund gelegt. Einer von ihnen hatte extrem schlechte Manieren; deshalb glaube ich, daß niemand von ihm Notiz genommen hat. Wie dem auch sei, auf diese Weise hat Mrs. Huntington-Hartley jedenfalls genug Arbeit. Hast du noch etwas auf dem Herzen, wenn du schon da vor mir kniest?«
    »Ich fürchte, du bist ohnehin mit Bitten überschwemmt«, sagte ich demütig.
    »Das meiste ist Routinearbeit, weißt du, wie zum Beispiel die Gesundheit der Königlichen Familie, Kriege und Aufstände, Arme und Kranke, meine Religionsdiener - und großer Gott, das heißt, meine Wenigkeit! Für einige von ihnen sollte man beten.«
    Ich lachte.
    »Was ist so komisch?« fragte Sandra.
    »Wir haben kleine Witze gemacht.«
    Sie runzelte die Stirn. »Wer ist wir?«
    »Ich habe mich mit Gott unterhalten.«
    Schweigen.
    »Liebster, äh, das ist doch Schizophrenie, nicht wahr?«
    Ich sagte nichts darauf. Es gibt vieles in einer Ehe, das sich nicht zu erklären lohnt.
    Mrs. Gladwin erschien am nächsten Morgen in der Praxis, mit roten Flecken auf den Wangen.
    Sie saß auf dem Behandlungsstuhl und sagte: »Also wirklich!«
    »Haben Sie den Vikar besucht?« fragte ich.
    »Können Sie sich das vorstellen? Ich war kaum im Pfarrhaus - natürlich war ich nervös, schließlich befindet man sich nicht alle Tage in einer solchen Umgebung - als er auch schon begann, mich nach den Sünden zu fragen, die ich in der letzten Zeit begangen hätte. So eine Frechheit!«
    Ich kräuselte die Lippen. Es war wahrscheinlich genauso gewesen, als fragte ich einen Patienten bei der Begrüßung höflich nach seinem Gesundheitszustand.
    »Was haben Sie darauf gesagt?«
    »Daß ihn das nichts angeht«, erzählte sie mir beherzt. »Und er sah so streng drein und meinte: >Es geht

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