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Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben

Titel: Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Stelter
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leiten, wo sie sich mit den Regentropfen vermischen. Man kann auch sagen: Ich war klatschnass.
    Früher konnte ich mir nicht vorstellen, dass man sich beim Laufen unterhalten kann. Mittlerweile war ich noch einen Schritt weiter. Ich konnte beim Laufen sogar denken. Ich lief, und ich überlegte mir, was ich machen sollte, wenn ich auf Tour bin, im Herbst, und wenn es dann so gießt wie heute.
    Ich brauchte einfach Alternativen. Nur laufen war zu wenig. O.k., ich hatte mir eh vorgenommen, am nächsten Tag wieder ins Studio zu gehen, um ein bisschen Eisen zu verbiegen, aber das reichte nicht. Ich kann in meinem Beruf nun mal keine Erkältung gebrauchen.
    Den letzten knappen Kilometer von der Tankstelle bis nach Hause absolvierte ich fast in Rekordtempo, ich hatte wirklich keinen Bock mehr aufs Langstreckenduschen.
    Anne lächelte eher nicht, sie lachte. Ich muss dem berühmten begossenen Pudel wirklich sehr ähnlich gesehen haben, wie ich da in der Haustür stand.
    Ich ging noch mal duschen, dieses Mal freiwillig, ich zog mir mummelige Klamotten an und setzte mich an den Computer. Anne hatte mir einen Tee gekocht. Ich wollte im Internet recherchieren, ob es an den einzelnen Tourstandorten besondere Sportmöglichkeiten gab. Ich wurde fündig.
    Das Hotel in Hameln hatte ein Schwimmbad, das Hotel in Baden-Baden ein Fitnessstudio. In Karlsruhe gab es ein Kieser Training, zwei Hotels verliehen Fahrräder. Auf diese Art und Weise könnte ich fast wetterunabhängig werden.
    Wenn ich eine neue Idee habe, dann lege ich bekanntlich eine Begeisterungsfähigkeit an den Tag, die nur von jungen Hunden, kleinen Kindern, Frischverliebten oder Schalke-Fans nach einem Sieg in Dortmund überboten werden kann. Anne wollte eigentlich nur fragen, ob ich noch einen Tee wollte. Ich musste ihr sofort vom neuen Variationsreichtum meiner sportlichen Aktivitäten berichten.
    Gleich morgen würde ich mir das Doppelpack geben. Ich gehe nicht zum Kieser Training, ich fahre hin, und zwar mit dem Fahrrad.
    Ich hatte mir irgendwann ein schweineteures Sportbike gekauft. Dazu ein fast noch teureres High-Tech-Fahrradschloss. Das Ding ist so riesig, mit dem könnte man ein Kreuzfahrtschiff am Kai festmachen. Und weil ich ein Ausrüstungsfreak bin, erstand ich natürlich auch noch einen schwarz-blauen Fahrradhelm, schwarz-blaue Handschuhe und eine original Radfahrerhose mit Popo-Protection! Für alle Fälle hatte ich mir sogar die Beine rasiert. Ich war so gut ausgerüstet, ich hätte bei der Tour de France mitmachen können.
    Es gab nur ein Problem: Ich sah mit diesem Fahrradhelm so fürchterlich aus, dass ich mich nicht in die Öffentlichkeit traute. Rudi Carrell hatte mir einmal geraten: »Bernd, wenn du keinen guten Gag hast, setz einfach irgendetwas auf den Kopf. Du siehst so scheiße aus, die Leute werden bestimmt lachen.«
    Ich hatte das Rad bisher nur zwei, drei Mal benutzt. Jetzt hing es in der Garage, dank des High-Tech-Schlosses so sicher wie die Kronjuwelen. Die Haare an meinen Beinen waren mittlerweile wieder nachgewachsen.
    Aber das war mir jetzt egal. Ich würde den Helm aufsetzen, dazu die Radfahrerbrille. Vielleicht erkennen mich die Leute dann nicht mehr, dachte ich hoffnungsvoll. Ich werde Fahrrad fahren, schwimmen, ins Fitnessstudio gehen …
    Die Lobpreisungen meiner eigenen Kreativität und meiner Rechercheergebnisse wurden von Anne unterbrochen, die natürlich wieder das Haar in der Suppe fand: »Und was willst du alles einpacken, wenn du an fünf Tourneetagen achtzehn Sportarten ausprobieren willst?«
    »Achtzehn Sportarten, das war doch völliger Blödsinn. Ich bin alleine, also kommen Fußball, Basketball, Eishockey und andere Mannschaftssportarten schon mal nicht in Frage. Hammer-, Speer- und Diskuswerfen, Kugelstoßen und Schießen ist in kleineren Hotels oder Städten nicht angebracht. Auch was Biathlon und Skispringen angeht, sind die Möglichkeiten im Herbst in Deutschland eher begrenzt. Zum Ringen, Boxen und Tennis fehlt mir der Gegner, für Beachvolleyball der Partner, und fürs Tanzen und Eiskunstlaufen werde ich weder Kai noch Jürgen begeistern können. Zudem habe ich beschlossen, auf besonders ausrüstungsintensive Sportarten wie Zehnkampf, Gewichtheben oder Stabhochsprung fürs Erste zu verzichten. Segeln fällt auch flach, denn mit dem Boot hinten am Wagen wird es schwer, einen Parkplatz zu finden. Dressur- oder Springreiten hat sich auch erledigt, denn das Pferd passt nicht in den Kofferraum. Jedenfalls nicht am

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