Wer abnimmt, hat mehr Platz im Leben
Mahlzeiten sind, kommt mir andererseits wieder entgegen.
Ich soll vor meinem kohlehydratfreien Abendessen möglichst fünf Stunden nichts gegessen haben. Kein Problem, habe ich nicht. Also her mit der Speisekarte.
Worauf ich abends verzichten muss, sind also Brot, Kartoffeln, Nudeln und Reis, oder wie man so schön sagt, auf die Sättigungsbeilagen.
Der Begriff sagt schon so vieles aus. Es ist die Beilage, um satt zu werden. Das ganze leckere Zeug, das Fleisch, den Fisch, das Gemüse, den Salat, ja sogar die Sauce, das darf ich essen. Natürlich gibt es dadurch in den Restaurants immer wieder fröhliche Szenen. Ich kann mich noch gut an einen Abend in der Spargelzeit in einem tollen Restaurant in Iserlohn erinnern.
»Ich hätte gerne den Spargel mit Schweinemedaillons, aber ohne Kartoffeln, dafür mit Sauce hollandaise.«
»Wenn se de Hollondääs nehmen, dann können se auch de Kartoffeln essen.«
»Nee, leider nicht, die Kartoffeln sind Kohlehydrate, aber die Sauce ist Fett. Fett darf ich essen, weil ich ja abnehmen will.«
»Ach se sind wohl en Komiker, was?«
Mit jedem Tag ging es besser. Am Anfang verlor ich sehr schnell viele Kilos, der ganze überflüssige Ballast, das Wasser, das ich so mit mir rumgeschleppt hatte.
Ich fühlte mich auch sehr schnell besser. Mir fiel auf, dass ich mich nach einem Zanderfilet auf Pfifferlingen oder einem Rindersteak auf Ratatouille auf der Bühne viel besser fühlte als nach einem Zigeunerschnitzel mit Pommes oder Spaghetti carbonara.
Abends trank ich eben keine Weißweinschorle zum Essen und nach dem Auftritt keinen Rotwein an der Hotelbar.
An so einer Hotelbar lauerte aber noch eine weitere Gefahr. Es galt ja nicht nur, Apfelschorle oder San Pellegrino zu bestellen. Auf Hotelbartresen stehen fast immer kleine silberne Schälchen, manchmal sogar als dreiteilige Etagere, gefüllt mit teuflischen Knabbereien.
Mir war klar, dass diese kleinen Schälchen in der Lage waren, mein gesamtes Tagwerk innerhalb einer Viertelstunde zunichte zu machen. Fünfzehn Stunden höchste Disziplin könnte ich in fünfzehn haltlosen Minuten zur Sinnlosigkeit verdammen. Auch hier musste ich stark bleiben. Ich nahm mir fest vor, wenn mir das nicht gelingt, werde ich mir ein Schild anfertigen, auf dem geschrieben steht: »Diesen Mann bitte nicht mit Chips und Erdnüssen füttern.«
Dieses Schild würde ich mir dann, bevor ich das nächste Mal eine Hotelbar betrete, um den Hals hängen.
Allein die Vorstellung war mir so peinlich, dass ich der Chipsversuchung charakterstark widerstand. Ich war ein bisschen stolz. Der Anfang war geschafft.
Der Plan
Anne trinkt selten Alkohol, Anne macht selten Sport, Anne weiß ganz genau, wie man sich gesund ernährt, und vor allem: Anne kann mir am Mittwoch sagen, was sie am Sonntag gegessen hat.
Anne ist halt eine Frau. Frauen sind multitaskingfähig, sagt man immer, und das heißt: Frauen können mehrere Sachen gleichzeitig tun. Männer können das nicht. Und wenn sie es versuchen, geht es meist furchtbar in die Hose. Fragen Sie mal Tiger Woods.
Ja, es gibt Dinge, die können Frauen einfach besser. Männer können nur sechzehn Farben sehen. Frauen sehen mehr. Zum Beispiel »Pfirsich«. Für Männer ist das Obst. Für Frauen ist das eine Farbe.
Früher war das anders – und einfacher. Im Wilden Westen wurde nicht ein einziger Ehemann beim Abwasch erschossen – nicht ein einziger! Und haben Sie Schimanski schon mal beim Augenbrauenzupfen gesehen? Dirty Harry im Rock? Rambo bei der Pediküre? Chuck Norris beim Kuchenbacken? Na also!
Früher waren die Rollenbilder noch eindeutig: Es gab noch keine Doberfrau, keine Muskelkatze, keine Tenörin, keine Salzstreuerin und keine Hackepetra. Bügeleisen, Kajalstift und Kochlöffel gehörten in Frauenhände – im Gegensatz zu Fernbedienung, Stadtplan und Kreditkarte! Es gab Dinge, dafür war der Mann zuständig. Und es gab Dinge, dafür war die Frau zuständig. Die Frau ging zur Kosmetik, und der Mann ging in den Baumarkt. Die Frau machte die Maniküre, und der Mann machte den Ölwechsel. Männer, wir sollten uns über eins im Klaren sein: Wir sind einfach überholt worden.
Anne kann gleichzeitig vor dem Wohnwagen im Campingstuhl sitzen, sich mit Gaby Westerbeck unterhalten, dabei stricken und Kaffee trinken, Fernsehen gucken und ein Buch lesen. Wenn ich dann mit Lothar um die Ecke komme und frage, wo wir heute essen gehen, dann antwortet sie: »Ich habe Saltimbocca alla romana
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