Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
verkündete laut:
»Das lasse ich mir nicht länger gefallen!« Wenigstens die Party am Samstagabend hatte sie ihm ausgeredet, wenngleich die Idee nur verschoben worden war. Seine Freunde, so hatte er klargestellt, erwarteten von ihm eine Feier. Selbstverständlich hatte sich die Kunde von seiner Rückkehr wie ein Lauffeuer durch die Metropole verbreitet, und den ganzen Tag über hatte das Telefon nicht stillgestanden. Noch während sie dem Gedanken nachhing, klingelte es erneut. Es war unmöglich, den schrillen, impertinenten Ton zu überhören. Meredith riss den Hörer von der Gabel und fauchte:
»Er ist nicht da! Er ist nach unten in den Pub gegangen!«
»Meredith? Ist dort Meredith Mitchell? Ich hoffe, ich habe dich nicht aus dem Bett gerissen. Ich bin es, Ursula Gretton.« Meredith fuhr hoch.
»Oh, tut mir leid, Sula. Bist du in London? Ich dachte, du hättest diesen Monat irgendeine Grabung geplant?«
»Hab ich auch – ich rufe von zu Hause aus an. Bei der Grabung gibt es Probleme, und privat habe ich auch welche. Meredith, hast du noch Beziehungen zu diesem Chief Inspector in Bamford? Ich weiß, dass er noch dort arbeitet.«
»Alan Markby, ja. Wir sind Freunde, das ist alles.« Meredith unterbrach sich, als ihr der heftige Wortwechsel einfiel, den sie erst letzten Samstagmorgen mit Alan geführt hatte.
»Wenigstens hoffe ich, dass er noch mit mir redet.«
»Kann man mit ihm reden? Hört er zu, oder unterbricht er seine Gesprächspartner und fängt dann an, endlos Fragen zu stellen?«
»Was ist denn passiert?«, fragte Meredith, deren Neugier plötzlich erwacht war. Doch damit hatte sie Ursula in die Defensive gedrängt.
»Nichts! Na ja, vielleicht doch. Ich bin nicht sicher. Ich brauche einen Rat, und dann ist mir dein Freund in Bamford eingefallen. Ian hat bereits mit ihm zu tun gehabt, wegen der Probleme bei der Grabung, und ich dachte, vielleicht könnte ich inoffiziell mit ihm reden. Ich möchte wahrscheinlich nur … Bestätigung, schätze ich.«
»Wer ist Ian? Was für Probleme?«
»Ian Jackson, Kurator des Bamford Museum und Leiter der Grabung. Wir haben diesen Sommer über verdammt hart gearbeitet, und jetzt ist alles in Gefahr.« Meredith hörte, wie Ursula seufzte.
»Ich habe versprochen, morgen Nacht im Bauwagen an der Grabungsstätte zu schlafen. Wir wollen uns abwechseln, solange es nötig ist. Gott allein weiß, wie lange das so geht! Meine Nächte im Caravan zu verbringen ist außerdem das Letzte, was ich jetzt noch gebrauchen kann. Ich frage schon überall herum, ob nicht jemand Lust hat, mir Gesellschaft zu leisten, aber keiner ist scharf darauf.«
»Halt, Augenblick mal!« Meredith schoss ein Gedanke durch den Kopf.
»Caravan? Du musst in einem Caravan schlafen und möchtest jemanden, der dir Gesellschaft leistet? Ich bin dabei!«
»O nein!« Ursula klang gestresst.
»Deswegen habe ich nicht angerufen, wirklich nicht. Du hast deine eigene Arbeit und deine eigenen Probleme.«
»Ich habe eine Woche Urlaub, aber ich habe Probleme, glaub mir! Die Vorstellung, dass ich sie für ein paar Tage hinter mir lassen kann, ist geradezu wunderbar!«
»Aber hier draußen wird es bestimmt nicht wunderbar. Die Umstände sind ziemlich unangenehm, und es ist kein richtiger Wohnwagen. Es ist ein schmutziger, alter Anhänger – voll mit unserem Arbeitszeug.«
»Im Augenblick«, antwortete Meredith grimmig,
»würde ich wahrscheinlich sogar auf einer Parkbank schlafen.«
KAPITEL 4
»Noch etwas Kaffee?«, fragte Ursula.
»Einen Likör oder einen Tropfen Brandy?«
»Nein, danke. Ich schlafe sonst ein.« Merediths Angst einzuschlafen war wohlbegründet. Toby war gegen Mitternacht zurückgekommen und hatte bis ein Uhr nachts seine Rockmusik laufen lassen. Meredith war früh aufgestanden, um herzufahren. Gegrilltes Lamm mit Pfefferminzsauce und Kompott mit Sahne als Nachtisch hatten ihr den Rest gegeben. Jetzt saßen sie und Ursula im hübschen Garten der Familie, und die warme Sonne wirkte auf Meredith wie ein Schlafmittel. Erneut zwang sie sich dazu, sich auf das Thema der Unterhaltung zu konzentrieren.
»Ich könnte dir die eine oder andere Geschichte über uneingeladene Gäste erzählen«, murmelte sie.
»Bestimmt sind deine Gäste nicht wie unsere New-AgeTypen. Die sind verdammt hartnäckig. Und das Gesetz ist so kompliziert. Sie haben vom Land Besitz ergriffen, das ist das Problem. Selbstverständlich halten sie sich unbefugt dort auf, aber das ist eine zivilrechtliche Angelegenheit,
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