Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
und die Polizei ist nicht scharf darauf, unbarmherzig gegen sie vorzugehen. Zu dem Konvoi gehören auch kleine Kinder, und die Sache könnte in Gewalt enden. Andererseits könnte die Grabung zum reinsten Desaster werden.«
»Ich fühle mit dir, glaub mir!« Vor Merediths geistigem Auge erschien Toby, ausgebreitet auf dem Klappbett, die leeren Bierdosen im Mülleimer. Sie erzählte Ursula von ihrem Mitbewohner.
»Obwohl meine Lage nicht ganz mit deiner übereinstimmt. Aber Toby ist nun einmal da, und er plant ganz offensichtlich zu bleiben.«
»Jede Wette, dass das deinem Polizisten gar nicht gefällt.«
»Mir gefällt es noch viel weniger! Außerdem ist Alan nicht ›mein Polizist‹! Und ich mag Toby eigentlich ganz gerne. Er ist nur unglaublich schlampig und laut.«
»Dann haben wir also beide unsere Probleme.« Ursula verstummte und spielte mit ihrem Kaffeelöffel.
»Ich hätte dich nicht mit meinen Problemen belästigen sollen. Du bist den ganzen Weg von London hierher gekommen. Ich hab jedem gesagt, ich würde heute zu Hause meine Berichte schreiben. Ich konnte die anderen nicht ertragen, ganz besonders Dan.«
»Dafür sind Freundinnen da.« Meredith beobachtete sie.
»Ich war so froh, aus dieser Wohnung zu kommen, dass dieser Besuch eine richtige Rettungsleine war! Aber falls du deine Meinung geändert hast und nicht mehr über dieses andere Problem sprechen willst … du hast doch noch etwas auf dem Herzen, oder nicht? Und es belastet dich eine ganze Menge mehr als die Grabung.«
»Ja«, gestand Ursula beinahe unhörbar leise.
»Ich habe meine Meinung nicht geändert. Ich muss mit jemandem darüber reden, und du bist der einzige Mensch, mit dem ich reden kann.« Sie schüttelte unglücklich den Kopf.
»Ich war so dumm!«
»Das hast du schon mehrfach gesagt. Wenn es eine Herzensgeschichte ist, lass dir Zeit. Das ist das einzige Heilmittel.«
»Nein, ich habe keinen Liebeskummer. Und Zeit könnte sogar ziemlich wichtig sein.« Meredith lauschte, während ihre Freundin die ganze Geschichte erzählte.
»Vielleicht ist die ganze Aufregung unnötig«, sagte sie schließlich, nachdem Ursula geendet hatte.
»Verheiratete Paare streiten sich eben hin und wieder, und der eine Ehepartner kann sich durchaus vorübergehend oder auch für immer vom anderen verabschieden. Es ist eine peinliche Angelegenheit, und wenn die Leute Fragen stellen, antwortet man eben mit Ausreden. Dan hat gesagt, seine Frau sei zu ihrer Mutter nach Bamford gefahren. Die Tatsache, dass du ihn der Lüge überführt hast, bedeutet nicht notwendigerweise, dass etwas Schlimmes geschehen ist.«
»Das weiß ich selbst. Aber sie ist seit mehreren Tagen verschwunden, und wenn das ihre Handtasche war, dann hat sie weder ihre Kreditkarten noch ihre Wagenschlüssel dabei. Und vergiss nicht die Korrekturausdrucke! Ganz gleich, wie wacklig ihre Ehe sein mag, sowohl Natalie als auch Dan lieben ihren jeweiligen Beruf. Natalie würde ihren Verleger niemals im Stich lassen.« Sie zögerte.
»Du könntest nicht zufällig ein paar Worte mit deinem Polizisten über die Sache wechseln?«
»Es ist nicht sein Gebiet. Er ist in Bamford, meilenweit entfernt. Die Sache geht ihn nichts an.«
»Aber vielleicht fällt ihm etwas ein!«
»Er ist keine Briefkastentante!«, sagte Meredith verärgert, als sie sich Alans Reaktion ausmalte.
»Ich denke, du solltest zuerst versuchen, noch einmal mit Dan zu reden. Sag ihm, dass du dir Sorgen machst. Schlimmstenfalls lacht er dich aus.«
»Er würde nicht lachen. Er würde die Fassung verlieren. Er hasst es, wenn ich über Natalie spreche. Außerdem gehört er nicht der Sorte Mensch an, mit der man reden kann. Er erzählt Lügen!«, schloss Ursula düster. Ironisch erinnerte sich Meredith, dass sie selbst auch schon viel zu häufig ähnliche Fehler wie Ursula begangen hatte, daher konnte sie sich ausmalen, wie eine intelligente Frau wie Ursula auf einen Mann hereinfallen konnte, der nach ihren eigenen Worten so offensichtlich voller Mängel war. Es war etwas unwiderstehlich Anziehendes an diesen verdorbenen Charakteren, und die Welt war voller Frauen, die das bestätigen konnten.
»Die Sache mit Dan …«, sagte Ursula,
»… solange es gedauert hat … war es … wie soll ich es erklären?«
»Ein richtiges Feuerwerk«, schlug Meredith vor.
»Jede Menge leidenschaftlicher Meinungsverschiedenheiten und dazwischen immer wieder auf Wolke sieben. Du musst mir nichts erklären, Ursula. Wir alle haben das schon
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