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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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im Allgemeinen ist nicht fair, fürchte ich.«
    »Sie wissen ja gar nicht, was ich mit Natalie alles durchgemacht habe!« Er schluckte und unternahm eine sichtbare Anstrengung, sich unter Kontrolle zu halten.
    »Also gut! Was ich Ihnen gesagt habe, entspricht im Grunde genommen der Wahrheit. Natalie ist an jenem Tag aus dem Haus gestürmt. Ich wusste nicht, wohin sie gegangen war. Damals wusste ich noch nicht, dass Brian Felston ihre Jugendliebe war. Und ganz bestimmt wusste ich nicht, dass sie sich in Mott’s Folly versteckt hielt! Karen hatte ein paarmal erwähnt, dass sie sich den alten Kasten ansehen wollte. Ich sah, wie sie an jenem Dienstag spät nachmittags davonging, am Lager der Hippies vorbei den Hügel hinauf. Ich wusste natürlich, dass sie scharf auf mich war. Sie schlich ständig um mich herum und hat mich angestarrt wie ein kranker Spaniel. Zuerst fand ich es amüsant, dann wurde es peinlich, und, um die Wahrheit zu sagen, am Ende war es nur noch lästig. Aber ich konnte nichts dagegen tun, und sie war schließlich noch die kleinste meiner Sorgen. Ich dachte, es würde schon vorbeigehen. Aber als sie eine Weile später zur Grabungsstelle zurückkehrte, sah sie schrecklich aus, bleich wie ein Gespenst! Sie zog sich in eine Ecke zurück und redete mit niemandem. Zuerst dachte ich, die Hippies hätten ihr Angst gemacht. Doch dann schien es mir, als müsste mehr dahinterstecken. Ich fühlte mich selbst ziemlich niedergeschlagen. Ich warf die Arbeit für eine Weile hin und ging davon. Ich beschloss, selbst hinauf zu Mott’s Folly zu gehen und mir den Bau anzusehen, für den Fall, dass dort etwas war, was Karen erschreckt hatte. Und ich fand Natalie! Sie lag auf dem Boden! Ich traute meinen Augen nicht! Sie war die ganze Zeit dort oben gewesen, hatte mich beobachtet, hatte mich schwitzen sehen! Ich sah rot vor Wut! Ich konnte nicht mehr klar denken! Ich kniete über ihr, und sie rührte sich und stöhnte. Ihre Augenlider flatterten. Ich dachte, sie würde jeden Moment zu sich kommen, die Augen aufschlagen und mich sehen. Und mich auslachen! Ich war sicher, sie würde mich auslachen, wenn sie sah, wie wütend ich war und wie gründlich sie mich an der Nase herumgeführt hatte. Ich dachte, o nein, nein, das wirst du nicht! Und ich … ich legte meine Hände um ihren Hals und … beendete, was Karen angefangen hatte. Sie hat es nicht gemerkt. Natalie war noch nicht richtig zu Bewusstsein gekommen. Sie hat nicht gelitten.« Er rieb sich mit den Händen über das bärtige Gesicht.
    »Ich habe sie dort auf dem Fußboden zurückgelassen. Als Ihr Sergeant am nächsten Tag zur Grabungsstelle kam und berichtete, dass unten im Steinbruch eine Leiche gefunden worden sei, war ich wie vom Donner gerührt. Ich dachte tatsächlich zuerst, es könne unmöglich Natalie sein. Wie sollte sie dort hingekommen sein? Ich hatte sie nicht hinunter geschafft. Karen wäre nicht ohne Hilfe dazu imstande gewesen. Aber es war tatsächlich Natalie.« Er begegnete Markbys Blick.
    »Hatten Sie mich von Anfang an im Verdacht, Chief Inspector? Ich würde es wirklich zu gerne wissen.« Markby nahm sich Zeit, bevor er antwortete.
    »Als ich sah, dass die Tote Ihre Frau war, musste ich diese Möglichkeit – oder besser: Wahrscheinlichkeit – in meine Überlegungen einbeziehen, Mord ist nahezu immer eine geradlinige Angelegenheit. Menschen werden von anderen getötet, die in den gleichen sozialen Kreisen verkehren, nicht von Fremden, trotz der gelegentlichen sexuellen Tötungsdelikte oder Raubmorde, die unsere Schlagzeilen füllen. Und warum morden Menschen? Nun, meist aus Liebe oder Lust, Gier oder Rache. Die Einzelheiten mögen variieren, doch das zugrunde liegende Muster nicht. Sie liebten Ursula Gretton, Mr. Woollard. Sie hassten Ihre Frau, weil sie im Weg war. Sie wollten ihr heimzahlen, dass sie Sie hat leiden lassen. Im Großen und Ganzen ein klassischer Fall, wirklich. Dann gibt es noch eine Sache: Manchmal reden die Leute von einem ›Unfall, der nur darauf wartet, sich zu ereignen‹. So etwas gibt es auch bei Mord. Ich habe häufig Situationen gesehen, in denen Morde nur darauf warteten, begangen zu werden. Stets spürte ich es in den Knochen und konnte trotzdem nichts tun, um die Morde zu verhindern. Ich wusste nichts über Sie und Ihre familiäre Situation, als ich in diese Geschichte verwickelt wurde. Doch Ursula Gretton wusste Bescheid, und als Ihre Frau verschwand – obwohl sie zu diesem Zeitpunkt noch lebendig war –

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