Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
einer Brigade von Freiwilligen aus unserer Stadt in den Krieg gezogen. Sie wurden alle verheizt. Kaum ein Haus in unserer Straße, in dem nicht getrauert wurde, sagte Mutter hinterher.
Ich war noch nicht geboren, als die Nachricht seines Todes kam. Mutter war mit mir schwanger geworden, als er das letzte Mal von der Front auf Urlaub war, und sie war im sechsten Monat, als sie von seinem Tod erfuhr. Ich bin am 6. Januar 1917 zur Welt gekommen, und Frank saß zu der Zeit noch im Kinderwagen.
Es war verdammt schwer für Mutter, zwei Babys. Sie wollte uns bei sich aufziehen und uns nicht ins Waisenhaus geben, wie viele andere Frauen in ihrer Lage es tun mussten. Sie musste arbeiten gehen, weil die Renten damals nicht so gut waren wie heutzutage. Sie bekam keine Hilfe von der Regierung. Wenn ich diese New-Age-Leute sehe, wie sie sich nennen, die durch das Land fahren und sich überall breit machen, wo es ihnen passt, und dabei auch noch von der Allgemeinheit leben, da reißt mir der Geduldsfaden! Glauben Sie, Sie könnten irgendjemandem aus meiner Generation klarmachen, dass das richtig ist? Weil es das nämlich nicht ist!
Nun, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Frank und ich blieben also bei den Nachbarn, während Mutter zur Arbeit ging. Die Nachbarn waren auch arbeitende Frauen und hatten keine Zeit für uns. Sie hatten nur ein Auge auf uns und haben aufgepasst, dass wir nicht ins Feuer gefallen sind oder uns herumgetrieben haben. So ist es gekommen, dass Frank und ich, dass wir voneinander abhängig geworden sind, schließlich hatten wir niemand anderen. Später, als wir in die Schule kamen, blieb alles beim Alten. Wir blieben zusammen.
Als wir elf und zwölf Jahre alt wurden, hat Mutter die Stadt verlassen. Sie hat ihre Sachen gepackt und ist in die Gegend zurückgezogen, wo sie geboren wurde, drüben in der Nähe von Westerfield. Sie ist nach Hause zurückgekehrt, weil sie sich um Großvater kümmern musste, und sie hat uns mitgenommen. Der alte Bursche starb und hinterließ ihr das Haus. Sie blieb dort, und Frank und ich, wir haben mit vierzehn die Schule verlassen und sind zum Arbeiten aufs Land gegangen. Es gab nichts anderes. Uns gefiel es jedenfalls, und wir haben immer gewusst, dass wir eines Tages eine eigene Farm haben würden. Und dann war es soweit, 1948. Mutter war schon gestorben, also haben wir das Haus und das bisschen Land an die Stadt verkauft, die damals neue Sozialwohnungen dort gebaut hat. Es war ein Zwangsverkauf, das war es, aber wir dachten, der Preis wäre einigermaßen fair, weil wir sowieso verkaufen wollten.
Das Land war damals billig im Vergleich zu heute. Frank und ich haben Mott’s Farm gekauft, und sie hat nicht mehr gekostet, als wir besaßen. Wir hatten ohnehin nicht viel Geld, und als wir endlich auf der Farm waren, hatten wir gar nichts mehr übrig. Wir haben es nicht vermisst, weil wir nie Geld in den Taschen gehabt haben. Was man nicht kennt, vermisst man nicht.
Wir haben hart gearbeitet, aber daran waren wir gewöhnt. Aber wir hatten nicht genug Zeit, um uns um das Haus zu kümmern, um zu kochen oder Wäsche zu flicken, auch wenn wir beide ein geschicktes Händchen dafür hatten. Schließlich redeten wir darüber und beschlossen, dass wir eine Frau brauchten, ein junges und starkes Ding. Sie sollte sich auch um das Geflügel kümmern und beim Melken helfen. Damals hätte es das nicht gegeben, dass eine Frau dort oben zusammen mit zwei Männern lebt, es sei denn, sie war mit einem von ihnen verheiratet. Es hat sich nicht geschickt, unverheiratet zusammenzuleben, und das ist auch richtig so! Heutzutage gibt es einfach keinen Anstand mehr! Alles ist Lüsternheit und Lasterhaftigkeit! Aber damals, da lebten die Leute noch in anständigen Häusern.
Wie dem auch sei, wir zogen Strohhalme, und Frank gewann. Er ging und fragte Eileen, ob sie ihn heiraten wollte. Sie war damals gerade zweiundzwanzig Jahre alt. Sie hatte im letzten Kriegsjahr als Landarbeiterin auf einer Farm gearbeitet, und so dachten wir, dass sie einwilligen würde.
Sie sah ganz prima aus, sah sie. Und sie wusste, wie sie die Lust in den Lenden eines Mannes wecken konnte! Sie hatte eine Art, sich zu bewegen, die Hüften zu schwingen, und wenn sie sich nach vorne beugte, konnte man sehen, wie ihre Brüste gegen das Kleid drückten. Das wusste sie auch. Und genau wie ich schon einmal gesagt habe, es stimmt; was man nicht kennt, das vermisst man nicht. Aber wenn man erst einmal einen Blick darauf geworfen hat,
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