Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Ihr schafft eure Hintern sofort da weg!« Die vier hatten Kisten von der Spitze des Müllhaufens geräumt. Jetzt hielten sie inne und wandten sich zu ihm um. Einer, den Finny wegen des kurzgeschorenen Haars und der vielen Tattoos für einen Jungen gehalten hatte, stellte sich beim Reden als Mädchen heraus.
»Kümmere dich um deinen eigenen Kram, Großpapa.«
»Riskiere bloß keine kesse Lippe, du freches kleines Balg!«, heulte Finny auf.
»Das ist mein Kram. Meine Kippe!«
»Nein, ist es nicht«, antwortete das Mädchen.
»Sie ist städtisch.« Das konnte Finny überhaupt nicht vertragen.
»Siehst du das Haus dort oben? Das ist meins! Ich lebe seit vierzig Jahren hier! Ich hab im Steinbruch gearbeitet, als dort noch Steine gebrochen wurden, und am Ende war ich sogar Vorarbeiter! Und jetzt kümmere ich mich um den Steinbruch, wie ich es immer getan habe! Das ist mein Job!«
»Beachte ihn einfach nicht, Lily«, sagte ein anderes Mädchen in einem langen Baumwollrock.
»Der Alte ist übergeschnappt.«
»Du, hör zu!«, keifte Finny wütend.
»Ja, du da mit der vornehmen Aussprache und dem Petticoat im Dreck! Wen nennst du hier übergeschnappt? Das ist nicht erlaubt! Es ist gegen das Gesetz!«
»Schon gut, Alterchen«, sagte ein dürrer Jugendlicher mit Ohrringen.
»Wir sehen nur nach, ob wir etwas Nützliches finden, dann sind wir wieder weg, in Ordnung?«
»Von wegen in Ordnung!«, bellte Finny.
»Diebstahl nenne ich das, was ihr da macht. Alles gute neue Sachen, die hier abgelegt worden sind! Ich hatte noch keine Zeit, sie selbst durchzugehen!« Seine Schimpftirade endete halb erstickt, als sich das Porzellan in seinem Mund lockerte und neu justiert werden musste.
»Da liegt eine Teppichrolle halb versteckt unter all diesem Zeug, Pete!«, sagte das Mädchen in dem langen Rock.
»Sie ist zusammengebunden, aber sie sieht noch ziemlich gut aus; ich kann keine Löcher entdecken. Das wäre ein prima Zeltboden. Gib mir bitte das Taschenmesser, damit ich die Schnur durchschneiden kann. Kommt schon, Joe und Lily, helft mir, den Teppich herauszuziehen.«
»Ihr lasst das bleiben!« Finny kletterte über die Ansammlung aus Trümmern, so schnell ihn seine Füße trugen, und stand mit puterrotem Gesicht und geballten Fäusten über dem Teppich, um das gute Stück zu verteidigen.
»Sehen Sie mal«, redete ihm der Bursche namens Pete gut zu.
»Dieser Teppich hat für Sie keinerlei Nutzen, aber vielleicht für uns. Warum lassen Sie uns nicht einfach nachsehen, ob er Löcher hat? Falls ja, lassen wir ihn einfach liegen.«
»Ihr könnt ihn sowieso nicht haben«, brummte Finny.
»Er gehört euch nicht.«
»Er verrottet doch nur, wenn er hier herumliegt. Wir könnten ihn gebrauchen.« Finny beäugte den Sprecher misstrauisch.
»Also schön, ihr könnt ihn vorsichtig auseinander rollen und ansehen. Aber ich sage nicht, dass ihr ihn nehmen könnt, denkt dran! Ich sage nicht, dass ich euch die Erlaubnis gebe!« Er bückte sich und musterte den Teppich.
»Scheint ein Wilton zu sein. Hübsche Qualität.«
»Er ist Ewigkeiten alt«, sagte das Mädchen mit dem langen Rock verärgert.
»Man sieht doch, wie verblasst und abgenutzt er ist!«
»Der Opa ist wahrscheinlich genauso alt wie der Teppich«, witzelte der Bursche mit den Ohrringen.
»Ja, das bin ich!«, grollte Finny.
»Und als ich jung war, in deinem Alter, da trug niemand, der etwas auf sich hielt, Schmuck in den Ohren wie ein Mädchen!«
»Beachte ihn nicht«, befahl die Frau in dem langen Rock.
»Pete, du nimmst dieses Ende.« Sie bückte sich und packte das andere Ende der Rolle. In der nächsten Sekunde stieß sie einen durchdringenden Schrei aus und sprang zurück. Ein langer, schlanker und leicht buckliger Schatten schoss aus dem Innern des zusammengerollten Teppichs und huschte zwischen dem Müll raschelnd davon. Der Schatten berührte flüchtig einen leeren Farbeimer, der klappernd nach unten rollte. Finny stieß ein hohes gackerndes Lachen aus.
»Ah, das hat dich erschreckt, was, Miss Hochgestochen! Das war eine Ratte, weiter nichts. Ich hab hier schon welche gesehen, die waren so groß wie Katzen! Jede Wette, dass du dir in den Rock gemacht hättest!«
»Halt, warte«, sagte Pete.
»Ich trete mal dagegen, für den Fall, dass sich noch andere Ratten in der Rolle verstecken.« Er trampelte mit seinen schweren Stiefeln über die Rolle, während die anderen nervös abseits standen.
»Hör sofort auf damit!«, keifte Finny.
»Du machst ihn noch
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