Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
einer Gestalt in der Ferne.
»Eine sehr attraktive junge Dame namens Woman Police Constable Morgan.«
»Oh?« Finnys Miene hellte sich auf.
»Am besten, sie kommt mit mir nach drinnen, schätze ich. Macht keinen Sinn, hier draußen in der Hitze und im Staub zu hocken.«
»Ich vermute, wir werden feststellen, dass sie erdrosselt wurde«, sagte Dr. Fuller. Es war unerträglich heiß im Steinbruch, und die Aufgabe, die den Beamten bevorstand, machte die Dinge nur noch schlimmer. Der Leichnam war zum Ambulanzwagen gebracht worden, doch die Leichenstarre war nun vollständig, und der Arm stach noch immer in die Luft, was es erschwerte, den Körper zu manövrieren. Im Krankenwagen war er mit einem Tuch abgedeckt worden, doch der emporgereckte Arm verlieh ihm die Form eines dreieckigen Zeltes.
»Sind Sie sicher?«, fragte Markby zweifelnd. Er hockte zusammen mit Fuller neben der Bahre.
»Ihr Gesicht sieht nicht verzerrt aus.«
»Natürlich bin ich nicht sicher!«, entgegnete Fuller gereizt.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit zu einer richtigen Untersuchung. Sie wurde jedenfalls nicht mit einer Schlinge stranguliert, was zu einem aufgequollenen Gesicht geführt hätte. Nein, es wurde mit bloßen Händen gemacht, und dazu braucht es nicht so viel Druck. Es kann sehr schnell gehen, wenn man an den richtigen Stellen drückt. Manchmal geschieht es aus Ungeschick. Ich sage meinen Kindern immer, dass sie niemals jemanden im Spaß am Hals anfassen sollen. Die Totenstarre ist vollständig. Vermutlich ist sie gestern spätabends gestorben. Ich werde mir später ihren Mageninhalt ansehen. Haben Sie ihre Schuhe gefunden?«
»Noch nicht. Ich habe weitere Beamte herbeordert, und wir können diese Müllhalde ordentlich absuchen.«
»Besser Sie als ich«, sagte Fuller unbekümmert. Markby dachte für sich, dass er noch immer lieber die Müllkippe absuchte, so unangenehm es sein mochte, als Fullers Aufgaben übernehmen zu müssen.
»Bevor Sie den Leichnam wegschaffen …«, sagte er laut.
»Es gibt da jemanden, dem ich die Tote zeigen möchte. Vielleicht kann sie identifiziert werden. Es ist nur ein Gefühl. Ich habe Pearce bereits hinauf zur archäologischen Grabung geschickt, um den Burschen herzubringen.« Es war mehr als nur ein Gefühl. Das blasse Gesicht der Toten war ihm auf schaurige Weise vertraut. Er hatte es erst vor kurzem gesehen, auf der Rückseite eines Taschenbucheinbands. Streitende Stimmen draußen vor dem Wagen kündigten an, dass Pearce zusammen mit einem lautstark protestierenden Dan Woollard zurückgekehrt war. Markby kletterte hinaus, um mit Woollard zu reden. Als Dan den Chief Inspector sah, stürzte er vor und baute sich mit geballten Fäusten drohend vor ihm auf. Pearce fasste ihn mit einem geschickten Griff am Ellbogen, um die Bedrohung für seinen Vorgesetzten abzuwenden.
»Sagen Sie Ihrem verdammten Gorilla, dass er mich nicht misshandeln muss!«, fluchte Woollard.
»Was bin ich, ein Verdächtiger oder was? Was geht hier überhaupt vor? Sind Sie der verantwortliche Beamte? Was denken Sie sich eigentlich dabei, mich hier herunterschleppen zu lassen? Schön, Sie haben also eine Frauenleiche gefunden. Bestimmt nicht die meiner Frau. Sie ist nicht tot, sie ist …«
»Wir wissen, dass Ihre Frau verschwunden ist«, unterbrach ihn Markby.
»Und dass sie weder bei ihrer Mutter in Bamford war noch bei Autogrammveranstaltungen in London.« Woollard blickte ihn betäubt an.
»Wer hat Ihnen das verraten?«, grollte er dann.
»Wer, verdammt? Hören Sie, seien Sie besser vorsichtig …«
»Nein, hören Sie! Seien Sie lieber vorsichtig! Ich weiß, dass diese Situation bedrückend für Sie ist. Trotzdem wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie einen raschen Blick auf die Tote werfen könnten.« Woollard kaute wütend auf seiner Unterlippe.
»Sie irren sich, wissen Sie? Und ich werde meinen Anwalt einschalten! Ich weiß nicht, wer Ihnen diesen Berg voller Lügen aufgetischt hat …« Er brach ab und schüttelte den zottigen Kopf, als wollte er seine Benommenheit abstreifen.
»Also schön, wo ist sie?« Die Ambulanz schwankte unter seinem Gewicht, als er hineinkletterte. Als Markby auch noch hinzukam, war fast kein Platz mehr im Wagen. Fuller zog sich in eine Ecke zurück und wartete geduldig. Er war nicht an der Frage interessiert, wer die Tote war, nur an der Todesursache. Woollard starrte auf das zeltförmige Leichentuch.
»Was zur Hölle …?«
»Leichenstarre«, erklärte Fuller wortkarg. Woollard schluckte,
Weitere Kostenlose Bücher