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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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glaubt, ihre Tochter sei in London. Ich hab jemanden gebeten, das zu überprüfen.« Ursula saß mit den Händen voller verschmierter Notizen auf der Pritsche und blickte ganz elend drein.
    »Dan schwört, dass alles in Ordnung ist. Er macht mich wütend, aber er gibt mir gleichzeitig auch das Gefühl, ich sei an allem schuld. Als wäre ich ungerecht gegen ihn. Er ist so verdammt gut darin, einem das Gefühl zu vermitteln, dass man unfair ist. Ich weiß überhaupt nicht, was ich denken soll.« Sie verstummte, und aus der Nacht hallte das traurige Klagen der Fiedel herein.
    »Wenn er doch nur endlich aufhören könnte, auf diesem verdammten Ding zu spielen!« Ursula drückte sich die Hände auf die Ohren.
    »Es klingt wie ein Grabgesang!«
    Meredith schlief nicht besonders gut, was nicht weiter überraschend war. Sie döste unruhig vor sich hin und erwachte einmal sogar ganz, als sie das Geräusch eines Automotors hörte. Sie fürchtete schon, dass Dan Woollard zurückgekommen war, und kniete sich auf die Pritsche, um aus dem Fenster des Bauwagens zu spähen. Doch es war zu spät: Nur noch ein schwacher Lichtschein jenseits der Grabungsstelle zwischen dem Unterholz, dann kehrten die Stille und Dunkelheit der Nacht zurück. Vielleicht war es einer der Hippie-Busse gewesen.
    Auf der anderen Seite flüsterte Ursula, die ebenfalls aufgewacht war:
    »Was ist denn los?«
    »Nichts. Nur ein paar Hippies, die aus irgendeinem unerfindlichen Grund in der Nacht herumfahren.« Sie hörte Ursula in der Dunkelheit seufzen.
    »Das ist die gerechte Strafe für mich, nicht wahr? Weil ich mit einem verheirateten Mann gespielt habe. Die arme Natalie. Ich wünschte nur, ich wüsste, wo sie steckt. Ich würde zu ihr gehen und sie um Verzeihung bitten. Das Leben mit Dan war bestimmt nicht einfach in all diesen Jahren, und das Letzte, was sie gebrauchen konnte, war eine andere Frau, die alles noch schlimmer gemacht hat.« Meredith schlummerte den Rest der Nacht unruhig vor sich hin, ein Opfer bizarrer Albträume. In einem der Träume wurde sie von einem hellen Licht und einem fernen Brüllen geweckt. Das Freudenfeuer im Hippie-Lager war außer Kontrolle geraten und verschlang alles mit seinen Flammen. Während sie sich verzweifelt bemühte, das Feuer auszuschlagen, stellte sie voller Bestürzung fest, dass ihre Arme voller Blut waren. Sie rieb daran und merkte, dass es nur Tomatensuppe war. Meredith erwachte mit trockenem Mund und pochendem Schädel.
    Am folgenden Tag setzte die vorhergesagte Hitzewelle ein. Bereits beim Frühstück war es heiß und stickig. Am späten Vormittag arbeiteten die Archäologen in wütendem Schweigen, Ursula und Dan an gegenüberliegenden Enden der Grabungsstelle, und sie ignorierten einander geflissentlich. Meredith, die in einem ihr zugewiesenen Abschnitt des Grabens vorsichtig mit ihrer Kelle kratzte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und fragte sich zum wiederholten Mal, ob die Vergangenheit wirklich all die Mühe wert war.
    In Bamford saß Alan Markby an seinem Schreibtisch und sorgte sich um die Pflanzen in seinem Treibhaus. Er hatte ein Belüftungsfenster geöffnet und das Glasdach mit grünem Stoff abgedeckt, doch er war sicher, dass alle Pflanzen am Hitzschlag eingegangen wären, wenn er am Abend nach Hause käme. Markby war so unruhig, dass er in der Mittagspause in seine Wohnung eilte, um nachzusehen, und wie er sich’s gedacht hatte, ließen alle Pflanzen elend die Köpfe hängen. Markby öffnete ein weiteres Belüftungsfenster und veranstaltete einen Wirbel wie eine Amme um eine Schar kranker Schützlinge, mit dem Erfolg, dass er zu spät ins Büro zurückkehrte.
    Er hatte eben an seinem Schreibtisch Platz genommen, als das Telefon klingelte.
    »Ein Mr. Smythe, Sir. Er ruft aus London an und möchte Sie in einer privaten Angelegenheit sprechen. Soll ich ihn durchstellen?«
    »Smythe?«, bellte Markby.
    »Ich kenne keinen – halt, warten Sie! Ja, ich nehme das Gespräch entgegen. Stellen Sie ihn durch.« Kurze Zeit später sagte eine Stimme misstrauisch:
    »Ist dort Chief Inspector Markby? Hier spricht Toby Smythe.«
    »Markby am Apparat. Geht es um Natalie Woollard?«
    »Diese Autorin, nach der ich mich für Meredith erkundigen sollte. Ich war mit meinem Onkel beim Mittagessen. Er ist ihr Verleger. Ich hab ihm eine Geschichte erzählt, dass Meredith ein Fan Natalies sei. Ich glaube nicht, dass er mir abgenommen hätte, dass ich ein Fan von ihr bin. Also, diese Woollard, sie scheint im

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