Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Crossed Keys und bleibe noch eine Weile. Ich rufe im Büro an und kläre alles ab. Schließlich geht es um eine polizeiliche Untersuchung.« Meredith erhob sich, doch dann zögerte sie und blickte auf ihn hinab. Sie warf eine Strähne ihres dunklen Haares zurück und fragte trotzig:
»Wirst du Ursula jetzt mit Fragen durchlöchern?«
»Ich durchlöchere niemanden!«, entgegnete er mit einem Hauch von Schärfe.
»Und was hast du gerade mit mir gemacht? Ich will dir nicht erzählen, wie du deine Arbeit zu machen hast, aber diese Geschichte ist ein schrecklicher Schock für sie!« Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck und fügte hastig hinzu:
»Schon gut. Ich halte den Mund und bitte sie herein.«
Ursula sah bereits ein wenig gefasster aus, als sie den Bauwagen betrat. Sie nahm auf der Pritsche Platz, wo Meredith gesessen hatte, und begegnete gelassen Markbys Blick. Ihre Augen waren kornblumenblau, stellte er fest, und äußerst eindrucksvoll. Ursula Gretton war eine bemerkenswert attraktive Frau. Sie blickte ein wenig verwirrt drein, und Markby wurde bewusst, dass er sie in offener Bewunderung angestarrt hatte. Hastig sagte er:
»Ich weiß, dass dies schwierig ist für Sie, Dr.
Gretton.«
»Dann ist es also Natalie?« Er nickte.
»Aber ich muss Sie bitten, Ihren Kollegen noch
nichts davon zu sagen. Wir möchten zuerst Mrs. Salter informieren.«
»Die arme alte Dame.« Ursula stockte.
»Und der arme Dan.« Er hob die Augenbrauen.
»Der arme Dan? Sie haben gegenüber Mrs. Mitchell angedeutet, dass Dan Woollard seiner Frau Gewalt angetan haben könnte, oder etwa nicht?« Sie nickte, und ihr langes dunkles Haar fiel ihr ins Gesicht.
»Ja, ich weiß. Aber jetzt – nicht so etwas! Ich meine, das war nicht Dan! Er hat sie nicht umgebracht!«
»Bitte verzeihen Sie, Dr. Gretton«, unterbrach Markby sie.
»Aber mir scheint, als hätten Sie Ihre Meinung geändert.« Sie beugte sich vor.
»Er hätte den Leichnam ganz bestimmt nicht hier heraus und so nah zur Grabungsstelle gebracht! Direkt vor unsere Nasen! Ganz bestimmt hätte er sie nicht in diesem Steinbruch gelassen! Den Leichnam seiner Ehefrau auf einer Müllhalde zu deponieren! Das ist abscheulich! Dan müsste ein Monster sein!«
»Der Leichnam«, entgegnete Markby steif,
»war in einen alten Teppich eingewickelt und nicht auf den ersten Blick sichtbar.« Sie blinzelte.
»In einen Teppich?« Ein kurzes Schweigen breitete sich aus, während sie mit gerunzelter Stirn darüber nachsann. Dann schüttelte sie heftig den Kopf, als wäre sie zu einer Überzeugung gelangt.
»Das ist der Beweis! Dan hätte ihren Leichnam bestimmt nicht in einen Teppich gewickelt! Das ist grotesk!«
»Genau das hat Dan Woollard auch gesagt«, bemerkte Markby.
»Er benutzte sogar das gleiche Wort.« Sie lehnte sich gegen die Innenwand des Anhängers und starrte Markby nachdenklich an.
»Das ist eine widerliche Geschichte, nicht wahr?«, sagte sie unvermittelt.
»Ja. Vermutlich kann man Mord so bezeichnen.«
»Ja, ich weiß. Aber das … ich meine, ich war diejenige, die mit dem Finger auf Dan gezeigt hat, oder nicht? Ich habe Meredith dummes Zeug erzählt, und sie hat mit Ihnen gesprochen. Mein Gott, was bin ich doch für eine Närrin!«
»Ich habe gehört, Sie hätten Ihre Beziehung zu Mr. Woollard vor kurzem beendet?«
»Ja, aber … ja, das habe ich.«
»Und er akzeptiert es nicht, das wollten Sie doch sagen, habe ich Recht? Außerdem habe ich gehört, dass er gestern Abend hier bei Ihnen war und dass es zum Streit kam. Er warf Ihre Papiere zu Boden.«
»Das hat Meredith Ihnen gesagt, nicht wahr? Ja, es war so. Aber das bedeutet noch lange nicht – o Gott, ich wünschte, ich hätte nie den Mund aufgemacht! Ich habe nicht richtig nachgedacht! Aber es war auch eine andere Sache vor diesem … diesem … Es waren Spekulationen, weiter nichts. Jetzt, wo es geschehen ist, weiß ich ganz bestimmt, dass er nichts damit zu tun haben kann. Warum habe ich bloß meinen großen Mund nicht gehalten?« Sie legte die Arme um den Leib und schaukelte elend. Sanft sagte Markby:
»Sehen Sie, wir sind nicht hier wegen dem, was Sie zu Meredith gesagt haben. Wir sind hier, weil wir im Steinbruch einen Leichnam gefunden haben.«
»Sie haben Dan mitgenommen!«, erwiderte sie anklagend.
»Er hilft uns, das ist alles.«
»Ich weiß, was das bedeutet!«
»Bei allem Respekt, Ma’am, nein, das wissen Sie nicht.« Es war ihm gelungen, seine Autorität durchzusetzen, und jetzt beobachtete sie
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