Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
unsere Beziehung abgebrochen«, gestand Woollard unwillig.
»Sie wollte es nicht wirklich, ganz gleich, was sie erzählt! Ich liebe sie, und sie liebt mich! Aber sie machte sich Sorgen wegen Natalie. Sie dachte, wir hätten Natalie verletzt, und außerdem war sie davon überzeugt, dass Natalie einer Scheidung niemals zustimmen würde, nicht ohne einen gewaltigen Wirbel zu veranstalten und Sulas Ruf zu ruinieren!«
»Und? Hätte Ihre Frau so reagiert?«
»O ja!«, sagte Woollard grimmig.
»Genau das hätte sie getan.« Plötzlich realisierte er die Implikationen seiner Worte, und heftig fügte er hinzu:
»Was noch lange nicht bedeutet, dass ich sie umgebracht habe! Sie versuchen, mir ein Tatmotiv zu unterstellen!«
»Und? Würden Sie nicht auch sagen, dass Sie eins haben? Es sei denn natürlich, Dr. Gretton hat diese Beziehung zu Ihnen tatsächlich beendet.« Woollard realisierte, in welche Falle er gelockt worden war, und er funkelte Markby wütend an.
»Ich will mit meinem Anwalt sprechen!«
»Meinetwegen. Sergeant Pearce wird Sie zur Wache mitnehmen, und von dort aus werden wir Ihren Anwalt benachrichtigen.« Markby hatte keine Lust mehr, noch länger hier draußen mit Woollard zu reden. Es war heiß und ungemütlich. Der Metallcontainer stank und strahlte Hitze aus, und ständig surrten Fliegen um ihn herum. Außerdem hatte Woollard inzwischen Zeit gefunden, sich zu sammeln. Er würde jetzt auf der Hut sein und keine unvorsichtigen Bemerkungen mehr machen. Überdies machte der Mann einen unangenehmen Eindruck auf ihn. Er dachte schräg, rückte die Dinge nach seinem Gutdünken zurecht, war voller Selbstmitleid und hartnäckig selbstgerecht. Und eitel. Er konnte sich nicht eingestehen, dass Ursula ihn nicht mehr liebte. Oder liebte sie ihn vielleicht doch noch? Markby würde mit ihr darüber reden müssen – und im Zuge dessen würde er auf ein paar sehr offenen Antworten bestehen. Woollard war inzwischen aufgestanden und mit Pearce losgegangen, doch plötzlich wandte er sich noch einmal um und giftete:
»Sula liebt mich! Natalie war überzeugt, dass es nicht so ist. Sie meinte, Sula hätte genug Verstand, um nicht wegen jemandem wie mir alles aufzugeben, was sie erreicht hat. Dieses Miststück!« Pearce blickte seinen Chef fragend an, doch Markby schüttelte nur unmerklich den Kopf. Es machte keinen Sinn, diese letzte Bemerkung Woollards aufzuzeichnen. Woollard hatte nach seinem Anwalt verlangt, und nachdem das geschehen war, würde nichts mehr, was er vor dem Eintreffen seines Rechtsbeistands von sich gab, vor Gericht als Beweis zugelassen werden. Eine Schande, aber so lagen die Dinge nun einmal. Hätte Woollard diese Äußerung fünf Minuten früher von sich gegeben, bevor er nach seinem Anwalt verlangt hatte … aber das hatte er nicht. Woollard ergriff erneut das Wort, und Markby fragte sich, ob er vielleicht wusste, dass nichts von dem, was er sagte, gegen ihn verwendet werden konnte.
»Meine Frau war äußerst talentiert. Wenn sie gute Laune hatte, war sie eine gute Gesellschafterin. Ich habe Natalie nicht geliebt, schon seit einer ganzen Weile nicht mehr, aber ich habe sie als Schriftstellerin respektiert. Ich habe Natalie nicht umgebracht.« Als Woollard keine Antwort von den beiden Beamten erhielt, starrte er düster auf die großen Müllhaufen hinaus, die von aufmerksamen Polizisten systematisch abgesucht wurden.
»Zusammengerollt in einem alten Teppich wie … wie Kleopatra! Ich frage Sie – ist das nicht grotesk? Es ist, als ob … als ob es direkt aus einem von Natalies Büchern stammte! Als ob sie die ganze verdammte Geschichte selbst inszeniert hätte!«
KAPITEL 11
Ein Polizeifahrzeug parkte bei der Grabungsstelle, und Beamte vernahmen eine Gruppe von Arbeitern. Als Markby näher kam, erkannte Jackson ihn und löste sich aus der Gruppe, um ihm entgegenzurennen. Der Kurator des Bamford Museum kam schwer atmend zum Stehen, und die Haare fielen ihm ins Gesicht.
»Was zum Teufel geht hier vor? Wo ist Dan?«
»Mr. Woollard ist nach Bamford gebracht worden«, informierte ihn Markby.
»Es hat eine Tote gegeben. Zweifelsohne haben meine Beamten Ihnen das bereits mitgeteilt.«
»Ja, ja!« Jackson wurde sichtlich ärgerlicher.
»Es ist zum Schreien! Haben wir nicht schon genügend Probleme? Ich dachte, wenn diese Tramps verschwinden, ist alles endlich wieder in Ordnung! Ich dachte, wir hätten wieder unseren Frieden, unsere Ruhe, und könnten endlich mit unserer Arbeit weitermachen! Dann
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