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Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall

Titel: Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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her, während sie sich von der geschäftigen Szenerie entfernte. Sie wünschte, sie hätte sich nicht in diese Geschichte hineinziehen lassen. Es war eine unerfreuliche Angelegenheit, aber das war Mord wohl immer. Wie eigentlich jedes Verbrechen, einschließlich derer, die nicht in den Gesetzbüchern standen: die moralischen Missetaten, all die vielen Treuebrüche und die böswilligen kleinen Racheakte. Sie stellte fest, dass ihre Füße sie von der Grabungsstelle weg und durch die Lücke in der Hecke getragen hatten, und sie wanderte noch immer über den Feldweg den Hügel hinauf. Zu ihrer Linken lag nun aufgewühlte Erde, plattgetrampeltes und verbranntes Gras und Ölflecken, die das verlassene Lager der New-Age-Leute markierten. Die Lieferwagen und Wohnanhänger, die umgebauten Busse und alten Laster waren von einem Augenblick zum anderen aufgebrochen und spuckend, stinkend und qualmend hinunter zur Hauptstraße gefahren. Die Tramps waren fast genauso abrupt verschwunden, wie sie gekommen waren.
    »Gott sei Dank!«, hatte Ian Jackson ausgerufen.
    »Hoffen wir nur, dass wir sie nie wiedersehen!« Doch selbst dann hatte Meredith noch Zweifel verspürt. Warum ausgerechnet jetzt? Warum so plötzlich? Irgendwann später, als sie die Polizeifahrzeuge hatte kommen sehen, war sie nicht sonderlich überrascht gewesen. Genau wie die anderen hatte sie im ersten Augenblick geglaubt, dass die Polizei vorfuhr, um die Hippies zu vertreiben, und dass die Tramps Wind davon bekommen hatten und den Beamten zuvorgekommen waren. Doch die Polizeifahrzeuge hatten bei der Zufahrt zum Steinbruch gehalten, und von da an war Meredith klar gewesen, dass die Probleme der Grabung noch längst nicht vorbei waren. Sie hatten sich im Gegenteil noch vergrößert. Die Hippies hatten alle Art von Abfällen ringsum verstreut liegen lassen, ein erschreckendes Chaos. Der große Fleck geschwärzter Erde, wo das Feuer gebrannt hatte, schwelte noch immer, und kleine Rauchwölkchen stiegen aus den verkohlten Ästen. Ein Babywagen mit einem fehlenden Rad lag umgekippt in der Nähe. Dosen, Flaschen, Plastiktüten, Säcke, Papier, Nahrungsreste, menschlicher Abfall. Der Gestank, auch so bereits schlimm genug, würde in wenigen Stunden fast unerträglich sein. Schmeißfliegen hatten sich in großen Schwärmen über den Abfällen versammelt, ganze Legionen glitzernder schwarzer Aasfresser. Der Hund hatte ebenfalls angefangen, den Müll zu durchstöbern. Meredith rief ihn zu sich und marschierte rasch weiter. Auf dem Kamm des Hügels wehte eine kräftige Brise, die willkommene frische Luft heranführte. Der Weg gabelte sich hier. Linker Hand führte er breiter und in besserem Zustand über den Kamm und endete wahrscheinlich bei Mott’s Farm. Die Abzweigung nach rechts wurde rasch schmaler, war kaum mehr als ein Fußweg, und führte wohl zu dem verfallenen Prunkbau. Meredith folgte dem schmalen Weg. Es war sehr still. Unten herrschte hektische Aktivität wie in einem Bienenstock. Die archäologische Grabung, die Hauptstraße mit zahlreichen geparkten Polizeifahrzeugen, die Schornsteine von Finnys kleinem Haus zwischen den Bäumen. Kein Wunder, dass die Alten diesen Ort für ihre Wehranlage ausgewählt hatten. Von hier aus hatte man nach allen Seiten den besten Überblick. Ihre Schritte verhallten fast lautlos auf dem mit Gras bewachsenen Trampelpfad. Auf beiden Seiten streckten vereinzelte Brombeerbüsche ihre stacheligen Ranken nach den Füßen unachtsamer Wanderer aus. Ein Büschel Brennnesseln schwankte im Wind und streifte mit grüngezackten Blättern und stechenden Haaren über Merediths Arm. Ein Schmetterling flatterte vor ihrer Nase vorbei. Dann fiel ein langer Schatten auf den Boden, und sie sah den alten Prunkbau vor sich liegen. Merediths erstes Gefühl war fast so etwas wie Enttäuschung. Von unten hatte das Gebäude imposant ausgesehen, ein großartiges Stück mittelalterlicher Prachtentfaltung, theatralischer Hintergrund für zahllose aufrührende Geschichten. Genau dieser Eindruck war vom Erbauer ganz ohne Zweifel gewollt. Doch aus der Nähe betrachtet, war es nichts weiter als ein gewöhnlicher viktorianischer Ziegelbau, wenig inspiriert, eine Zwingburg, wie sie in Hunderten von Kinderbüchern zu finden war. Es fehlte nur eine flachshaarige Prinzessin, die aus einem der Bogenfenster lehnte und ihren Zopf herabließ, um ihrem Liebhaber und Retter Einlass zu verschaffen. Doch die Fenster dieses Rapunzelschlosses waren verglast, wohl kaum üblich in

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