Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Stimme des Kurators hatte einen schrillen Tonfall angenommen.
»Wollen Sie mir ernsthaft sagen, dass dieser Finny die genaue Lage von Wulfrics Grab durch Zufall entdeckt hat …« Jacksons Kreischen hallte über den gesamten Hügel.
»… und dass er hinterher absichtlich dafür gesorgt hat, dass es wieder verloren geht?«
KAPITEL 19
»Musstest du Jackson die Brosche zeigen?«, fragte Markby am Montagmorgen, während er zusammen mit Meredith im Frühstücksraum des Crossed Keys saß und düster von seinem Tee trank.
»Jetzt belagert er die ganze Zeit mein Büro und fordert, dass ich ihm die Genehmigung gebe, Finnys Haus von oben bis unten zu durchsuchen. Und wenn er nicht vor meinem Büro steht, versucht er die Dienst habenden Beamten zu überreden, ihn einzulassen. Er ist felsenfest überzeugt, dass wir irgendwelche wertvollen antiken Gegenstände zerstören oder achtlos wegwerfen. Ich musste die eindeutige und unmissverständliche Anordnung erteilen, dass er die Schwelle unter keinen Umständen zu überschreiten hat. Dieser Mann ist eine Plage!« Meredith fragte sich, ob die spontane Entscheidung klug gewesen war, eine weitere Woche Urlaub zu nehmen und in Bamford zu bleiben. Doch sie hätte sich ohnehin nicht auf ihre Arbeit konzentrieren können, nicht angesichts so vieler ungelöster Fragen, die ihnen allen auf der Seele lagen. Das Crossed Keys wirkte heute noch trübseliger als sonst. Am späten Vormittag herrschte nicht gerade hektische Aktivität, auch wenn die fernen Geräusche von Staubsaugern andeuteten, dass Zimmermädchen mit den abgetretenen Teppichen kämpften. Hinter der Rezeption war ein Streit im Gange wegen Lieferungen an die Hotelküche. Ein frustrierter Geschäftsmann beschwerte sich am öffentlichen Fernsprecher darüber, dass eine Verabredung geplatzt war. Und ein Hund war aufgetaucht. Fett, alt und unter Atemnot leidend, watschelte er durch das Restaurant, schnüffelte an den Knöcheln der Menschen und ignorierte ihre freundschaftlichen Angebote. Er kam zu Meredith und streifte erwartungsgemäß an ihrem Bein entlang, während er die Hand ignorierte, die sie ausstreckte, um sein dickes Hinterteil zu tätscheln. Doch ihre Bewegung ließ interessante Umrisse unter der türkisfarbenen Jersey-Bluse erscheinen, und Markby, alles andere als ignorant, stieß einen stillen Seufzer aus. Seine Gedanken schweiften ab.
»Er ist taub«, sagte sie entschuldigend.
»Wie bitte?« Er blinzelte und verscheuchte seine Fantasien.
»Oh, der Köter. Ja. Ich kenne ihn. Er treibt sich seit Jahren in der Stadt herum. Eine Zeit lang hatte er die Angewohnheit, sich mitten auf dem Market Square hinzulegen und den Straßenverkehr zu behindern. Die Besitzer wurden verwarnt. Was seine Taubheit angeht, ich beneide ihn darum, wenn ich an Jackson denke.«
»Der arme Ian. Du kannst ihm keinen Vorwurf machen. Es war sein Lebenstraum, Wulfric zu finden, und jetzt sieht alles ganz danach aus, als wäre der alte Finny ihm zuvorgekommen. Jackson liegt nicht nur dir in den Ohren, sondern auch mir, weißt du? Andauernd ruft er an und fragt, ob ich ganz sicher sei, dass Finny nicht vielleicht doch erzählt hat, wo er die Brosche gefunden hat, und ob ich mich sonst noch an etwas erinnern könne. Natürlich ist er begierig, Finnys Haus zu durchsuchen. Vielleicht findet sich ein Hinweis, wo Finny die Brosche entdeckt hat. Wirst du Jackson hineinlassen, wenn du mit den Untersuchungen fertig bist?«
»Ich weiß nicht, ob ich das darf! Bis jetzt hat sich noch kein Erbe gemeldet, aber das heißt nicht, dass Finny keinerlei Nachkommen oder Verwandte besitzt. Wir haben uns mit der Navy in Verbindung gesetzt, weil er von der Navy seine Pension bezog. Vielleicht weiß man dort Einzelheiten über seine Familie. Und wir haben eine Bekanntmachung in der Bamford Gazette veröffentlicht, in der wir jeden Verwandten bitten, sich mit einem hiesigen Anwalt in Verbindung zu setzen.«
»Und? Gibt es denn etwas zu erben?«, fragte Meredith und stellte ihre halb leere Tasse ab. Sie lehnte sich in dem abgenutzten samtbezogenen Sessel zurück und streckte die Beine aus. Markbys Augen wanderten anerkennend über die gebräunten, hübsch geformten Beine. Die ablenkenden Bilder kehrten in seine Gedanken zurück. Er zwang sich, wieder an seine Arbeit zu denken.
»Die Erben erwartet kein Vermögen, sondern ein grässlicher Schreck!«, sagte er.
»Falls irgendjemand glaubt, Finny hätte ein Vermögen angehäuft, dann erlebt er eine derbe Enttäuschung.
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