Wer Andern Eine Grube Gräbt: Mitchell& Markbys Fünfter Fall
Fragen beantworte, die mir ein faschistischer Bulle ins Gesicht schleudert!«
»Sie meinen mich, nicht wahr?«, fragte Markby und setzte sich. Anna Harbin errötete und warf trotzig das lange Haar zurück.
»Sie sind noch schlimmer als diese einheimischen Bullenschweine! Die sind einfach nur blöde. Aber Sie, Sie sind ja so gesittet und freundlich! Und dann beißen Sie zu wie eine Schlange! Ich traue Ihnen noch weniger als dieser Bande. Was haben die mit Pete gemacht? Sie lassen mich nicht zu ihm! Wissen Sie eigentlich, dass Sie unsere Bürgerrechte verletzen, indem Sie uns hier festhalten? Ich weiß, das ist Ihnen egal! Sie hätten am liebsten einen Polizeistaat, in dem jeder seinen Ausweis und seine Meldebescheinigung ständig bei sich führen muss!«
»Ich fühle mich überhaupt nicht wie eine Kobra«, entgegnete Markby.
»Ich fühle mich müde nach einer langen Autofahrt durch die Hitze, und ich bin verärgert, weil meine Pläne für den heutigen Abend gerade durch den Ausguss gespült wurden. Außerdem habe ich mehr als genug von Ihrem kindischen Benehmen! Es ist Ihre eigene Schuld, dass Sie hier festgehalten werden! Wären Sie geblieben und hätten eine Aussage gemacht, oder hätten Sie sich in der Gegend von Bamford zur Verfügung gehalten, wäre keiner von uns beiden jetzt hier! Ich musste eigens den weiten Weg herkommen und beträchtliche Unannehmlichkeiten auf mich nehmen, und ich werde mich nicht von Ihrem pseudopolitischen Blödsinn und kindischen Wutanfällen ablenken lassen. Ich hatte Sie eigentlich bislang für recht intelligent gehalten.« Sie starrte ihn finster an.
»Der arme Pete wird wahrscheinlich irgendwo in diesem Drecksloch gnadenlos durch die Mangel gedreht, wie? Er ist ein sehr sensibler Mensch! Ihr fügt ihm schreckliche Schäden zu! Wir sollten euch verklagen!«
»Ich nehme meine Worte zurück. Sie sind längst nicht so intelligent, wie ich eigentlich dachte, sondern im Gegenteil ausgesprochen langweilig. Ich schätze, Sie wollen wohl eine Art soziales Statement abgeben, indem Sie sich nicht das kleinste Stück in die Gesellschaft einfügen oder auch nur die einfachsten Anstandsregeln beachten. Aber wer so hart daran arbeiten muss, um anders zu sein, ist kein natürlicher Exzentriker. Sie sind eine höchst normale junge Frau, die versucht, etwas zu beweisen, und es gelingt Ihnen nicht einmal besonders gut«, schloss Markby unbekümmert.
»Geben Sie’s auf, Anna. Sie verschwenden nicht nur meine, sondern auch Ihre Zeit.« Der walisische Sergeant kicherte. Anna ballte die Fäuste, nahm die Stiefel von den Streben und wirbelte zu ihm herum. Die Flut von Beschimpfungen, die nun folgte, war weder besonders originell, noch kam sie unerwartet. Markby ließ die Tirade geduldig über sich ergehen. Als Anna einsah, dass sie ihn nicht beeindruckte, kreischte sie:
»Was wollen Sie überhaupt von uns? Wir können Ihnen nicht helfen! Wir wissen nichts! Und ich sage verdammt noch mal kein Wort mehr, bevor ich Pete gesehen habe und weiß, dass es ihm gut geht!« Markby zögerte, dann wandte er sich an den Sergeant.
»Wäre es möglich, Wardle herzubringen? Ich denke, es wäre vielleicht ganz sinnvoll, wenn ich mit beiden gleichzeitig spreche. Sie könnten sich gegenseitig beruhigen.«
»Ganz wie Sie wünschen, Sir«, sagte der Sergeant liebenswürdig.
»Wenn es nur nicht allzu lange dauert. Ich habe heute Abend Chorprobe, wissen Sie?« Markby sehnte sich nach Pearce, doch der große Sergeant war daheim in Bamford geblieben. Der Beamte schlenderte zur Tür und redete ein paar Worte mit einem Dienst habenden Constable. Einige Minuten später wurde Wardle hereingeführt. Er sah völlig verängstigt aus und setzte sich zitternd.
»Schon gut, Pete, alles ist in Ordnung«, flüsterte Anna beruhigend und nahm seine Hand.
»Nichts ist in Ordnung, Anna«, sagte Markby fest, bevor Wardle antworten konnte.
»Ganz im Gegenteil sogar! Als Sie und Ihre Freunde den Leichnam im Steinbruch gefunden haben, hätten Sie besser dort bleiben sollen, bis die Polizei eintrifft.«
»Wir haben dem alten Mann gesagt, dass er die Polizei holen soll! Was hätten wir denn sonst tun können? Wir haben die tote Frau nicht auf die Müllhalde geschafft!« Wardle packte Annas Hand fest und leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, bevor er zum ersten Mal sprach.
»Sie war in einen Teppich eingerollt!« Seine Stimme klang heiser, und die Worte waren nur schwer zu verstehen.
»Ja. Der alte Mann hat die Polizei
Weitere Kostenlose Bücher