Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
so glaubte sie zwar nicht, dass er von Gemma oder Duncan – dem Gemma sicher alles erzählt hatte – erfahren würde, dass sie die Nacht mit Andy verbracht hatte. Aber sie hatte auch keinen Zweifel, dass Doug es früher oder später herausfinden würde. Sie musste mit ihm reden, bevor das passierte, und zwar nicht am Telefon.
    Doch inzwischen hatte sie endlich Nick, den Bassisten von Andys Band, erreicht, und er war bereit, sich am Mittag in einem Pub in der Nähe der Royal Courts of Justice mit ihr zu treffen.
    Das Seven Stars in der Carey Street war winzig und exzentrisch, und Melody hatte es als neutralen Treffpunkt vorgeschlagen, als Nick ihr erzählte, dass er an diesem Vormittag in der Bibliothek des King’s College lernen würde. Es hatte geregnet, während sie in Shauns Kanzlei gewesen war, und der Asphalt unter ihren Füßen glitzerte feucht, während am Himmel neue bedrohliche Wolken aufzogen.
    Das Pub war brechend voll, doch als sie sich zum Tresen durchschlängelte, sah sie einen schlanken, dunkelhaarigen jungen Mann an einem Ecktisch sitzen, der einen Stapel Bücher auf den Stuhl neben seinem gelegt hatte und sich nervös umblickte. Sie erkannte Nick von den Aufnahmen der Überwachungskamera vor dem White Stag, die die Band beim Beladen des Busses zeigten, doch jetzt fiel ihr ein, dass er keine Ahnung hatte, wie sie aussah.
    Nachdem sie sich durch das Gedränge zu ihm durchgekämpft hatte, blickte er auf und legte abwehrend eine Hand auf die Bücher. »Der ist besetzt«, sagte er.
    »Nick? Ich bin Melody Talbot.«
    Sie hatte sich für die Gespräche in den Inns of Court in Schale geworfen, mit einem Kostüm und ihrem besten roten Wollmantel, und aus Nicks überraschtem Gesichtsausdruck schloss sie, dass er wohl einen Trenchcoat und eine Dienstmarke erwartet hatte. Vielleicht sollte sie sich ja ein Vorbild an Maura Bell nehmen.
    »Oh, tut mir leid.« Hastig nahm er die Bücher vom Stuhl und pflanzte sie auf den winzigen Tisch neben ein fast leeres Pintglas Lager. »Sie sind nicht – ich habe nicht …«
    »Darf ich Ihnen noch eins bringen?«, fragte sie.
    »Oh …« Er sah auf seine Uhr »Nein, lieber nicht. Ich habe nachher noch eine Vorlesung. Rechnungswesen ist so schon öde genug. Da würde ich bestimmt einschlafen.«
    »Dann werde ich versuchen, Sie nicht zu lange aufzuhalten«, sagte sie, während sie Platz nahm. »Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen.« Es war laut im Lokal, und sie musste sich weit vorbeugen, um sich verständlich zu machen.
    »Sie haben gesagt, es ginge um Andy. Ich habe versucht, ihn zu erreichen, aber er ruft nicht zurück. Ist alles okay mit ihm?« Seine Sorge klang echt.
    Nick hatte also noch nicht von dem Video gehört. »Ja, es geht ihm gut. Ich hatte nur ein paar Fragen zu den Ereignissen im White Stag letzten Freitagabend.«
    Nick sah sie stirnrunzelnd an, sein Bier schien er ganz vergessen zu haben. »Sie sind doch von der Kriminalpolizei. Wieso interessieren Sie sich für so eine kleine Rangelei? Der Typ hat doch nicht etwa Anzeige erstattet, oder?«
    Sie erinnerte sich an ihr erstes Gespräch mit Andy und Tam im Studio und an Andys lädierte Knöchel. Tam und Andy hatten ebenso wie Reg, der Wirt des White Stag, erklärt, dass Arnott Andy beschimpft habe, weil dieser einen Streit mit einem Gast gehabt habe. »Niemand hat Anzeige erstattet. Sprechen Sie von dem Mann, den Andy geschlagen hat? Worum ging es da überhaupt?«
    Nick entspannte sich ein wenig und nahm einen kleinen Schluck von seinem Bier. »An dem Abend lagen bei allen die Nerven blank. Wir waren sauer auf Andy, weil er in den Gig eingewilligt hatte, und er war sauer auf uns, weil wir uns unmöglich aufführten. Nach dem ersten Set dachte ich, Andy würde mit uns vor die Tür gehen und uns so richtig die Meinung geigen. Aber gleich nachdem wir aufgehört hatten zu spielen, kam dieser Typ an und hat Andy sofort von der Seite angequatscht. Und Andy ist einfach ausgerastet. Ich hatte ihn noch nie so erlebt.«
    »Wissen Sie, was dieser Typ gesagt hat?«
    »Ich hab’s nicht gehört. Aber Andy hab ich gehört. Der war auch nicht zu überhören. Er hat den Typen eine miese Ratte genannt und gesagt, er wolle ihn nie wieder sehen. Und dann hat er einfach ausgeholt und ihm eins auf die Zwölf gegeben.« Nick schüttelte den Kopf und bewegte seine Finger hin und her, als habe er sich gerade wieder bewusst gemacht, wie idiotisch es war, eine solche Verletzung zu riskieren.
    »Sie haben keine Ahnung, wer er

Weitere Kostenlose Bücher