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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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vermasselte«, sagte Gemma. »Hat Vincent Arnott Sie in irgendeiner Weise bedroht? Angesichts der Vorgeschichte, die Sie mit dem Mann verbindet, können Sie uns nicht erzählen, dass Sie regelmäßig im selben Pub zu Gast waren wie er und ihn dennoch nicht erkannt haben.«
    »Ja, ich habe ihn erkannt«, gab Hart zu. »Aber ich habe nicht eingesehen, warum ich mich da hineinziehen lassen sollte. Ich glaube nicht, dass er sich an mein Gesicht erinnerte, und ich habe ihn ganz bestimmt nie angesprochen.«
    »Sie haben ihn am Freitagabend nicht gesehen?«
    »Im Pub habe ich ihn gesehen, das stimmt, aber er saß allein mit seinem Drink an der Bar. Ich hielt das nicht für relevant.«
    »Sie haben nicht zu entscheiden, was relevant ist und was nicht, wenn die Polizei in einem Mordfall ermittelt, Mr Hart«, sagte Gemma scharf. »Haben Sie ihn gesehen, nachdem Sie das Pub verlassen hatten?«
    »Nein. Ich bin zu meinem AA -Meeting gefahren. Ich gehe jeden Freitagabend hin. Das ist immer eine schwierige Zeit für einen Alkoholiker.«
    Gemma sah ihn eine Zeitlang einfach nur an, und er begann nervös auf seinem Stuhl herumzurutschen. »Ich habe gestern mit Ihrer sehr hilfsbereiten Assistentin gesprochen«, fuhr sie fort. »Roxy hat mir von Ihrem AA -Meeting erzählt. Aber wir sind sehr gründlich, Mr Hart. Wir waren heute Morgen im Gemeindezentrum. Offenbar erhielten Sie einen Anruf und verließen das Treffen nach nicht einmal einer halben Stunde, und das bedeutet, Sie hätten ohne Weiteres nach Crystal Palace zurückfahren und Vincent Arnott ermorden könnnen.«
    Er starrte sie fassungslos an. »Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst? Ich sagte Ihnen doch, dass ich seit Jahren kein Wort mit Arnott gesprochen hatte. Warum in aller Welt sollte ich so etwas tun?«
    »Ich dachte, das könnten Sie uns vielleicht sagen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Das ist absurd, und das wissen Sie auch. Sie stochern nur im Dunkeln, weil Sie keine andere Spur haben und unter Druck stehen, möglichst schnell einen Verdächtigen ranzuschaffen. Ich habe ein bisschen Erfahrung mit der Polizei, woran Sie selbst mich erinnert haben. Ich weiß, wie so etwas läuft.«
    »Dann haben Sie sicher kein Problem damit, uns zu sagen, wohin Sie am Freitagabend gegangen sind, nachdem Sie das AA -Meeting verlassen hatten.«
    »Das kann ich nicht. Es ist …« Hart zögerte. Mit einem manikürten Fingernagel zupfte er am Kragen seines Pullovers, als ob er zu eng wäre. »Also, wenn ich es Ihnen sage, dann müssen Sie mir versprechen, dass Sie es vertraulich behandeln. Es hat nichts mit Ihrer Ermittlung zu tun.«
    »Sie wissen, dass ich das nicht versprechen kann. Aber wenn es die Wahrheit ist, werde ich tun, was in meiner Macht steht.«
    Hart nickte. »Nun gut, mehr kann ich wohl nicht erwarten. Sie wissen ja, dass Drogen- und Alkoholmissbrauch im Musikgeschäft sehr weit verbreitet sind. Als ich beschloss, damit aufzuhören, hatte ich die Wahl – ich konnte aussteigen und das Einzige, worin ich je gut war, aufgeben, oder selbst einen Beitrag leisten und anderen Menschen helfen, die mit denselben Dämonen kämpften. Seit einigen Jahren schon biete ich an, dass alle in der Szene sich jederzeit an mich wenden können, wenn sie eine Krise haben. Darum ging es bei dem Anruf am Freitagabend.« Er nannte den Namen einer bekannten Sängerin, über deren Kampf mit der Alkoholsucht in der Presse viel geschrieben worden war, nicht zuletzt auch in der Zeitung von Melodys Vater. »Sie brauchte Hilfe. Ich habe sie in ihrer Wohnung besucht, habe ihr Kaffee gekocht und einfach mit ihr geredet, bis sie die Talsohle überwunden hatte. Ich bin sicher, dass sie das bestätigen wird, sollte es nötig sein, aber ich habe das Gefühl, ihr Vertrauen missbraucht zu haben, indem ich es Ihnen erzählt habe. Und ich will auf keinen Fall, dass die Presse davon erfährt.«
    Es klang plausibel, dachte Melody. Plausibler als das Szenario, das sie konstruiert hatten. Warum sollte Hart Arnott nach zehn Jahren ermorden, wo er doch in der Vergangenheit gewiss oft genug die Gelegenheit dazu gehabt hatte? Und warum ihn auf diese Art und Weise töten, als Rache für ein Mädchen, das Selbstmord begangen hatte? Und Hart schien zudem mit dem zweiten Mord nichts zu tun zu haben. »Kannten Sie Shaun Francis, Mr Hart?«, fragte sie.
    Wieder schüttelte er den Kopf. »Nein. War das der andere Anwalt, der ermordet wurde? Tam sagte mir, dass es noch einen Mord gegeben habe.«
    Offenbar hatte Tam es versäumt, Andys

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