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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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im Speisesaal.«
    »Sie haben uns sehr großzügig Ihre Zeit zur Verfügung gestellt, Mr Carstairs«, sagte Gemma lächelnd. »Eine letzte Frage noch: Dieser Anwalt, den Mr Peterson engagiert hat – erinnern Sie sich an seinen Namen?«
    Carstairs stand auf und nahm ein Tweedsakko vom Haken hinter seinem Schreibtisch, das eher zum traditionellen Bild eines Schulleiters passte. »Mal überlegen … Ich erinnere mich, dass er eine recht imposante Erscheinung war, und seine Haare waren schon ganz weiß, obwohl er noch gar nicht so alt war. Er hat das ganze Kollegium unter Eid aussagen lassen, und ich fürchte, er fand uns nicht sehr kooperativ. Unser Englischlehrer hat sogar einen ziemlich unanständigen Limerick über ihn gedichtet, der im Lehrerzimmer die Runde machte.« Carstairs lächelte und murmelte etwas halblaut vor sich hin, das Gemma nicht verstand. Dann sagte er: »Sein Name war Arnott. Den Inhalt dieser kleinen literarischen Meisterleistung überlasse ich Ihrer Fantasie.«
    »Es gab also doch eine Verbindung zwischen Shaun Francis und Arnott«, sagte Melody, als sie und Gemma das Schulgebäude verließen und zu ihrem Wagen gingen. Die Wolken hatten sich herabgesenkt, bis sie die großen Funktürme von Crystal Palace verdeckten, und sie spürte einen kalten Tropfen wie einen feuchten Kuss auf ihrer Wange. »Ein bisschen dünn allerdings, und es ist auch schon Jahre her. Außerdem haben wir immer noch keine Ahnung, was das alles mit Andy zu tun hat. Oder ob es überhaupt etwas mit ihm zu tun hat.« Mit einem Seitenblick auf Gemma fügte sie hinzu: » Irgendjemand muss noch einmal mit ihm reden.«
    Melody rechnete damit, wieder zurechtgewiesen zu werden, doch stattdessen blickte Gemma von ihrer Handtasche auf, aus der sie gerade die Autoschlüssel fischen wollte, und sah sie überraschend kleinlaut an. »Duncan wollte mit ihm sprechen.«
    »Was?«
    »Tam rief ihn gestern an und war ganz außer sich. Er sagte, Andy habe gedroht, diesen großen Plattenvertrag platzen zu lassen, und er wollte, dass Duncan mit Andy spricht.«
    »Du verbietest also mir jeden Kontakt mit ihm, bist aber damit einverstanden, dass Duncan ihn befragt?« Melody merkte, wie absurd sich das anhörte, kaum dass sie den Satz ausgesprochen hatte. »Nein, sag’s mir nicht«, fügte sie hinzu, während sie beide einstiegen. »Duncan hat ja auch nicht mit ihm geschlafen.«
    Gemmas Mundwinkel verzogen sich zu einem Schmunzeln. »Nun ja, das will ich doch hoffen. Aber du hast recht – ich habe genau das getan, was ich dir untersagt habe, nämlich den Dienstweg umgangen. Aber Duncan scheint einen ganz guten Draht zu Andy zu haben, was bei mir definitiv nicht der Fall ist. Ich dachte, es kann nicht schaden, wenn Duncan es mal versucht.«
    »Ich mache mir Sorgen um ihn«, gab Melody zu. »Ich weiß, es ist dumm, und wir kennen uns ja noch kaum, jedenfalls nicht richtig, aber …«
    »Ich fand eigentlich …« Gemma zögerte und fuhr dann fort: »Als ich gestern mit ihm gesprochen habe, hatte ich den Eindruck, dass er deine Gefühle erwidert. Und er ist – Na ja, ich finde überhaupt nicht, dass du dumm bist.«
    »Danke. Jetzt geht’s mir gleich wieder viel besser«, sagte Melody ironisch, doch tatsächlich stellte sie fest, dass es stimmte. Sie war jedoch nach wie vor beunruhigt. »Hast du denn noch nichts von Duncan gehört?« In diesem Moment vibrierte ihr Handy, das sie für das Gespräch mit Mr Carstairs stummgeschaltet hatte, in ihrer Tasche.
    Als sie sah, dass es Doug war, sah sie Gemma an und hob entschuldigend die Schultern, ehe sie sich meldete.
    »Ich hab was für dich«, sagte Doug ohne Vorrede. »Ich habe den ganzen Tag dafür gebraucht, aber es ist mir gelungen, auf Vincent Arnotts Strafprozessunterlagen zuzugreifen, und da bin ich auf einen vertrauten Namen gestoßen. Vor zehn Jahren war Arnott der Anklagevertreter in einem Drogenverfahren gegen Caleb Hart, euren Plattenproduzenten.«
    »Hart?«, wiederholte Melody. »Aber er hat doch behauptet, Arnott nicht zu kennen.«
    »Tja, offensichtlich hat er gelogen. Bei einer Drogenrazzia wurde bei Hart und einer jungen Sängerin, die zu seinen Schützlingen gehörte, Kokain und Heroin gefunden. Hart hatte einen guten Anwalt, und die Razzia selbst war ein wenig fragwürdig, sodass er mit einem blauen Auge davonkam.«
    »Und die Sängerin?«
    »Bekam eine Bewährungsstrafe. Aber ich habe ein bisschen recherchiert. Der Fall war ein gefundenes Fressen für die Medien – Drogen und Rock

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