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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Osten.
    Wie hatte diese Frau Andy im White Stag in Crystal Palace gefunden?, fragte sich Melody. Oder hatte sie es eigentlich auf Arnott abgesehen gehabt, und es war reiner Zufall, dass Andy auch dort gewesen war? Wo war Andy jetzt? War er in Sicherheit?
    Als ob sie ihre Gedanken gelesen hätte, drehte Gemma sich auf dem Beifahrersitz um. »Ruf ihn doch einfach mal an.«
    »Gut.« Melody zog ihr Handy aus der Tasche und wählte, doch der Anruf ging auf die Mailbox. Sie hinterließ keine Nachricht. »Er geht nicht dran«, sagte sie zu Gemma.
    »Na, dann versuch’s einfach weiter.«
    Der Verkehr wurde immer dichter, je mehr sie sich dem Stadtzentrum näherten, bis sie nur noch im Schritttempo vorankamen und Melody gegen die Versuchung ankämpfen musste, einfach auszusteigen und zu Fuß zu gehen.
    Kincaid fing ihren Blick im Innenspiegel auf. »Es ist noch früh. Ich denke, der Laden wird mindestens bis sechs offen haben.«
    »Vielleicht hätten wir doch Verstärkung anfordern sollen.«
    »Wir sind fast da«, sagte Gemma. »Und ich wäre froh, wenn ich vorher mit ihr reden könnte. Ohne eine Identifizierung durch einen Zeugen haben wir nichts Konkretes in der Hand. Diesen Schal könnte jeder gekauft haben.«
    Verdammt unwahrscheinlich, dachte Melody. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. Ganz gleich, wie sehr die Indizien Nadine Drake zu belasten schienen, etwas passte da nicht zusammen. »Duncan, hat Andy gesagt, um welche Zeit er Nadine im 12 Bar gesehen haben will?«
    »Nein. Wieso?«
    »Wenn es wirklich Nadine Drake war, hätte sie es rechtzeitig zum Cleaver Square schaffen können, um Shaun Francis im Prince of Wales aufzulesen, ihn nach Hause zu bringen und zu ermorden?«
    »Um wie viel Uhr hast du mit Andy das 12 Bar verlassen?«
    Melody wurde rot, als ihr bewusst wurde, dass sie an diesem Abend überhaupt nicht auf die Zeit geachtet hatte. »Ich bin mir nicht sicher. Er hat das erste Set gespielt. Vielleicht irgendwann zwischen halb zehn und zehn.«
    »Möglich wär’s«, sagte Gemma, während Kincaid den Wagen um den Trafalgar Square herumlenkte. »Mit der Northern Line von der Tottenham Court Road direkt nach Kennington.«
    »Aber ich habe Rashid so verstanden, dass Shaun Francis an diesem Abend über einen längeren Zeitraum hinweg doppelte Gin Tonics gekippt hat, die jemand mit Medikamenten versetzt hatte.« Melody fragte sich, warum sie Argumente gegen Nadine Drake als Täterin suchte. War es, weil der Gedanke sie zutiefst erschreckte, dass Andy an dem bewussten Abend das Ziel von Nadines Rache gewesen sein könnte und dass nur ihre, Melodys, Anwesenheit ihn gerettet hatte? »Und im Übrigen«, fügte sie hinzu, »wenn Andy sie erkannt hat, hätte Shaun Francis sie nicht auch erkennen müssen?«
    »Andy kannte sie viel besser«, sagte Kincaid. »Er hat sie über mehrere Monate jeden Tag gesehen. Und selbst wenn Shaun sie erkannt hätte, warum hätte er vor ihr Angst haben sollen? Er dürfte nichts von Arnotts Tod gewusst haben, und selbst wenn, hätte er wohl kaum eine Verbindung hergestellt.«
    »Nach Caleb Harts Beschreibung ist sie ziemlich attraktiv«, warf Gemma ein. »Vielleicht fühlte er sich ja geschmeichelt.«
    »Wir wissen noch nicht einmal, ob Drake die Frau war, von der Caleb Hart sagt, sie habe Arnott beobachtet«, protestierte Melody.
    »Es ist eine logische Annahme, wenn Andy ebenfalls glaubt, sie gesehen zu haben. Wir haben die Videoaufnahmen von Arnott, wie er das Pub mit einer Frau verlässt, und wir haben allen Grund zu der Annahme, dass er in Begleitung einer Frau war, als er im Belvedere eincheckte.«
    Melody lehnte sich zurück, sah zu, wie die Ampeln umsprangen, und versuchte sich vorzustellen, was eine Frau dazu bringen könnte, zwei Männer auf so brutale Weise zu ermorden – und sie versuchte, sich Andy nicht so vorzustellen, wie sie Vincent Arnott und Shaun Francis gesehen hatte. Ihr war ganz flau zumute, als sie noch einmal seine Nummer wählte und wieder nur die Mailbox erreichte.
    Nachdem sie im Stop-and-go-Verkehr die Charing Cross Road hinaufgefahren waren und an der Ecke Long Acre in das Einbahnstraßensystem einbogen, fluchte Kincaid. Die Straße war einspurig, mit breiten Gehsteigen zu beiden Seiten, und gänzlich ohne Parkmöglichkeiten. »Ich kann unmöglich das Auto verlassen. Ich fahre so dicht wie möglich an den Laden ran und behalte euch im Auge.«
    Doch als sie das Le Perdu erreichten, war das Geschäft dunkel, die Rollläden heruntergelassen.
    »Verdammt«,

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