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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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gesehen zu haben. Und dann noch einmal am Sonntag, als er mit Melody im 12 Bar war.«
    Gemma hatte ihr Sandwich weggelegt und saß mit konzentrierter Miene über ihren Tee gebeugt da. »Caleb Hart sagte, er habe am Freitagabend im Pub eine Frau bemerkt, die Arnott beobachtete. Könnte es sein … mein Gott, sie hatte allen Grund, Arnott zu hassen.«
    »Und Shaun Francis«, sagte Kincaid. »Und Peterson mehr als alle anderen, sollte man meinen.«
    Trotz des Feuers im Kamin waren Melodys Finger ganz taub. »Nein, es ist Andy, den sie am meisten gehasst haben muss. Aber warum ist sie jetzt wieder aufgetaucht, nach all den Jahren? Und was, wenn …«
    Ein Mobiltelefon klingelte. Melody erkannte es gleich als das von Gemma, während alle anderen automatisch in ihre Taschen griffen.
    Nachdem Gemma ihr Handy gefunden hatte, stand sie auf und ging zur Flurtür. Sie wandte ihnen den Rücken zu, wie um sich besser konzentrieren zu können. Melody hörte sie etwas murmeln, dann kam sie ins Zimmer zurück und nahm einen Stift und ein Blatt Papier vom Couchtisch.
    »Okay«, sagte Gemma, während sie schrieb. »Danke, Mike. Ich lasse Sie wissen, was wir herausfinden«, sagte sie und legte auf.
    »Was gibt’s?«, fragte Melody. Ihre bange Vorahnung verstärkte sich noch.
    Gemma sah sie mit besorgter Miene an. »Ich glaube, ich kann euch sagen, warum Nadine Drake plötzlich wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist. Das Labor hat den Schal identifiziert, der benutzt wurde, um Arnott zu knebeln und Shaun Francis zu erdrosseln. In England wurde er in einer französischen Boutique in Covent Garden verkauft, die sich Le Perdu nennt. Der Laden hat erst vor sechs Monaten eröffnet; es ist ein Ableger einer Pariser Boutique gleichen Namens. Der Inhaber des Pariser Geschäfts hat eine Mitarbeiterin nach London geschickt, um die Filiale hier auf die Beine zu stellen. Die Mitarbeiterin heißt Nadine Drake.«
    »Covent Garden?« Kincaid sah auf seine Uhr. »Es ist noch nicht so spät. Wir müssten es auf jeden Fall schaffen, vor Ladenschluss dort zu sein, selbst in der Rushhour.«
    »Wir?«, fragte Gemma mit hochgezogener Augenbraue, was ihr eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Kincaid verlieh.
    »Wenn auch nur die geringste Wahrscheinlichkeit besteht, dass diese Frau zwei Männer ermordet hat, dann fahrt ihr beide nicht allein hin, um sie zu vernehmen.« Sein Ton unterband jede weitere Diskussion. »Ihr könnt entweder mich mitnehmen oder uniformierte Verstärkung anfordern. Aber ich verspreche, dass ich mich im Hintergrund halten werde.«
    Einen Moment lang dachte Melody, dass Gemma entrüstet auf die Art reagieren würde, wie Kincaid das Kommando an sich riss, doch dann nickte sie. »In Ordnung. Je mehr, desto besser – von mir aus.«
    Während Melody innerlich erleichtert aufseufzte, sagte Doug: »Und ich bleib mal wieder hier hocken.«
    »Ich werde es schon schwer genug haben, Duncans Anwesenheit zu erklären, wenn die Sache in die Hose geht«, sagte Gemma zu ihm. »Ganz zu schweigen von einem Beamten, der eigentlich krankgeschrieben ist. Und du könntest dich am besten nützlich machen, indem du die Privatadresse von Nadine Drake recherchierst.« An Kincaid gewandt fügte sie hinzu: »Was ist mit Charlotte?«
    »Ich ruf schnell Betty an und frag sie, ob sie noch ein bisschen länger auf sie aufpassen kann.«
    Rasch schlüpften sie in ihre Jacken und Mäntel, während Kincaid seinen Anruf tätigte. Melody nahm sich noch einen Moment Zeit, um sich zu Doug umzudrehen, der verloren in seinem Sessel saß, umgeben von einem Chaos aus Tellern und Tassen und halb aufgegessenen Sandwichs – als ob eine marodierende Soldateska sich in seinem Haus breitgemacht hätte. »Ich komme wieder«, sagte sie. »Dann helf ich dir beim Aufräumen und erzähl dir, wie’s gelaufen ist.«
    Sie registrierte den Ausdruck der Verletzlichkeit, der über seine Züge huschte, ehe er ein spöttisches Lächeln aufsetzte. »Da verlass ich mich mal lieber nicht drauf.«
    »Nein, wirklich. Großes Ehrenwort«, sagte sie, und ihr war klar, dass sie diesmal ihr Versprechen halten musste.
    Dann ging es hinaus in die feuchte Kälte und hinein in Duncans Astra. Melody setzte sich auf die Rückbank neben Charlottes Kindersitz und war ganz froh, sich für die Dauer der Fahrt ein wenig zurückziehen zu können. Ihre Gedanken überschlugen sich, während sie über die Putney Bridge nach Chelsea fuhren und weiter durch den leichten Nieselregen am Fluss entlang in Richtung

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