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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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sagte Gemma, während Kincaid den Wagen vorsichtig auf den Gehsteig lenkte.
    Gemma sprang hinaus, dicht gefolgt von Melody, und gemeinsam hämmerten sie an die Ladentür. Niemand öffnete, und drinnen regte sich nichts.
    Die benachbarten Geschäfte waren noch hell erleuchtet. Auf ein Nicken von Gemma übernahm Melody die eine Seite und Gemma die andere.
    Die junge Verkäuferin sah Melody verständnislos an, als sie sie fragte, ob sie die Frau gesehen habe, die den Laden nebenan führte.
    »Die französische Boutique? Le Perdu?«, fügte Melody hinzu.
    »Oh. Spricht man das so aus?« Das Mädchen zuckte mit den Achseln. »Die kenne ich kaum. Freundlich ist die ja nicht gerade, oder?«
    Melody verkniff sich die Gegenfrage, woher sie das denn wissen sollte. »Wussten Sie, dass das Geschäft heute früher schließt?«
    »Nein. Ich kann ja hier nicht weg, oder?«
    Melody gab es auf und dankte ihr. Sie hoffte, dass Gemma mehr Glück gehabt hatte, doch als sie sich draußen trafen, schüttelte Gemma den Kopf.
    »Ruf Doug an«, sagte Gemma. »Frag ihn, ob er inzwischen ihre Privatadresse hat.«
    Doug meldete sich beim ersten Läuten. »Sie hat den Laden abgeschlossen«, sagte Melody.
    »Ich wollte dich gerade anrufen«, sagte er. »Sie wohnt gleich um die Ecke, in einer Wohnung in der Floral Street.« Er nannte ihr die Adresse. »Seid vorsichtig, ja?«, fügte er hinzu.
    »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir sie nicht zu Hause antreffen werden.«
    Kincaid fluchte wieder, als sie ihm im Wagen die Information weitergaben. »Verdammtes Einbahnsystem! Um in die Floral Street zu kommen, muss ich um die halbe Stadt herumfahren.«
    »Dann gehen wir eben zu Fuß, und wir treffen uns dort«, schlug Gemma vor.
    Er biss sich auf die Lippe. »Besser nicht. Steigt ein. Ich glaube, auf fünf Minuten mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an.«
    Es dauerte länger als fünf Minuten. Melody versuchte es noch einmal ohne Erfolg bei Andy. Als sie endlich vom richtigen Ende her in die Floral Street einbogen, fanden sie die Adresse, nicht weit vom Hintereingang der Royal Opera. Auf dem Klingelschild der Wohnung, deren Nummer Doug ihnen genannt hatte, stand kein Name, und als sie läuteten, öffnete niemand. Die Fenster an der Vorderseite des Gebäudes waren dunkel.
    »Versuch’s bei den anderen Wohnungen«, schlug Kincaid vor, der über die doppelte gelbe Linie auf den Gehsteig gefahren und mit ihnen ausgestiegen war.
    Auch in den beiden anderen Wohnungen meldete sich niemand. »Entweder sind die Leute noch nicht von der Arbeit zurück, oder es sind Mietwohnungen, die leer stehen.«
    Gemma drückte noch ein letztes Mal frustriert auf die Klingel und wandte sich dann ab. »Ich lasse einen Haftbefehl für Nadine Drake ausstellen. Und ich will je einen Constable vor dem Laden und vor der Wohnung postieren für den Fall, dass sie zurückkommt. Ich wünschte, ich könnte ihnen mehr an die Hand geben als Caleb Harts Beschreibung.« Sie wandte sich zu Melody um. »Hast du Andy immer noch nicht erreicht?«
    Als Melody den Kopf schüttelte, zögerte Gemma einen Moment und sagte dann: »Vielleicht will er nicht mit dir reden. Nichts für ungut«, fügte sie rasch hinzu. »Aber es könnte sein, dass es ihm … unangenehm ist. Duncan, kannst du es mal versuchen?«
    Melody las Kincaid die Nummer vor, worauf er mit seinem eigenen Telefon anrief. »Kein Glück«, sagte er, nachdem er eine ganze Weile gelauscht und dann die Verbindung getrennt hatte.
    Gemma holte tief Luft und straffte die Schultern – das Signal, dass sie zu einem Entschluss gelangt war. »Könntest du Tam anrufen und ihn bitten, es bei Andy zu versuchen? In der Zwischenzeit sollten wir, glaube ich, nach Crystal Palace fahren. Vielleicht hat Joe Peterson ja an dem Abend etwas gesehen. Und in jedem Fall muss er gewarnt werden.«
    Als Kind war Melody beim Autofahren immer schlecht geworden. Kincaid war ein ruhiger und sicherer Fahrer, doch von der kurvenreichen Strecke zurück über den Fluss in Richtung Süden und dann den Berg hinauf, durch wabernde Nebelschwaden, die sich wie Geisterfinger um die Fenster schlangen, wurde Melody ganz schwindlig und flau im Magen.
    Sie dachte an eine Autofahrt mit ihren Eltern eines Sommers vor vielen Jahren. Sie war vielleicht neun gewesen, und es war gegen Ende der Sommerferien. Sie fuhren von ihrem Stadthaus in Kensington zu ihrem Landsitz in Buckinghamshire. Es war zu warm im Auto, und ihr Vater hatte vor Kurzem angefangen, Zigarren zu

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