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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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und Henny besucht.«
    Kincaid drehte sich vom Herd um, wo Fischfrikadellen in der Pfanne brutzelten. Es duftete köstlich, und Gemmas Magen knurrte. »Jagger und Ginger«, erklärte er. »Wir waren bei Louise. Michael war auch da, und er und Char sind ein bisschen mit den Hunden rausgegangen.«
    »Bei Louise? Wieso? Ist alles in Ordnung?« Gemma streckte den Arm nach ihrem Weinglas aus und nahm noch einen Schluck, während Charlotte sich an sie schmiegte und die Umrisse ihrer Hundezeichnung mit einer Fingerspitze nachzog.
    »Doch, sicher. Erika hat die Jungs zum Mittagessen eingeladen, und ich dachte mir, das wäre eine schöne Gelegenheit für eine Stippvisite.« Er schien zu zögern, dann fügte er hinzu: »Louise wirkte ein bisschen müde.«
    »Wer ist müde?«, fragte Kit, der mit Toby im Schlepptau in die Küche kam. Tess, seine kleine Terrierhündin, war wie immer an seiner Seite.
    »Ich«, antwortete Gemma. »Und ich genieße es, mich bedienen zu lassen. Hört sich an, als hättet ihr alle einen schönen Tag gehabt.«
    »Erika hat mir ein cooles Buch gegeben. Es handelt von Darwins Garten.« Kit trat an den Herd und schnupperte. Dann nahm er seinem Vater den Bratenwender ab und drückte prüfend auf die Fischfrikadellen.
    »Sie verwöhnt euch beide nach Strich und Faden«, sagte Gemma, jedoch ohne Vorwurf. Sie wusste, wie viel Freude es ihrer Freundin machte, und bei ihren kleinen Geschenken handelte es sich immer um Dinge, die die Jungs interessierten und ihre Fantasie anregten. Gemma hoffte nur, dass Erika eines Tages einen ähnlichen Draht zu Charlotte finden würde.
    Kit half seinem Vater, das Essen zu servieren: die Fischfrikadellen mit einer kalten Joghurt-Dill-Sauce, dazu gedämpfte neue Kartoffeln und ein Salat. Sie hatten gerade alle ihre Plätze eingenommen, als von der Diele, wo Gemma ihre Handtasche abgestellt hatte, das hartnäckige Klingeln eines Handys ertönte.
    »Oh, verd…, verflixt, wollte ich sagen«, murmelte Gemma.
    Kit sprang auf. »Ich hol’s dir.«
    Gleich darauf war er wieder zurück. Er konnte es sich natürlich nicht verkneifen, einen Blick aufs Display zu werfen, ehe er Gemma das Handy reichte. »Es ist Melody.«
    Gemma schob ihren Teller zur Seite und nahm den Anruf an. »Gibt es etwas Neues?«, fragte sie.
    »Du meinst einen Durchbruch?«, antwortete Melody mit einem Lachen, das ein wenig erstickt klang. »Na ja, auf Doug trifft das in gewisser Weise zu. Er hat sich den Knöchel gebrochen und liegt im Charing Cross Hospital.«
    Melody hielt unterwegs beim Tesco in Notting Hill Gate und kaufte Weintrauben sowie einen Strauß leicht verwelkt aussehende Rosen. Schon bei ihrer Ankunft im Krankenhaus bereute sie beide Einkäufe, nahm sie aber trotzdem mit hinein.
    Die Krankenschwester am Empfangstresen der Station wies sie darauf hin, dass die Besuchszeit vorüber sei, doch als Melody ihren Dienstausweis vorzeigte und erklärte, sie sei eine Kollegin von Doug, wurde sie gleich durchgewinkt.
    »Aber nicht zu lange«, fügte die Schwester hinzu. »Wir haben ihm etwas gegen die Schmerzen gegeben, und er braucht Ruhe.«
    Melody fand das mit einem Vorhang abgeteilte Bett und spähte durch den Schlitz. Doug schien zu dösen; sein geschientes Bein war auf Kissen gelagert. Er trug ein hellblaues Krankenhaushemd, und ohne seine Brille sah er mit seinen zerwühlten blonden Haaren unglaublich jung und verletzlich aus.
    »Hallo«, sagte sie leise. Er schlug die Augen auf und sah sie blinzelnd an. »Schickes Outfit, das du da anhast«, fügte sie hinzu.
    Doug tastete nach seiner Brille, die auf dem Nachttisch lag, setzte sie auf und sah auf sein Hemd hinunter. »Ich wollte eigentlich Rosa, aber die waren aus.« Es schien ihm Mühe zu bereiten, die Worte deutlich zu artikulieren.
    »Ein Glück.« Sie kam sich komisch vor, als sie sich auf den Plastikstuhl neben dem Bett setzte und ihre Tesco-Einkaufstüte hochhielt. »Trauben«, sagte sie, während sie ihr erstes Mitbringsel auspackte. Sie sah sich nach einer Ablagemöglichkeit um und deponierte sie schließlich auf einer freien Stelle auf dem Nachttisch. Die Blumen zog sie etwas zögerlicher hervor. »Sie lassen ein bisschen die Köpfe hängen«, sagte sie entschuldigend. »Ich stelle sie mal hier in deinen Wasserkrug. Wenn ich gehe, sag ich der Schwester, dass sie dir einen sauberen bringen soll.«
    »Danke.« Er schien sich zu freuen, was sie mit Erleichterung registrierte.
    »Tut’s weh?«, fragte sie mit einem Blick auf seinen

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