Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
Frau, die gerade vorbeikam, warf ihm einen verstohlenen Blick zu, doch er schien wie üblich nichts zu merken.
    »Wir müssen wohl mit Starbucks vorliebnehmen«, sagte er, als sie bei ihm ankam. »Keine so schöne Aussicht, aber immerhin ist es warm.«
    »Von mir aus könnte es auf dem Mond sein, solange es nur einen extra starken Latte gibt.«
    Er hielt ihr die Tür auf und berührte sie ganz leicht am Ellbogen, als er ihr den Vortritt ließ. »Mussten Sie so früh raus?«, fragte er. »Oder ist es gestern spät geworden?«
    »Mehr oder weniger beides. Und gestern ist Doug Cullen gestürzt und hat sich den Knöchel gebrochen. Melody holt ihn heute Morgen aus dem Krankenhaus ab, und Duncan versucht, jemanden für die Kinder zu organisieren, sodass er heute Mittag nach ihm schauen kann.«
    »Wie hat Doug das denn geschafft? Wo er doch den ganzen Tag am Computer hockt?«, fragte Rashid, als Gemma sich an der Bestelltheke anstellte. Sie musste gar nicht erst fragen, wie er seinen Kaffee wollte. Auf einem der T-Shirts, das er öfter trug, stand der Spruch Rechtsmediziner trinken Flugbenzin.
    »Anscheinend erweitert er sein Repertoire. Er ist bei dem Versuch, die Decke seines Wohnzimmers zu streichen, von der Leiter gefallen.«
    »Heimwerker leben nun mal gefährlich.« Rashid schüttelte den Kopf. »Was macht der Mann auch für Dummheiten? Kann froh sein, dass er sich nicht den Hals gebrochen hat. So was bekomme ich oft genug zu sehen.« Gemma nahm ihre Kaffees entgegen, und nachdem sie einen freien Tisch gefunden hatten, fügte er hinzu: »Seid ihr mit eurem Herrn von gestern Abend schon weitergekommen?«
    Gemma berichtete, was sie über Arnotts Aktivitäten am Freitagabend und über seine privaten Verhältnisse in Erfahrung gebracht hatten, und fügte hinzu: »Außerdem haben wir eine Sammlung von Bondage- DVD s gefunden, die er in seinem häuslichen Arbeitszimmer versteckt hatte, aber ansonsten deutet nichts darauf hin, dass er regelmäßig SM -Sex praktiziert hätte. Ich lasse heute seinen Wagen untersuchen, nur für den Fall, dass er dort irgendwelche Utensilien oder Kontaktadressen aufbewahrt hat.« Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Latte, der immer noch so heiß war, dass sie sich fast die Zunge verbrannte. Einen Moment lang beneidete sie die anderen Gäste, die es sich mit der Sunday Times gemütlich gemacht hatten und anstatt Pappbechern richtige Keramikbecher vor sich hatten, in denen der Kaffee schneller abkühlte. »Ich hatte gehofft, dass Sie etwas gefunden haben, was uns weiterbringt«, sagte sie zu Rashid.
    Daraufhin zog er einen Stapel Ausdrucke aus der Ledertasche, die er über die Schulter gehängt hatte. »Hier ist der Bericht – darin ist alles minutiös aufgeführt, aber um es auf den Punkt zu bringen: Er wurde erdrosselt, und es war kein Suizid. Nach Lage der Strangmarken wurde der Druck eindeutig von hinten ausgeübt, also nehme ich an, dass er mit dem Gesicht nach unten liegend getötet und gleich darauf umgedreht wurde.«
    »Könnte es eine autoerotische Liaison gewesen sein, die zu weit ging?«
    »Die meisten Autoerotiker machen’s lieber selbst, wie der Name schon sagt. Und die Lage passte nicht. Wer so was praktiziert, will die Stimulation … nun ja, voll auskosten.«
    Gemma hätte schwören können, dass der sonst so unerschütterliche Rashid Kaleem trotz seiner olivbraunen Haut errötete.
    »Außerdem«, fuhr er ein wenig überhastet fort, »befanden sich die Blutergüsse tief im Gewebe. Die meisten Autoerotiker neigen dazu, zu weit zu gehen, und bei den einschlägigen Unfällen handelt es sich in der Regel um Tod durch Erhängen – aber wer immer das getan hat, wollte wirklich Schaden anrichten. Und es gab keine Anzeichen für anale Penetration oder sonstige sexuelle Aktivitäten.«
    Der ältere Mann am Nebentisch, der so entspannt seine Zeitung gelesen hatte, stand auf, warf ihnen einen angewiderten Blick zu und ging.
    »Oje«, sagte Gemma und vergewisserte sich, dass keine anderen Gäste in Hörweite waren. »Ich fürchte, wir haben dem armen Mann gerade sein Sonntagsfrühstück verdorben.«
    »Solange er sich nicht bei der Geschäftsführung beschwert«, erwiderte Rashid mit einem Grinsen, das keine Reue erkennen ließ.
    »Irgendwelche Erkenntnisse über die Tatwaffe?«, fragte Gemma, wobei sie sich vorbeugte und darauf achtete, ihre Stimme zu dämpfen.
    »Ja, durchaus. Zunächst einmal: Er wurde geknebelt, aber nicht sehr fest. Die Mundwinkel waren ein wenig wundgescheuert,

Weitere Kostenlose Bücher