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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Chelsea ergattert, das sie schon öfter zusammen besucht hatten, und Melody war froh, dass sie nichts abbekommen hatten. Während Doug sich schwerfällig in den Sessel sinken ließ und seinen Fuß hochlegte, holte sie seinen Laptop, das Ladegerät seines Handys sowie die TV -Fernbedienung und legte alles auf einen Beistelltisch.
    Dann betrachtete sie ihn zufrieden und fragte: »Na, hast du’s auch schön bequem?« – nur um sich gleich darauf die Hand vor den Mund zu schlagen. »Essen. Ich hab das Essen völlig vergessen. Hast du irgendwas im Haus?«
    »Ich dachte ja, dass wir gestern ausgehen würden, und da habe ich den Einkauf auf heute verschoben.« In Dougs Antwort schwang ein Anflug von Selbstmitleid, aber das konnte sie ihm wirklich nicht zum Vorwurf machen.
    »Ich kann schnell zum McDonald’s flitzen und dir einen Egg McMuffin holen«, erbot sie sich.
    Doug verzog das Gesicht. »Nein, ich brauche nichts, danke. Im Krankenhaus haben sie mir heute in aller Herrgottsfrühe schon irgendeinen scheußlichen Fraß vorgesetzt.«
    »Eine Tasse Tee vielleicht?«
    »Nein. Geh nur«, drängte er sie. »Ich weiß doch, dass du eh schon spät dran bist. Und übrigens – danke, Melody.«
    »Okay«, gab Melody widerstrebend nach. »Aber ich schau nach der Dienstbesprechung noch mal rein.«
    Er hob noch die Hand zu einer abwehrenden Geste, doch als sie sich an der Tür noch einmal umdrehte, waren ihm bereits die Augen zugefallen.
    Zu ihrer Erleichterung sah Melody Gemma gerade erst durch die Tür der Einsatzzentrale schlüpfen, als sie in der Dienststelle ankam. »Hallo, Chefin. Da bin ich aber froh, dass ich nicht als Einzige spät dran bin«, flüsterte Melody.
    » Wir haben uns gerade mit Rashid getroffen«, zischelte Gemma ihr zu, während ihre Vorgesetzte, Detective Superintendent Diane Krueger, sich missbilligend zu den Nachzüglerinnen umdrehte.
    »Sehr freundlich, dass Sie heute Morgen auch vorbeischauen, meine Damen.« Superintendent Krueger hatte bei ihrer Garderobe keinerlei Zugeständnisse an den Sonntag gemacht – sie trug ein anthrazitfarbenes Nadelstreifenkostüm mit knielangem Rock und hatte ihr dichtes braunes Haar mit einer Spange hochgesteckt. »Ich habe in einer Stunde ein Presseinterview, und ich möchte den Reportern etwas zu sagen haben. Oder wenigstens wissen, was ich ihnen nicht sagen soll.«
    Krueger war eine attraktive Brünette von Mitte vierzig, schlank und mit einem Gesicht, das sowohl auf Fotos als auch im Fernsehen gut rüberkam. Melody wusste, dass Gemma, die ein wenig Hemmungen wegen ihres North-London-Akzents hatte, immer froh war, wenn Krueger sich freiwillig für Pressetermine zur Verfügung stellte.
    Shara MacNicols, die schon an ihrem Platz war, als sie kamen, warf ihnen einen selbstgefälligen Blick zu. Sie saß vor einem Computerbildschirm an einem der langen Arbeitstische, neben ihr der Stapel von Arnotts DVD s. Melody hoffte, dass sie die Filme ohne Ton angeschaut hatte.
    »Tut mir leid, Chefin«, sagte Gemma zu Krueger. »Wir hatten gerade eine Besprechung mit dem Rechtsmediziner. Er hat die Obduktion früher als geplant durchgeführt.« Während sie und Melody sich an den Konferenztisch setzten, fuhr sie fort: »Wir sollten sicherlich so wenig wie möglich sagen. Also so etwas wie: ›Londoner Rechtsanwalt in der Nähe seines Wohnhauses in Crystal Palace unter verdächtigen Umständen tot aufgefunden. Polizei wartet Ergebnis der amtlichen Untersuchung ab.‹«
    »Danke, Gemma. Ich werde mich bestimmt an Sie wenden, wenn ich das nächste Mal Hilfe beim Formulieren einer Pressemitteilung benötige.« Krueger seufzte und fuhr etwas weniger streng fort: »Natürlich werden wir versuchen, uns in dieser Sache möglichst bedeckt zu halten, jedenfalls so lange, bis wir genauer wissen, womit wir es zu tun haben. Aber es gibt hier im Viertel ein sehr aktives Internetforum, und ein Teilnehmer hat einen Polizeieinsatz im Belvedere Hotel gemeldet. Ein freiberuflicher Journalist hat die Geschichte aufgeschnappt und mit den Angestellten gesprochen, und schon war das Kind in den Brunnen gefallen. Die Pressemeute kampiert schon vor dem Revier, und ich kann nicht verhindern, dass sie mit dem Hotelpersonal sprechen. Spätestens in den Abendausgaben und in den Zehn-Uhr-Nachrichten werden sie den Fall aufgreifen. Und da würde ich ihnen gerne etwas Konkreteres sagen können.«
    »Ja, Ma’am.« Gemma wusste, dass ihre Vorgesetzte recht hatte.
    Krueger ging zu dem Whiteboard an der Rückwand des

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