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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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um Ihren Fall? Ich habe Ihnen doch gestern schon alles gesagt, was ich weiß.«
    »Ich wollte mich nur kurz mit Ihnen unterhalten, falls Sie ein paar Minuten Zeit haben.«
    »Na schön. Setzen Sie sich doch, ich mach uns einen Tee. Ich habe einen ganz trockenen Hals. Oder möchten Sie vielleicht etwas anderes? Kann sein, dass noch ein Bier im Kühlschrank ist«, fügte er mit zweifelnder Stimme hinzu, als wäre er sich nicht ganz sicher, was alles in den Tiefen des Eisschranks lauerte.
    »Nein, Tee wäre prima.«
    »Tee ist das Los der Polizisten, scheint mir. Also, bin gleich wieder da.« Von der Nervosität, die er gestern auf dem Weg ins Studio an den Tag gelegt hatte, war nichts zu spüren, und falls er alarmiert war, weil eine Polizeibeamtin unangemeldet in seiner Wohnung aufkreuzte, wusste er es gut zu kaschieren.
    Melody sah ihm nach, als er zu der winzigen Einbauküche ging und das Licht einschaltete, folgte aber nicht seiner Aufforderung, sich zu setzen. Stattdessen sah sie sich mit der Neugier, die sie offenbar so schlecht hatte verbergen können, im Zimmer um. Da war ein Futon, der wohl auch als Bett diente, wenn sie die zusammengefaltete Decke und das Kopfkissen an dem einen Ende richtig deutete, sowie ein Sessel, der aussah, als ob er aus der gleichen Zeit und vielleicht auch aus demselben Secondhandladen stammte. Auf einem Couchtisch standen ein Laptop und ein leerer Kaffeebecher neben Stapeln von Gitarrenzeitschriften und auf einem Beistelltisch eine hässliche Keramiklampe, die man ebenfalls mit viel Wohlwollen als Vintage hätte bezeichnen können.
    Und das war’s auch schon an Möbeln. Der Rest des Zimmers war mit den Dingen angefüllt, die Andy Monahan offenbar wirklich wichtig waren. Sie zählte ein halbes Dutzend Verstärker in verschiedenen Formen und Größen, dazu Fußpedale mit Schaltern und Knöpfen und ein Gewirr von Kabeln, die sich wie ein buntes Nest von Schlangen von einem Gerät zum anderen zogen.
    Und Gitarren. Elektrische und akustische, Gitarren auf Ständern und an Haken an der Wand. Die hintere Zimmerwand war mit Regalen voller sorgfältig aufgereihter CD s und Schallplatten bedeckt; die anspruchsvolle Musikanlage in der Mitte umfasste unter anderem einen Plattenteller und, wenn Melody es richtig erkannte, ein Mischpult.
    Durch eine offene Tür erhaschte sie einen Blick in ein Zimmer, das vermutlich als Schlafzimmer gedacht war, aber mit Werkbänken und Werkzeug vollgestellt war. Ein stattlicher roter Kater sprang von einer der Werkbänke und kam unter kläglichem Miauen auf sie zugetappt.
    »Das ist Bert«, rief Andy von der Küche. »Lassen Sie sich von ihm nicht stören. Er ist Fremde nicht gewohnt, und er meint immer, dass er nicht genug zu fressen kriegt. Milch und Zucker?«, fügte er hinzu.
    »Nur ein bisschen von beidem, bitte.«
    Als Andy mit zwei Bechern ins Wohnzimmer zurückkam, setzte Melody sich auf die Kante des Sessels und streckte zögerlich die Hand aus, um Berts dicken Kopf zu kraulen.
    »Mögen Sie Katzen nicht?«, fragte Andy, während er ihr einen der Becher reichte, aber selbst stehen blieb. Melody fand, dass er müde aussah, doch er wirkte irgendwie aufgedreht, schien geradezu zu vibrieren vor innerer Unruhe.
    »Ich habe nichts gegen sie. Ich hatte nur selbst nie eine. Meine Eltern hatten immer nur Labradore in unserem L…« Sie bremste sich, ehe sie das Wort »Landhaus« aussprechen konnte. Was war nur in sie gefahren? Sie gab sonst nie freiwillig irgendetwas über ihre Familie preis, zumal gegenüber Fremden. »Warum heißt er Bert?«, wechselte sie geschickt das Thema, als der Kater auf den Futon sprang und es sich auf dem Kopfkissen bequem machte. Seine gelben Augen verengten sich zu Schlitzen und fielen dann zu.
    »Er ist meine Muse.« Als sie ihn fragend ansah, fuhr Andy fort: »Er ist nach Bert Jansch benannt. Das war einer der besten Gitarristen aller Zeiten.« Er stellte seinen Becher auf einen Stapel Zeitschriften, nahm eine der akustischen Gitarren vom Ständer und setzte sich auf den Futon. Nachdem er mit den Fingern leicht über die Saiten gefahren war und die Gitarre nachgestimmt hatte, begann er eine rhythmische, melodische Sequenz zu spielen, bei der es Melody fast unmöglich fand, nicht mit den Füßen zu wippen. Sein Gesicht strahlte die gleiche intensive Konzentration aus, die sie gestern im Studio beobachtet hatte, doch nach einer Weile blickte er zu ihr auf. »Erkennen Sie es nicht?«
    »Nein.« Melody fühlte sich, als ob sie bei

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