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Wer Blut vergießt

Wer Blut vergießt

Titel: Wer Blut vergießt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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eine Verbindung zwischen den beiden gab, bis ich einmal im Sommer bei Louise war und gesehen habe, wie er Tam besuchte. Ich hoffe, er ist nicht in euren Fall verwickelt.«
    Melody hatte es nicht für sehr professionell gehalten zu sagen, dass sie das ebenfalls hoffte.
    In der Columbia Road angekommen fand sie Tams Wohnung ohne Mühe und stieg die Treppe zu dem Balkon im ersten Stock hinauf. Doch die einzige Reaktion auf ihr Klopfen war das wilde Gebell der zwei Deutschen Schäferhunde, die sie durch die Fenster der Wohnung sehen konnte. Auch in der Nachbarwohnung, von der sie annahm, dass sie Louise gehören musste, rührte sich nichts.
    Entmutigt ging sie zum Wagen zurück und saß eine Weile unschlüssig herum. Am dunkler werdenden Himmel ballten sich im Westen schwere Wolken zusammen. Sie hatte einen ganzen Nachmittag vergeudet, und jetzt war der Tag fast um.
    Als sie in ihre Tasche griff, um das Handy herauszunehmen und sich bei Gemma zu melden, stieß sie Tams Karte von der Ablage, die auf dem Beifahrersitz landete und mit der bedruckten Seite nach unten liegen blieb. Auf die Rückseite hatte Andy Monahan seine Adresse und seine Telefonnummer gekritzelt.
    »Hanway Place«, las sie. Sie erinnerte sich, dass er gesagt hatte, es sei ganz in der Nähe der Oxford Street und der Tottenham Court Road. Und damit direkt auf ihrem Weg zurück nach Notting Hill.
    Die Band kann mich mal gernhaben, dachte sie. Sie würde mit Andy selbst sprechen, und sie würde ihn nicht vorher anrufen.
    Hanway Place war eine dunkle, enge Seitenstraße, versteckt hinter der riesigen Crossrail-Baustelle an der Kreuzung von Oxford Street und Tottenham Court Road. Melody überprüfte noch einmal die Adresse auf der Karte, da das Gebäude eher nach einem Lager als nach einem Wohnhaus aussah. Doch als sie geparkt hatte und zur Tür ging, entdeckte sie eine Reihe von Klingelknöpfen mit Namensschildern daneben. Der größte Teil der Wohnungen schien leer zu stehen, doch auf dem Schild neben einer der Klingeln für den ersten Stock stand »A. Monahan«, in der gleichen markanten Handschrift wie die Adresse auf der Rückseite der Visitenkarte.
    Sie klingelte, und als es in der Gegensprechanlage knackte, sagte sie: »Hier ist Melody Talbot. Kann ich Sie kurz sprechen?«
    »Kommen Sie rauf«, antwortete eine verrauschte Stimme, und dann wurde die Tür mit einem Klicken entriegelt.
    Nach dem wenig einnehmenden Äußeren des Gebäudes war das saubere und hell erleuchtete Treppenhaus eine angenehme Überraschung. Als sie die Stufen hinaufstieg, schoss ihr plötzlich durch den Kopf, dass das Make-up, das sie am Morgen aufgelegt hatte, längst aufgefrischt gehörte, dass ihr Haar vom Wind zerzaust war und dass das lange türkisfarbene Top, das sie zu Jeans und Stiefeln trug, vielleicht nicht das vorteilhafteste Outfit war. »Sei doch nicht albern«, schalt sie sich halblaut. Monahan würde nicht erwarten, dass sie sich an die Kleiderordnung für Polizeibeamtinnen hielt, und warum sollte sie das überhaupt kümmern?
    Als sie den Treppenabsatz im ersten Stock erreichte, ging eine der Wohnungstüren auf, und Monahan schaute zu ihr heraus. »Ich dachte mir, dass Sie es sind«, sagte er. »Die Sprechanlage zickt ein bisschen. Aber was will man auch erwarten?«, fügte er mit einer Geste hinzu, die das ganze Gebäude einschloss. Er trug die wollene Caban-Jacke, die sie auf dem Überwachungsvideo gesehen hatten.
    »Gerade gekommen oder auf dem Sprung?«, fragte sie, als er zur Seite trat, um sie in die Wohnung zu lassen.
    »Gerade gekommen. Wieder ein Tag im Studio. Kommen Sie, ich nehm Ihnen den Mantel ab. Sie werden ja hoffentlich nicht erfrieren, bis die Zentralheizung anspringt.« Sie streifte ihren Mantel ab, den er an einen der Garderobenhaken neben der Tür hängte, ehe er selbst seine Jacke auszog.
    Das gab ihr einen Moment Zeit, sich in der Wohnung umzusehen. Er musste ihren Blick bemerkt haben, denn er musterte sie amüsiert. »Was haben Sie erwartet? Eine Bruchbude? Ich muss zugeben, das Haus ist nicht gerade einladend. Die meisten Mieter haben wegen dem Stress mit der Crossrail-Großbaustelle schon die Flucht ergriffen, aber wenigstens sind sie hier noch nicht mit der Abrissbirne angerückt.«
    »Nein, ich – Es ist nur, äh … ich finde es interessant.« Sie fragte sich, was dieser Mann nur an sich hatte, dass er sie immer wieder aus dem Konzept brachte.
    »Interessant, ja. Kann man wohl sagen.« Er grinste, dann wurde seine Miene ernst. »Geht es

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